Object numberP 1974-8
Goldemailglas-Flasche in Amphorenform
TitelEnameled and gilded flask in the shape of an amphora
NameFlasche
Ausführung
Unbekannt
ProvenienzSchenkung
Helmut Hentrich
(1905 - 2001)
Dateca. 1270–1350
MediumEntfärbtes Glas mit gelblichem Farbstich, frei geblasen, mit integriertem ("römischen") Fuß und angeschmolzenen Henkeln; emailbemalt und vergoldet
ReignIslam - ägyptisches Mamluken-Sultanat
Dimensions(H x D): 23,2 x 12,5 cm
DescriptionAufbau des Dekors: Zartes tauartiges Band am Halsansatz, darunter auf jeder Gefäßseite zwei goldgesäumte Sterne mit plastischem Punktemailauftrag, darunter schmaler Fries mit äußerst fein gestalteten Schriftzeichen, darauf folgend breites Band mit stilisiertem Rankenwerk und ein weiteres Schriftband. Die einzelnen Ornamentzonen jeweils durch drei konzentrische Linien voneinander abgesetzt. Alle Detailformen ehemals rot konturiert.Notes
- Ein Henkel ist kleiner, der obere Ansatz nicht so elaborat wie bei seinem Gegenüber. Der Henkel könnte aus einem anderen Fundzusammenhang für die Restaurierung der Kanne verwendet worden sein. Simone Walker wies am 10.11.2011 jedoch darauf hin, dass die Bruchstellen doch für einen originalen Zusammenhang sprechen. Demnach wäre die Kanne mit auffallend unterschiedlichen Henkeln hergestellt und akzeptiert worden.
Die Herstellung der Henkel war freilich sehr heikel: Sie wurden nach Aufbringen der Emailmalerei angebracht (zum Einschmelzen der Emailfarben musste das Glas so stark erhitzt werden, dass es erweichte; wären die Henkel dann schon angesetzt gewesen, liefen sie Gefahr einer starken, irreparablen Verformung). Vermutlich wollte der Glasmacher so kurz vor der Fertigstellung des gesamten Gefäßes nicht alles durch zusätzliche kleinere Korrekturen an einem der Henkel aufs Spiel setzen.
Dieses Glas war ursprünglich ein außerordentlich reich und dicht dekoriertes Kleinod. Die Abnutzung, vor allem aber eine grobe Restaurierung haben das ursprüngliche Aussehen leider etwas entstellt. Die originale Vergoldung ist nur noch in Spuren erhalten und war ursprünglich sehr feingliedrig: Der Zwischenraum der Sterne auf der Schulter ist mit einem goldgemalten Geflecht ausgefüllt, das bis zu einem Spruchband auf der breitesten Stelle des Gefäßes reichte. Nach unten folgt ein breiter Ornamentfries und ein weiteres Spruchband.
Die Technik der Emailmalerei geht auf antike, römische Ursprünge zurück und erfuhr im 13. und 14. Jahrhundert in Syrien und Ägypten eine Blütezeit. Die sehr dichte Golddekoration in Verbindung mit den wie winzige Halbedelsteine reliefartig aufgetragenen Emailtupfen sind ein sehr seltenes Merkmal dieser Flasche, das eine Parallele im Wiener Stephansdom findet. Eine dortige Amphorenflasche war von Herzog Rudolf IV. im Jahr 1365 dem Domkapitel gestiftet worden (siehe Glass of the Sultans, Ausst. Corning und New York 2001, Nr. 125, S. 252 f.).
.- Neben den zahlreichen erhaltenen Öllampen, Bechern und Langhalsflaschen der spätmittelalterlichen islamischen Glaskunst nimmt die Doppelhenkelflasche eine Sonderstellung ein. Im Aufbau bezieht sie sich auf den Typus der antiken Amphora, den sie in Detailgestaltung und Proportion in islamische Formvorstellungen übersetzt.
Klassifikation(en)
Entstehungsort
Copyright DigitalisatFoto: Kunstpalast, Düsseldorf
Bibliography Text- Ricke, Ausgewählte Werke, 1980, S. V-7.- Elke Niewöhner: Der Sultan im Bade, Ausst. Kestner-Museum Hannover 1994- 1995, S. 83, Nr. 55.
- Ricke, Reflex, 1995, Kat.Nr. 83.
Vgl. Glass of the Sultans, Ausst. Corning und New York 2001, Nr. 125, S. 252 f. (etwas größere Amphorenflasche mit vielen ähnlichen Details, von Herzog Rudolf IV. dem Domkapitel von St. Stephan in Wien 1365 gestiftet).
Collections
Institution
Kunstpalast
Department
Kunstpalast - Glassammlung
MarkingsRechteckiger Papieraufkleber mit Aufdruck "ANLAGE 619" (jetzt in der Objektmappe).
2004
Sammeldatum: 14.01.1981