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Bert Gerresheim, Der "Brückenheilige" Johannes von Nepumuk, 1985
Der "Brückenheilige" Johannes von Nepomuk
Bert Gerresheim, Der "Brückenheilige" Johannes von Nepumuk, 1985
Bert Gerresheim, Der "Brückenheilige" Johannes von Nepumuk, 1985
© Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf
Object numberKA.SB25

Der "Brückenheilige" Johannes von Nepomuk

ArbeitstitelNepomuk-Popielusczko-Monument
NameSkulptur
Bildhauer*in (DE, geboren 1935)
Patenschaft (gegründet 1932)
Dargestellt (1350 - 1393)
Erwähnt (28.04.1909 - 20.06.1933)
Erwähnt (1947 - 1984)
Stifter*in (gegründet 1932)
Date14.6.1985
MediumBronze auf Betonsockel mit Reuler Granit verkleidet
DimensionsSkulptur: 2,4 m hoch, 1 t schwer, Sockel: 2 m hoch
InscribedDER "BRÜCKENHEILIGE" / JOHANNES VON NEPOMUK / VON BERT GERRESHEIM / STIFTUNG DES HEIMATVEREINS / "DÜSSELDORFER JONGES" / 1985 / DER 1393 DURCH DEN STURZ VON DER KARLSBRÜCKE IN PRAG ERMORDETE UND 1729 KANONIERTE HEILIGE WIRD ALS HELFER IN WASSERNOT UND BESCHÜTZER DER BRÜCKEN VEREHRT, SEIT 1945 AUCH ALS TRÖSTER ALLER DURCH UNRECHT LEIDENDEN UND VERFOLGTEN. / DER KÜNSTLER HAT DEM HEILIGEN DIE GESICHTSZÜGE DES 1984 VOM POLNISCHEN STAATSSICHERHEITSDIENST AUF DIE GLEICHE WEISE ERMORDETEN PRIESTERS JERZY POPIELUSZKO GEGEBEN UND FESSELN UND FOLTERGERÄT DEN TRADITIONELLEN ATTRIBUTEN DES HEILIGEN - KREUZ UND ZUNGE - HINZUGEFÜGT. IM SOCKEL ERINNERT DER NAMENSZUG HILARIUS GILGES AN EINEN VON DEN NATIONALSOZIALISTEN 1933 UNTER DER OBERKASSELER BRÜCKE ERMORDETEN SCHAUSPIELER. / DIE DARSTELLUNG SOLL SOMIT EIN MAHNMAL SCHWEIGENDEN WIDERSTANDS SEIN. / IM SOCKEL SIND AUSSERDEM HINWEISE MIT LOKALEM BEZUG: / ZUR GESCHICHTE DER OBERKASSELER BRÜCKE 4 BILDER UND DAS GLEITLAGER ZUM BRÜCKENVERSCHUB 1976, DAS STADTWAPPEN UND DAS VEREINSEMBLEM DER STIFTER, DER "DÜSSELDORFER JONGES". [Gedenktafel]
DescriptionAuf der südlichen Brückenrampe der Oberkassler Brücke, gegenüber der Tonhalle, auf der Seite der Kunstakademie, befindet sich die lebensgroße Bronzeplastik des Brückenheiligen Johannes von Nepomuk. Der Düsseldorfer Bildhauer Bert Gerresheim (geboren 1935, Schüler von Otto Pankok) schuf die Figur in dem für ihn typischen narrativen Realismus, der von surrealen, bizarren Elementen durchsetzt ist.

Aufgrund seines Martyriums wurde Johannes Nepomuk (um 1350 geboren als Johannes Welflin oder Wolfflin in Pomuk bei Pilsen; gestorben am 20. März 1393 in Prag) zum Schutzpatron der Brücken erhoben. Er entstammte vermutlich einer deutsch-böhmischen Familie und wuchs in Pomuk in der Nähe eines Zisterzienserstiftes auf. Nach der Priesterweihe 1380 studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten von Prag und Padua. 1389 amtierte er als Generalvikar in Prag. In dieser Funktion geriet er in den Machtkonflikt zwischen Staat und Kirche. Nach der Legende soll er der Beichtvater der böhmischen Königin Sophie gewesen sein, und weil Nepomuk dem Gemahl, Wenzel IV., den Inhalt der Beichte nicht preisgeben wollte, ließ dieser ihn zu Tode foltern und seinen Leichnam am 20. März 1393 von der Prager Karlsbrücke in die Moldau stürzen. Der Bischof ließ ihn später im Prager Veitsdom bestatten und schon kurze Zeit später setzte seine Verehrung als Märtyrer ein. Im Jahre 1729 erfolgte die Heiligsprechung des zukünftigen Brückenheiligen.
Bert Gerresheim hat der Figur die traditionellen Attribute Kreuz und Zunge (als Zeichen der Verschwiegenheit), Fesseln, Foltergeräte und Riegelschloss zugeordnet.

Die Gesichtszüge des Heiligen tragen das Antlitz eines weiteren Märtyrers, der in der jüngeren Vergangenheit den Tod fand. Sie bilden im Porträt den polnischen Geistlichen Jerzy Popieluszko (geboren am 14. September 1947 in Okopy bei Suchowola als Alfons Popieluszko; gestorben am 19. Oktober 1984 bei Wloclawek) ab. Der katholische Priester wurde aufgrund seiner Unterstützung der Opposition um die Solidarnosc vom Sluzba Bezpieczenstwa, dem polnischen Staatssicherheitsdienst, ermordet und im Jahr 2010 selig gesprochen. Ähnlich dem Schicksal Nepomuks, wurde auch dieses Opfer gefoltert und anschließend in einem Weichsel-Stausee ertränkt.

Im Sockel wird durch einen Namenszug eines dritten Gewaltopfers der jüngeren Düsseldorfer Geschichte gedacht. Hilarius Gilges war einer der wenigen Afrodeutschen, die vor dem Ersten Weltkrieg geboren wurden. Seine Mutter Maria Stüttgen war eine Düsseldorfer Textilarbeiterin; die Herkunft seines leiblichen Vaters ist nicht vollständig belegbar. Hilarius Gilges wuchs im Arbeitermilieu der Düsseldorfer Altstadt auf und schloss sich etwa 1925 oder 1926 dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) an. Er wurde Laienschauspieler bei "Nordwest ran", einer kommunistischen Theatergruppe von Wolfgang Langhoff. Dies führte ca. 1931 zu seiner Verhaftung und Verurteilung zu einem Jahr Haft. Anfang 1933, nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten, ging er in den Untergrund, was aber auf Grund seines Bekanntheitsgrads und seiner schwarzen Hautfarbe nur schwer umsetzbar war. In der Nacht zum 20. Juni 1933 wurde er, vermutlich von sechs Gestapo- und SS-Angehörigen aus seiner Wohnung in der Düsseldorfer Altstadt zum Rheinufer verschleppt, dort brutal misshandelt und umgebracht. Die Täter wurden, auch nach Ende des Nationalsozialismus, nie gerichtlich verurteilt.
In der Erinnerung an diese drei Einzelschicksale, in der Figur des Brückenheiligen vereint, erhält die Plastik die Qualität eines Mahnmales für die Gewaltopfer im Widerstand gegen Repression und Diktatur. Er spannt einen historischen Bogen in die Gegenwart und aktualisiert die Betroffenheit eben auch der jüngeren Geschichte Düsseldorfs.

Michael Voets

Classifications3D Kunst - Skulptur
Öffentlicher Standort
Straßenverzeichnis Düsseldorf
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Copyright Digitalisat© Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf

Kunst im öffentlichen Raum

D:kult online präsentiert die Kunst im öffentlichen Raum der Landeshauptstadt Düsseldorf! Dieses digitale Verzeichnis hat zum Ziel, alle Kunstwerke, Brunnen und Denkmäler aufzuführen, die sich über das gesamte Düsseldorfer Stadtgebiet verteilen. Noch ist diese Übersicht nicht vollständig, sie wächst stetig indem sie fortwährend ergänzt, erweitert und aktualisiert wird. Nicht in jedem Fall konnten Angaben zu Werken bzw. Werkstandorten aus den dafür genutzten Quellen verifiziert oder aktualisiert werden. Gerne nehmen wir Korrekturen und Aktualisierungen vor und freuen uns über Hinweise unter: dkult.info@duesseldorf.de.
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