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Brief von Friedrich Schiller
Korrespondenz von Friedrich Schiller an Christian Gottfried Körner
Brief von Friedrich Schiller
Brief von Friedrich Schiller
Object numberHHI.94.5036.19

Korrespondenz von Friedrich Schiller an Christian Gottfried Körner

NameBrief
Absender*in (1759-1805)
Empfänger*in (1756 - 1831)
Date1789
Description"Mein heutiger Geburtstag erinnert mich, daß ich Dir lange nicht geschrieben habe, vielleicht aber hast du mich im Herzen entschuldigt. Ich muß mir für diesen Winter Toleranz von Dir erbitten, wenn Du seltener von mir hörst, denn, so wie diesen Winter, bin ich solange ich lebe, nicht obsedirt gewesen von der Arbeit. Du kannst Dirs leicht denken, wenn ich Dir sage daß ich alle Tage eine ganze Vorlesung machen und wörtlich niederschreiben muß ; also jeden Tag fast zwei gedruckte Bogen, ohne die Zeit die auf Lesen und Excerpiren hingeht. Du wirst sagen, ich mache mir die Arbeit unnöthig schwer, aber mein äußerst schwaches Gedächtniß nöthigt mich dazu. Der Vortheil, den ich dabey habe, ist für die Zukunft beträchtlich, auf die Gegenwart darf ich freilich nicht sehen. Mein privatum ist äußerst miserable ausgefallen, woran ich freilich zum Theil selbst Ursache bin. Ich schickte den Anschlagzettel von Rudelstadt hieher,er wurde aber weil etwas daran fehlte nicht angeschlagen biss ich selbst kam, und dieses war, da die Collegien schon angefangen hatten. Die Studenten hatten also ihre Eintheilung schon gemacht ; ausserdem habe ich einige sehr fatale Collisionen in den Stunden nicht vermeiden können. Kurz, ich bin erbärmlich gefahren, meine ganze Anzahl besteht aus 30, wovon mich vielleicht nicht zehen bezahlen. An diesem würde mir just am wenigsten liegen, wenn mich der schlechte Anfang nicht überhaupt verdröße. An meinem Hauptplan wird nichts verändert, ich arbeite meine Geschichte aus, wie für 100, und der Nutzen muß sich auf eine ganz andere Art für mich ergeben. Indeßen habe ich erschrecklich viel Arbeit mehr, weil meine schriftstellerische Arbeiten dabey fortgehen müssen. Zum Glück habe ich die Memoires, woran zwey Mitarbeiter sind, denen ich nur die Hälfte des Honorars zu bezahlen brauche. Der erste Band wird diese Woche gedruckt seyn, und der Zweyte kommt unter die Presse. Die Abhandlung, die ich darzu machte, wird Dir nicht uninteressant seyn.
Hir schicke ich Dir die Antrittsrede, die mir nichts als Händel gemacht hat. Ich nenne mich in aller Unschuld darinn einen Professor der Geschichte, weil mir (wie Du leicht denken kannst) nicht bekannt war, daß ich dadurch mit einem der eine Nominalprofessur zur Geschichte hat, collidiren könnte. Dieß ist Heinrich, der darüber Lerm geblasen hat.Sie ließen mirs durch Grießbach wissen, daß ich der Sache abhelfen möchte, welches leicht angeht, da sie neu aufgelegt wird und also der Professor der Geschichte in einen Professor der Philosophie verwandelt werden kann. Ist dieß aber nicht erbärmlich? Und der Academiediener, der sie aus dem Buchladen fo(r)dert, ist so insolent, da man sie ihm nicht gibt, weil sie schon versendet war, den angeklebten Titel von der Thüre wegzureißen. Mit solchen Menschen habe ich zu thun.
Gebe der Himmel, daß ich Dir, in dem nächsten halben oder ganzen Jahr möge Nachricht geben können, daß ich irgend anderswo angestellt bin. An meiner Thätigkeit fehlt es nicht..."

ClassificationsArchivalie - Korrespondenz
Curatorial Remarks1 eigenhändiger Brief mit Unterschrift
AbsendeortJena
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