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Bild nicht vorhanden für Man Ray (Regie), EMAK-BAKIA, 1926
ObjektnummerFM.Film.6702

EMAK-BAKIA

Sonstiger TitelEmak Bakia
Regie (1890 - 1976)
Datierung1926
Beschreibung"In der Dunkelkammer zerschnitt ich das Filmmaterial in kleine Streifen, die ich auf meinem Arbeitstisch verteilte, um sie dann - wie ein Koch, der seinen Braten vorbereitet - mit Pfeffer und Salz zu würzen. Über andere Streifen verstreute ich zufällig Nadeln und Heftzwecken. Das Ganze belichtete ich dann etwa ein oder zwei Sekunden, genauso wie meine unbewegten Rayogramme. Danach hob ich den Film vorsichtig vom Tisch, schüttelte alles ab und entwickelte das Material. Am nächsten Morgen untersuchte ich mein inzwischen getrocknetes Werk: Salz, Nadeln und Heftzwecken waren perfekt abgebildet, weiß auf schwarzem Grund, wie auf Röntgenbildern. Allerdings waren die Einzelbilder nicht wie bei einem gewöhnlichen Film voneinander getrennt. Wie würde das projeziert aus- sehen? Ich hatte keine Ahnung" (Man Ray). Man Rays erstes Filmexperiment, "La Retour à la Raison", das 1923 auf Anregung von Tristan Tzara für eine Dada-Soirée entstand, war ein Spiel mit Licht und Schatten, Negativ und Positiv (und insofern Rays photo- graphischen Arbeiten ähnlich). Sein nächster Film, Emak Bakia, macht von denselben Elementen Gebrauch. Die Bilder glichen einem Schneesturm, dessen Flocken in alle Richtungen flogen, statt zu fallen und sich in eine Wiese mit Gänseblümchen verwandelten, als wenn der Schnee, kristallisiert, zur Blume wurde. Es folgt die Sequenz der Nadeln: weiß, ungeheuerlich, kreuzten sie sich, drehten sich, wie in einem epileptischen Tanz. Dann kam ein einzelner Reißnagel, der sich verzweifelt bemüht, die Leinwand zu verlassen (Man Ray). Emak-Bakia, dessen Herstellung durch Arthur Wheeler vorgeschlagen und finanziert war, steigert das Licht- und Schattenspiel - Leuchtreklamen und wandernde Schriften, bewegte Lichter einer nächtlichen Stadt - bis zur Abstraktion: Über weite Strecken des Films verwandeln sich bewegte, reflektierende Objekte in einen Tanz der Linien; rotierende Spiegel sprengen die Konturen vertrauter Gegenstände. Die Wirklichkeit erscheint zur Lichtspur - zu Punkten, Streifen, Spritzern - transformiert. Zwischen Maschinen, zwischen den Revolverkopf-Objektiven der Kamera blinzelt ein menschliches Auge. Neben der durch Spiegelung, Lichtbrechung, Geschwindigkeit erreichten Abstraktion findet sich eine Verfremdung alltäglicher Umgebung wie sie schon "Entr'acte" unternommen hatte: verwinkelte Kamerapositionen, in rasender Fahrt zieht Landschaft vorbei, steht Kopf. Aus zerlegten und wiederholten Bewegungsabschnitten wird Verdoppelung und Vermehrung: Man sieht Frauenbeine, die aus einem Auto steigen, wieder und wieder, erst zwei, dann vier, schließlich sechs. Ein Idol - vielleicht aus Kork bestehend - dreht sich um sich selbst, verdoppelt sich bei zunehmender Geschwindigkeit. Ray komponiert Bilder aus geometrischen Formen, die (per Stop-Trick) unvermutet auftauchen, sich übereinander stapeln, wieder verschwinden. Kuben, Spielwürfel, Kegel und der Hals einer Bratsche tanzen umeinander - einer bewegten kubistischen Collage ähnlich. Daneben Situationen, die absurde Kombinationen nicht über den Schnitt, sondern im Bild selbst erzeugen. Anders als in "Entr'acte" sind dies jedoch aus der Alltäglichkeit heraus entwickelte Verfremdungen: - Ein Auto fährt vor, ein Mann im gestärkten Hemd betritt das Haus. Er beginnt, sich seinen Kragen vom Hemd zu reißen. Rückwärts springen abgerissene Kragen hoch in die Luft, wie die Skulptur einer seltsamen Blume dreht sich einer dieser Kragen, schneller werdend, sich verdoppelnd. - Eine Frau sitzt vor dem Spiegel, schminkt und kämmt sich. Später wird man sie auf einem Bett liegen sehen, die Augen geschlossen, die geschlossenen Lider mit starrenden Augen bemalt. Sie öffnet ihre anderen Augen und schließt sie wieder, das Bild beginnt sich zu drehen. Das Absurde wächst aus dem Alltag hervor, menschiche Körper, Gesten, Handlungen werden unter dem kühlen Blick der Kamera in Linien, seltsam bewegte Objekte zerteilt. Zugleich ist ein Ansatz zum Szenischen, eine Tendenz zur Geschichte, die sich für Augenblicke aus zersprengten Momenten zusammenfügt, erkennbar, die sich in Man Rays späteren Filmen weiterentwickeln wird. Judith Klinger aus: Programmheft des Symposiums "Hochzeit der Künste"
(Quelle: Filmmuseum Düsseldorf)
KlassifikationTon/bewegtes Bild - Werk
Produktionsland
FilmgenreAvantgarde
Abteilung FM Filme
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