ObjektnummerHHI.2008.G.5001.78
Bürotagebücher des Literaturbüros NRW
Hersteller*in
Rolfrafael Schröer
(DE, 1928 - 2022)
Hersteller*in
Lore Schaumann
(DE, 1920 - 2012)
Datierung1980-1987
BeschreibungDer umtriebige Autor und Organisator Rolfrafael Schröer war 1980 Initiator des Literaturbüro NRW. In einem Interview aus dem Jahr 2010, das hier in einem Auszug wiedergegeben wird, berichtet Schröer über die Gründungsphase des ersten Literaturbüros der Bundesrepublik sowie das Zustandekommen der Zusammenarbeit mit Lore Schaumann:"Ich war im Schriftstellerverband und öffentlichkeitsbegabt, kannte viele Leute, z. B. Hilde Domin und Heinrich Böll. Die erzählten immer, wie lästig das wäre, dass sie so viel Post bekämen, von Leuten, deren Sachen sie lesen sollten und dazu hätten sie keine Zeit. Und das würde wohl auch manchmal unangenehm werden. Die Leute würden sie dann auch beschimpfen und würden ihre Bücher nicht mehr kaufen. In dieser Klemme sahen sie sich. Und da war meine Idee, das ist doch ganz einfach, wenn zwei Leute, [...] eine Autorin und ein Autor oder eine Kulturredakteurin und ein Autor, jedenfalls Insider, die mit ihrer literarischen Arbeit nicht Bestseller-Honorare einheimsen konnten, gleichzeitig aber Qualität besaßen, das heißt also schon Anerkennung literarisch hatten, wenn die dafür bezahlt würden, dass sie solche Dinge einsammeln, begutachten und eventuell weitervermitteln oder den Leuten das ausreden. Das war die Grundidee. [...]
Und dann habe ich einen Modellentwurf gemacht, wie ich mir das vorstellte, bin damit zum Kultusminister gegangen: So was möchte ich gerne machen, aber wo kommt Geld dafür her? Das fand er sehr gut und dann setzte er dafür einen Termin an. [...] Und dann bin ich in meinem Arbeitskittel geblieben [Schröer arbeitete zu diesem Zeitpunkt in einer Graveur-Werkstatt], hab mir die Hände noch mal ein bisschen ölig gemacht und bin da hin gefahren. [...] Dann hab ich alle mit meinen öligen Händen begrüßt, und dann habe ich mein Modell noch mal vorgetragen. Da waren alle ganz still. [...]
Lore Schaumann war a) älter, b) gebildeter als ich, ich war ja so ein Seiteneinsteiger in das ganze Intellektuelle. Sie war außerdem auch noch musikalisch, sie verstand etwas vom Theater, von der Musik und von der Literatur. [...] Und jetzt hatte ich plötzlich 3.000 Mark anzubieten. Ich sag ihr: Frau Schaumann, das und das steht an. Eine Art Autorenagentur, ich hab den Spitznamen Literaturbüro gefunden, wo zwei Insider - und ich schlage Sie vor und mich natürlich, der ich das jetzt ausgeheckt habe - für die Autoren da sind, sie zu Verlagen, Zeitschriften, Veranstaltungen vermitteln, Literatur überhaupt auch organisieren. Ja, sagt sie, das kann ja ganz interessant werden."
KlassifikationArchivalie - Sonstige Sammlung
Anzahl/Art/Umfang7 Kladden
EntstehungsortDüsseldorf
Institution
Heine-Institut und Schumann-Haus
Abteilung
HH Schriftstellernachlässe