Objekte von „Hetjens: Wegely Porzellan“
In Meißener Manier – Berliner Porzellan der Manufaktur Wegely
Die frühesten Berliner Porzellane entstanden in der Manufaktur Wegely. Schöpfungen der nur sechs Jahre produzierenden Manufaktur (1751–1757) des Kaufmanns Wilhelm Caspar Wegely gelten heute als Raritäten. Das Hetjens-Museum – Deutsches Keramikmuseum besitzt dank einer privaten Schenkung die weltweit größte Sammlung dieser Art.
Neben einer Vielzahl der berühmten Puttenfiguren der Manufaktur gehören bunt staffierte wie unbemalte Göttergestalten, Allegorien der Jahreszeiten und Komödianten zum Düsseldorfer Museumsbestand. Einen repräsentativen Eindruck von der Qualität der Erzeugnisse vermittelt zudem die Auswahl an Servicevariationen, Vasen und Körben mit plastischen Blüten sowie feinen Riechfläschchen. Die Ausstellung bietet somit einen facettenreichen Überblick der kurzen Produktionszeit.
Gleich nach seiner Thronbesteigung im Jahr 1740 wünschte König Friedrich II. von Preußen (1712–1786), einen Porzellanbetrieb nach Vorbild der Meißener Manufaktur in Berlin anzusiedeln. Der Besitz einer Manufaktur für Luxuswaren erhöhte das Ansehen eines Fürsten zu dieser Zeit enorm. August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, genoss als Besitzer und Mäzen der ersten europäischen Porzellanmanufaktur in Meißen höchste Bewunderung. Friedrich der Große hoffte nicht nur auf die wirtschaftlichen Vorteile einer solchen Gründung für sein Reich. Er schätzte auch die künstlerischen Vorzüge des fein modellierbaren wie hart zu brennenden Materials.
Schon Friedrichs Urgroßmutter Luise Henriette von Oranien-Nassau, die Gemahlin des Großen Kurfürsten, galt als bedeutende Porzellanliebhaberin. Ihr Gatte ließ ihr daher in Schloss Oranienburg das erste europäische Porzellankabinett einrichten. Bereits als Kronprinz bestaunte Friedrich die kostbaren Meißener Erzeugnisse am Dresdner Hof Augusts des Starken. Als Friedrich im Verlauf des Zweiten Schlesischen Kriegs (1744–1745) die Meißener Albrechtsburg militärisch besetzte, ließ er 52 Kisten mit kostbarem Porzellangut beschlagnahmen und nach Berlin bringen. Die prunkvollen Meißener Schätze bestärkten sicherlich seinen Wunsch, eine Manufaktur in Berlin anzusiedeln.
Das Privileg zur Porzellanherstellung erteilte Friedrich der Große 1751 Wilhelm Caspar Wegely (1714–1764). Der Spross einer Schweizer Wollzeugfabrikantenfamilie sagte seinem Landesherrn zu, dass er „der Meißner Fabrique an Schönheit der Waaren wenigstens gleich kommen, und was den Preiß anlanget, es derselben weit zuvorthun und mein Porcellain viel wohlfeyler als selbige verkauffen will“. Mit Unterstützung von Porzellinern aus Höchst, Fürstenberg und Meißen gelang Wegely erfolgreich die Einrichtung der ersten Porzellanmanufaktur Berlins in einem ehemaligen Kommandantenhaus auf der Neuen Friedrichstraße. Zu den fast 50 Mitarbeitern zählten auch der Miniaturmaler Isaac Jacob Clauce sowie der Bildhauer und Arkanist Ernst Heinrich Reichard, die der König später beide an der Königlichen Porzellanmanufaktur verpflichtete.
Nach anfänglichen Brennschwierigkeiten glückte Wegely die Zusammenstellung eines Sortiments mit Kaffee- und Teeservicen, Figuren und Flakons. Die Geschirrentwürfe und Figurenplastiken wurden bevorzugt Meißener Vorbildern entlehnt, wie unter anderem die Kopien des bekannten Liebespaars „Skaramuz und Colombine“ des Meißener Modellmeisters Johann Joachim Kaendler belegen. Auch bei der Berliner Puttenserie handelt es sich um Nachbildungen der heute teils verlorenen Modelle Kaendlers. Einen Satz von 28 Meißener Amouretten erwarb 1756 die französische Mätresse Madame de Pompadour. Die in der Manufaktur Wegely nachmodellierten Putti zeigen gröber gestaltete Gesichtszüge und auch leicht verzogene Körperhaltungen, was jedoch den besonderen Charme der kleinen Amoretten ausmacht. Auch der charakteristische Reliefgitterdekor, der viele Wegely-Geschirre ziert, lässt sich auf Meißener Entwürfe zurückführen.
Finanzielle Engpässe während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) leiteten das rasche Ende der ersten Berliner Porzellanproduktion ein. Aufgrund der kurzen Produktionszeit von sechs Jahren sowie der außergewöhnlichen künstlerischen Gestaltung mythologischer wie allegorischer Figuren sind die Erzeugnisse Wegelys eine besondere Sammlung im Hetjens.