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Objekte von: Walter Oehmichen

Künstler*inneninfo
Walter Oehmichen1901 - 1977

Walter Oehmichen besuchte bis 1920 in Düsseldorf die Schauspielschule von Luise Dumont (1862 - 1932) und erlernte daneben auf elterlichen Wunsch den Beruf eines Fotografen.

Nach Engagements in Nordhausen, Gleiwitz, Neuß, Duisburg, Osnabrück und Thale kam er 1931 zusammen mit Erich Pabst (1890 - 1955) nach Augsburg. 1931 wurde er Oberspielleiter des Schauspiels am Augsburger Stadttheater, 1941 Landesleiter der Reichstheaterkammer (Gau Schwaben). Eine der bedeutendsten seiner fast 100 Inszenierungen war die Oper "Elektra" 1936 an der Augsburger Freilichtbühne, bei der Richard Strauss selbst dirigierte.

Oehmichen eröffnete 1943 selbst eine kleine Marionettenbühne in seiner Wohnung, den "Puppenschrein". Zur Premiere wurden "Die Drei Wünsche" von Franz Gf. V. Pocci gegeben - er hatte dafür die Puppen geschnitzt, seine Frau die Kostüme gefertigt. Das kleine Theater wurde bei einem|Luftangriff 1944 zerstört.

Oehmichen kam für die Bearbeitung ernster und heiterer Stoffe seine langjährige Erfahrung als Schauspieler und Regisseur zugute; zugleich war er in der Lage, Bühnenausstattungen zu basteln und Puppen zu schnitzen. Seine Frau unterstützte ihn als Sprecherin und Puppenführerin, die beiden Töchter übernahmen Geschäftsführung und Gestaltung der Puppen. Am 26.2.1948 konnte die neue Marionettenbühne in der ehemaligen Kirche des Heilig-Geist-Spitals, einem Bau Elias Holls am Roten Tor, mit dem "Gestiefelten Kater" der Gebrüder Grimm eröffnet werden. Mehr als 70 Märchen oder Kinderbuch-Stücke gelangten in der Folge zur Aufführung, von denen "Frau Holle", "Das tapfere Schneiderlein", "Der Räuber Hotzenplotz" und "Die kleine Hexe", letztere bearbeitet von Manfred Jenning (1929 - 79), die erfolgreichsten waren. Das Abendprogramm für Erwachsene brachte Stoffe von Bidermann, Goethe, Strindberg, Brecht und Dürrenmatt. 1951 gelang Oehmichen mit dem "Kleinen Prinzen" von Saint-Exupéry seine wohl bedeutendste Inszenierung, die das Theater weit über Augsburg hinaus bekannt machte.

1953 war die "Puppenkiste" zum ersten Mal mit Prokofieffs "Peter und der Wolf" im Fernsehen zu sehen (Norddt. Rundfunk Hamburg / NDR). Danach wurden bis 1985 mit großem Erfolg über hundert Märchen und Kinderserien (Jim Knopf, Oblong Fitz Oblong, Urmel aus dem Eis/Hess. Rundfunk) sowie über 800 "Sandmännchengeschichten" (NDR) ausgestrahlt. Mit diesen Sendungen vollzog sich jedoch auch eine allmähliche Entwicklung von der Direkt-Übertragung einzelner Theatervorstellungen zu eigenen, die speziellen Anforderungen und technischen Möglichkeiten des neuen Mediums berücksichtigenden Fernsehproduktionen.

Quelle: Marschall-Oehmichen, Hannelore; Sonntag, Regine, "Oehmichen, Walter", in: Neue Deutsche Biographie 19 (1998), S. 433 f. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd139134530.html [Stand: April 2013].

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