ObjektnummerP 2005-1270
Silberdeckeldose: entweder mit der Darstellung des Affengenerals Hanuman oder mit der seines Sohnes Matchanu
ObjektbezeichnungDose
Künstler*in
Unbekannt
DatierungWohl 2. Hälfte 19. Jahrhundert
Material/TechnikSilber, getrieben und graviert
MaßeH 4, B 7,1, T 6,2 cm, Gewicht: 63 Gramm
BeschreibungDiese Deckeldose zeigt in reliefartiger Darstellung entweder den Affengeneral Hanuman oder seinen Sohn Matchanu. Letztgenannter ist aus einer Verbindung des Affengenerals Hanuman mit der Meerjungfrau Suvan-madcha hervorgegangen. Deshalb hat sein Erscheinungsbild eigentlich die spezielle Darstellung eines Affen, jedoch mit einem Fischschwanz.Auf der Deckeldose ist - wie gesagt - einer der beiden hinduistischen Götter mit nacktem Oberkörper und ihn schmückendem Brustgeschirr abgebildet. Der im rechten Darstellungsfeld zu sehende Fischschwanz ist entweder eine szenische Anspielung auf die genannte Meerjungfrau - in diesem Fall würde es sich um die Abbildung des Hanuman handeln - oder dem Abgebildeten ist neben der Darstellung seiner beiden Beine hinzu auch noch der dem Matchanu eigene Fischschwanz zugedacht, was aber szenisch wenig sinnvoll wäre und der langläufigen Ikonografie, nämlich dem eingeführten Darstellungsmuster des Hanuman-Sohnes, nicht entspräche. Die Dosenwandung ist der kompliziert szenischen Gestalt angepasst. Während der glatte Dosenboden mit einer Rehbocksdarstellung verziert ist.
Wenn Kambodscha heute auch ein überwiegend buddhistisch geprägtes Land ist, war es religiös für lange Zeit vor allem hinduistisch bestimmt. Teilweise bestanden beide Glaubensvorstellungen auch nebeneinander. Deutlich wird dies durch die sowohl buddhistisch ausgerichteten wie auch durch jene hinduistischen Göttern gewidmeten Tempelanlagen; jene von Angkor Wat.
Der aus dem indischen Kulturkreis stammende Affengott Hanuman und General eines Affenheeres wird im hinduistischen Kult stark verehrt und gilt dort als tatkräftige sowie als helfende, loyale Gestalt. In den Erzählungen des berühmten indischen Nationalepos Ramayana und in hinduistischen Schriften, jenen neben den Veden fast ebenso bekannten Puranas, wird aus dem Leben Hanumans und der mit ihm verbundenen Vorstellungswelt berichtet.
In heutiger Zeit gehören auch szenische Aufführungen des königlichen Balletts von Kambodscha zu dieser Traditionspflege. Zu dessen Standards zählt während der Bühnenaufführungen auch das Erscheinen der Figur Hanumans, während im heutigen Thailand auch dessen Sohn Matchanu bei Tanzveranstaltungen dargestellt wird.
Wahrscheinlich diente diese zwar sehr gut gearbeitete, doch in ihrem Formenkanon völlig unklar strukturierte Silberdose zur Aufbewahrung von Betelnüssen oder von Geschmacksstoffen wie aber auch von Kalk im Zusammenhang des Betelnusskonsums.* Manchmal wurden solche Behältnisse auch zur Lagerung von Schmuck oder für Kosmetika benutzt. Zudem wurden kambodschanische Silberdosen für die Aufbewahrung von Gewürznelken eingesetzt.
Diese Dosen wurden auch immer wieder zu Hochzeiten oder zu anderen Festlichkeiten verschenkt. Zudem spielten sie zuweilen im sakralen Kult eine Rolle und fanden eine Verwendung auf dem familiären Hausaltar.
Bis etwa zur Mitte des letzten Jahrhunderts waren es Silbermünzen oder Chiang-Sycee-Silberbarren, sogenanntes Sattelgeld (siehe dazu die Nr. mkp.P 2005-1203 und mkp.P 2005-1296), die das Grundmaterial für diese Behältnisse lieferten. Später wurde Silber auch aus dem europäischen Ausland, aus China und aus den USA nach Kambodscha eingeführt, aus dem die Behältnisse hergestellt wurden.
Frühe Dosen mit Tierdarstellungen, aber auch die anderer Abbilder aus Kambodscha stammen aus dem 19. Jh. und sind möglicherweise beeinflusst durch die Rezeption keramischer Gefäße der Khmer - den Vorfahren der heutigen Kambodschaner - aus dem 11. Jh.
Ab dem letzten Viertel des 19. Jh. ist durch den Einfluss der Franzosen auch europäisches Formenvokabular bei der Silberschmiedekunst, jedoch mit traditionellem Dekor vermischt, vermehrt festzustellen. Besonders zwischen den beiden Weltkriegen wurden Deckeldosen in Tierform hergestellt, wobei Elefanten und Löwen-Hunde die beliebtesten Motive waren. Deckeldosen des 20. Jh. sind aufwendiger und vor allem kleinteiliger dekoriert als jene eher schlichten des vorhergehenden Jahrhunderts.
Alte kambodschanische Dosen gehören durch ihren Formenreichtum zweifellos zu den schönsten und auf das aufwendigste gearbeiteten Silberwaren ganz Südost-Asiens. Besonders durch ihre originellen, an der Natur orientierten Darstellungen sind sie berühmt und begehrt. Und dies so sehr, dass sie vielfach nach alten Vorlagen heute nachgearbeitet werden. Durch ihre Qualität, auch ausgedrückt in ihrem Variationsreichtum, stellen sie neben den Waren chinesischer Handwerker wohl die Spitze der Silberschmiedekunst dieser Region dar.
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Die Samen der Betelnuss-Früchte der in fast allen tropischen Gebieten in Asien vorkommenden Betelnusspalme (Areca catechu) werden überwiegend von Männern konsumiert.
Die für diesen Zweck zerkleinerten Betelnusssamen werden mit auf Blättern aufgebrachtem, gelöschtem Kalk sowie mit Geschmackszusatzstoffen - zum Beispiel mit Pfefferminze oder mit Kau-Tabak vermischt - und über Stunden im Munde gehalten. Der dabei entstehende Speichel ist Rot gefärbt und wird regelmäßig an allen Orten ausgespuckt.
Der Betelnusskonsum hat durch den Wirkstoff Arecolin eine leicht anregende Wirkung, zudem mildert er ein etwaiges Hungergefühl. Der Genuss ist aber vor allem wegen des drohenden Mundschleimhaut- und Zahnverfalls bedenklich und daher potentiell stark gesundheitsschädlich. Nach langem Gebrauch verfärben sich als sichtbares Ergebnis die Zähne tief-schwarz. Dennoch ist der Betelnuss-Gebrauch fast überall in Asien, besonders in ländlichen Gebieten, noch immer sehr populär. W. Alberg
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Alltags- und Gebrauchsgegenstand
Entstehungsort
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
Literatur/QuellenK. I. Matics: Cambodian Silver Animals - A Long Tradition of Artistic Heritage, Bangkok/Thailand 2002In Sammlung(en)
Institution
Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004
wohl 2. Hälfte 19. Jahrhundert
Unbekannt
wohl 19. Jahrhundert
Unbekannt
wohl 1. Hälfte 20. Jahrhundert oder später