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Stehender Buddha auf Plinthe, Wohl 12. Jahrhundert
Stehender Buddha auf Plinthe
Stehender Buddha auf Plinthe
Kunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
ObjektnummerP 2005-1146

Stehender Buddha auf Plinthe

ObjektbezeichnungBuddha
DatierungWohl 12. Jahrhundert
Material/TechnikBronze mit grüner Patina


MaßeH 18,4, B 6,5, T 3,7 cm
BeschreibungDie beiden Hände des Erhabenen führen die abhaya-mudra aus, das Symbol für Furchtlosigkeit.

Die Figur stammt aus einem vormals wohl mehrteiligen Ensemble. Es ist die Darstellung eines königlichen Buddhas: Krone, großzügiges, geradezu kostbar anmutendes Collier, Oberarmreifen sowie ein üppig dekorierter Gürtel über dem hier lang formulierten Wickelrock. Zudem ist die Abbildung von einem mantelartigen Cape hinterfangen, das von der indischen Pala-Zeit des 8. bis 12. Jh. inspiriert wurde.

Die dem Betrachter demonstrativ zugewandten Hände sind durch die Darstellung des Rades der Lehre auf den Handinnenflächen deutlich hervorgehoben und werden so zu Hinweisen auf das Dharma.
Das eher strenge, bald eckig geformte Gesicht vermittelt ebenso den Stil Angkor Wats wie die zusammengewachsenen Augenbrauen. Auffällig ist die geradezu individuell, fast porträthaft vorgeschobene Unterlippe wie überhaupt die Ausgestaltung des Gesichts. Am hinteren Haupt ist eine schlingenartige Befestigung fixiert, in die eine Dekorationsbeigabe vormals gesteckt war. Vielleicht die schematisierte Darstellung eines Baumes oder die eines Schirmes als Ehrenzeichen.

Die Stirn bildet eine Urna, einen sogenannten, hier abstrahierten Haarwirbel ab,
eines der zweiunddreißig traditionellen Erkennungszeichen eines Erleuchteten.
Der Fundort dieser Figur soll Nord-Thailand gewesen sein, was für ein Bildnis im Lopburi-Stil spräche; dennoch handelt es sich auf Grund seiner Schlichtheit und klaren Formulierung doch eher um ein Werk im Angkor Wat-Stil.
Da aber archäologische Zusammenhänge der Grabungssituation fehlen, lassen sich endgültige und absolut sichere Zuschreibungen nur schwerlich treffen.

Das Bild Buddhas ist eine auf dem indischen Subkontinent erstmals formulierte Darstellung, die - um die Zeitenwende entwickelt - bis heute fortgeführt wird. Aus dem Bedürfnis nach konkreter Vergegenwärtigung entstand seine figurale Zurschaustellung, dabei war das Prinzip indischer Kunst nicht Imitation. Ihr ging es um die Wiederholung verbindlicher Muster, nicht um eine individuelle künstlerische Leistung. Eine eurozentrische Kulturauffassung mit dem autonomen Schöpfer ist dem Asiatischen fremd gewesen.
Die Literatur berichtet, dass es ein buddhistisches Urbild gab, also einen Prototyp, auf den sich das traditionelle Buddha-Bild bis heute bezieht. Doch ist dies nur religiöse Legendenbildung. Auch die Vorstellung, das Abbild Buddhas sei eine Umformung einer Yaksha genannten Naturgeisterfigur, ist abzulehnen. Sein Vorbild war nach seiner zuerst anikonischen, durch Symbole vertretenen Darstellung allein die menschliche Gestalt. Denn Götter-Bilder, wie auch die von Heiligen, orientieren sich am Menschen, nicht umgekehrt. Das Ziel einer Buddha-Darstellung ist ein im Abbild des Erhabenen intendiertes Ideal musterhafter Verkörperung der in ihr zur Anschauung gebrachten Lehre.

Vollplastische Darstellungen Buddhas wurden erstmals in Gandhara - einem Gebiet im heutigen Afghanistan sowie Pakistan - und in Mathura - im Norden Indiens - herausgebildet. Gandharas Skulptur ist eine Gewandstatue. Ihr ist der Status des Rezeptiven, die Übernahme von Vorbildern des Mittelmeerraumes anzusehen. Gandharas Blütezeit war zwischen dem 1. und dem 5. Jh. Von vielen wird eine Urheberschaft im Hellenismus angenommen, der Buddha dabei gar als das Abbild des griechischen Apolls im Gewand des indischen Heiligen betrachtet. Doch ist die Gandhara-Skulptur wohl eher eine im Sinne des Wortes merkwürdige kulturelle Leistung, ein herausragender Beleg des Zusammentreffens einer abendländischen Ästhetik mit bildlichen Vorstellungen des Ostens und das Ergebnis einer sich gegenseitig befruchtenden Vereinigung gegensätzlicher Kulturen. Gandharas Buddha-Figuren sind aus grauem Schiefer und/oder Stuck geschaffen; ursprünglich waren sie bemalt und vergoldet. Mit ihrer Hilfe war es erstmals möglich, einen konkreten Bezug auf den Religionsgründer bildlich herzustellen. Die buddhistische Sakraldarstellung wurde, von der Seidenstraße ausgehend, in Asien verbreitet und hat die Lehre popularisiert.

Das Material der Sakralkunst Mathuras, südlich von Delhi gelegen, ist der in diesem Gebiet zu findende rote Sandstein. Es ist keineswegs der unterschiedliche Werkstoff - die Gandhara-Skulptur bedeutet Schiefer und/oder Stuck -, es sind die beinahe vollkommen gegensätzlichen Weltbilder sowie daraus geborene unterschiedliche ästhetische Überzeugungen, die die beiden Schulen buddhistischer Plastik ausmachten und ihre Kulturbilder so verschieden erscheinen lassen.
Die Plastik Mathuras zeichnet sich vor allem durch eine noble, geradezu explizite Vergeistigung aus. Und es ist das unabdingbare Prinzip traditioneller indischer Kunst, welches in ihr zur Anschauung kommt: nämlich die Darstellung des Sakralen und seine in Mathura anlagebedingte, geradezu suggestive Bestimmtheit. Diese spezifische Sichtbarmachung des Transzendenten, also das Überschreiten des sogenannten Wirklichen, gründet sich - anders als in Gandhara - in Mathura unter weitgehendem Verzicht auf fremdländische Vorbilder. Welche von beiden Kunstschulen - ob nun Mathura oder vielleicht doch Gandhara - haben es eher zum vollplastischen Bildnis Buddhas geschafft? Aus der historischen Distanz ist dies nicht mehr zu entscheiden.

Die wichtigste Regel für die Formulierung einer Buddha-Darstellung heißt: die Formulierung des Schönen und der Ausdruck des Idealen. Ihr Ergebnis ist die erhabene Körpergestalt eines allen Überlegenen, mit immerwährender Jugendlichkeit Versehenen. Buddha-Figuren werden zumeist vergoldet. Im Buddhismus bedeutet Gold auch die Veranschaulichung eines der traditionellen zweiunddreißig Hauptmerkmale der Darstellung seines Heiligen, denn der Körper des Erhabenen wurde als goldfarben beschrieben. Traditionell ist Gold - und mit dem Bestreben buddhistischer Lehre unabdingbar verbunden - ein Kennzeichen für Wahrheit und Wert.
Zu den verbindlichen Gestaltmustern einer Buddha-Darstellung gehört auch ein Lächeln. Es ist das in ihm bildhaft gewordene Versprechen einer durch Meditation erreichbaren und von Materialität unabhängigen Glückseligkeit. Für buddhistische Sakralwerke bestimmte Regeln heißen zudem: Muskelmassen-Verzicht, keine Darstellung individueller Hautbefindlichkeit, Adern-Abbildung sowie persönlicher Merkmale. Andererseits sind lange Ohrläppchen, durch das Tragen schwerer Ohrgehänge entstanden - Hinweis auf eine fürstliche Herkunft -, lockiges Haar sowie bestimmte Sitz- oder Stehordnungen verbindlich. Dies hat ein immer wieder hervorgebrachtes Normwerk etabliert.

Mudras der Buddha-Darstellungen, diese körperliche Gesten, sind keine festgelegten Körpermuster und auf buddhistische Darstellungen beschränkt. Seit alters her sind sie von der Körperschulung des Yogas bekannt. Nicht zuletzt zeigt der indische Tanz ein Repertoire an Bewegungsmodi, welche an mudras denken lassen. Es ist die in ihnen versinnbildlichte Idee, (für einen Moment) innezuhalten, welches bildnerisches Mittel der Sakraldarstellung wird.
Der Theravada-Buddhismus drückt Lebensereignisse des Religionsstifters im Buddha-Bild aus, während im Mahayana-, noch mehr im Vajrayana-Buddhismus mudras als Sinnbilder einzelner Buddhas oder zur Darstellung sonstiger Sakralgestalten dienen.
Durch ineinander oder nebeneinandergelegte Hände drückt die dhyana-mudra Meditation aus, sie verweist auch auf Buddhas Erwachen. Zudem drücken Körpergesten im Buddha-Bild die Schutz gebenden Eigenschaften des Erhabenen und die seiner Lehre aus: Urteilskraft, Vernunft sowie Barmherzigkeit. Die wohl am meisten verwendete ist die bhumisparsa-mudra. Sie zeigt Buddha mit auf die Erde weisender rechter Hand und stellt seinen Kampf mit dem Dämonen Mara dar, in dessen Verlauf er die Erde als Zeugin anruft.

Indien begründete den Buddhismus sowie die hinduistische Götterwelt. Sind es im Buddhismus vorwiegend Darstellungen des Erhabenen, ist es im Hinduismus eine architektonisch-skulpturale Inszenierung, in der die Welt der Götter der Sphäre des Menschen begegnet und sie heiligt.
Während der Buddhismus ein auf Selbstverantwortung ausgerichteter Glauben und eine Lebenspraxis ist, dabei den Weg zur Erlösung vom Rad der Wiedergeburt anstrebt, ist der Hinduismus eine auf vielfältige, geradezu komplexe Gottesvorstellungen basierende Religion; dabei kommt sie ohne eine zentrale Instanz, eine historische Stifterfigur aus. Dafür ist sie mit einen überaus reichen, vielgestaltigen Pantheon ausgestattet.
Der Buddhismus strebt den von Buddha vorgegebenen Mittleren Weg an und sucht Erlösung ohne Gottesinstanz durch Arbeit an sich selbst. Dieser Weg zielt weder auf strenge Askese noch auf übermäßigen Genuss; lehnt jedoch - wie im Hinduismus - Alkohol und Drogen ab, dazu gehört auch eine unbotmäßige sexuelle Betätigung.
Seine Theravada-Schule stellt die älteste Form buddhistischer Lehre dar. In ihr können nur Mönche Erlösung und das Nirwana erreichen; zwischen ordinierten Personen und dem Laienstand wird deutlich unterschieden. Mit Ausnahme des zukünftigen Buddha Maitreya wird im Wesentlichen der historische verehrt, nicht wie im Mahayana-Buddhismus, in dem neben dem Erhabenen auch Bodhisattvas - diese verzichten zugunsten der Unterstützung von Gläubigen auf das schon mögliche erlösende Erlöschen und bleiben im Kreislauf der Wiedergeburt - sowie weitere Buddhas in den Kult einbezogen werden. Der Mahayana-Buddhismus weist zudem einen Erlösungsweg, in dem auch Laien das Nirwana erreichen können. Auch integrierte er lokale Gottheiten. Er spielte zudem - als Reaktion auf das sich entwickelnde Bedürfnis nach einer konkreten Vergegenwärtigung - für die Schaffung des Buddha-Bildes eine gewichtige Rolle. Eine Sonderform des Mahayana stellt der Vajrayana-Buddhismus der Himalaya-Länder dar - besonders in Tibet - mit dem Lama als Heilsübertrager.
Hindu-Götter sind wie im Buddhismus nach einem Kanon gleicher Regeln gestaltet. Vermittelt sich das hinduistische Pantheon durch menschliche oder tierische Gestalten, ist es mit Gautama Buddha die Anschauung einer historischen Person. Sein Abbild ist jedoch kein Porträt, sondern die mit dem Heil seiner Lehre assoziierte Vorstellung eines sie vertretenden geeigneten Typus, oft eine uniform wirkende Darstellung eines Meditierenden. Ihre Voraussetzung ist eher der Verlust von Wirklichkeitsbindung, während der Hinduismus diese für seine Götterbilder geradezu sucht. Das von den Brahmanen geführte indische Kastensystem war sicherlich schon im 5. Jh. v. Chr. als ein Problem betrachtet worden. Daher stellte die durch den Buddhismus verkörperte Gleichwertigkeit aller Menschen sicherlich auch eine neue gesellschaftliche Auffassung dar.
Eine schriftliche Überlieferung setzte erst Jahrhunderte nach Buddhas Ableben (circa 563 bis 483 v. Chr.) ein. In den sogenannten Sammlungen sowie in weiteren Aufzeichnungen wurden seine Lehrreden in einen Kodex überführt; die meisten Originaltexte sind verloren und nur in chinesischen sowie in tibetischen Übertragungen erhalten. Die ersten überkommenen Aufzeichnungen des Hinduismus sind unter anderem die Veden; eine der Grundlagen indischer Philosophie überhaupt. Aus dieser vom Brahmanentum geförderten Gedankenwelt entwickelte sich der in der heutigen Form gelebte Hinduismus: Weitere seiner wichtigen Abfassungen sind die Puranas und die Upanishaden. Der buddhistische Sakralbau, der Stupa sowie der hinduistische Tempel sind Abbilder kosmologischer Vorstellungen.

Die bedeutendsten Sakralwerke der Khmer sind ihre Tempelberge. Daher werden die Perioden ihrer Kunst auch nach wichtigen Tempeln benannt. Die berühmtesten sind jene von Angkor Wat.
Der höfische Charakter der Khmer-Kunst unterscheidet sich von dem anderer Kulturleistungen Asiens. Denn die Khmer-Kunst war ein religiös unterfüttertes Regierungsprogramm und eine Kulturvorstellung, das Tempelbauten wie skulpturale Werke auch mit dem Khmer-Gottkönigtum verband. So können ihre hinduistischen Werke Sinnbilder von Herrschern darstellen. Unter Jayavarman VII. (1181 bis nach 1206 o.1220?) nahmen sie die Anmutung eines buddhistischen Heiligen an. Den Khmer-Königen wurden zudem Sakralstätten für die Verehrung nach ihrem Tode gebaut. Mit Ausnahme der Buddha-Darstellung sind ihre Kultbilder meist stehend, in starrem Gestus und mit nacktem Oberkörper vermittelt. Diese schematisierte Unbeweglichkeit wird besonders durch eine auf konsequente Vorderansicht ausgerichtete Darstellung angestoßen. Die Skulpturen waren farbig gefasst, oft auch vergoldet und hatten daher eine andere Vermittlung als heutzutage. Betonte Lippen bilden das berühmte Lächeln Angkors.

W. Alberg
Klassifikation3D Kunst - Skulptur
Entstehungsort
KlassifizierungSkulptur
SchlagwortBronze
SchlagwortAngkor Wat-Stil
SchlagwortReligion
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
AusstellungsgeschichteDüsseldorf 2006
Mythos, Erleuchtung, Ebenbild. Skulpturen des Buddhismus und Hinduismus - Sammlung Werdelmann, Tonhalle, Grünes Gewölbe, Ehrenhof 1, Düsseldorf
In Sammlung(en)
Institution Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004
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