ObjektnummerP 2005-1166
Stehender Bodhisattva Lokeshvara auf Plinthe
ObjektbezeichnungSkulptur
Datierung10. Jahrhundert
Material/TechnikBronze mit grüner Patina
MaßeH 11,8, B 5,8, T 3,2 cm
BeschreibungVierarmige Skulptur, jeweils zwei Arme nach vorne ausgestreckt und zwei nach oben angewinkelt, die vormals Attribute hielten.Die ausgeprägt, geradezu auffällig statuarisch wirkende Lineatur der Figur mit dem Anblick der für einen Moment wie eingefrorenen Bewegung könnte ein glaubhafter Hinweis auf den Koh Ker-Stil des zweiten Viertel des 10. Jh. sein. Ihr Haupt ist mit einem Diadem und zylindrischer Haarstruktur bedeckt; eigentlich der typische Hauptschmuck Vishnus, doch in der Koh Ker-Zeit auch für buddhistische Sakralfiguren üblich.
In der Mitte des zylindrischen Haargeflechts scheint ein Buddha abgebildet zu sein. Es müsste sich um Amitabha, er ist die Verkörperung des >Buddhas des unermesslichen Lichts<, handeln. Dies wäre ein eindeutiger Hinweis auf Lokeshvara, den >Bodhisattva des Mitgefühls<. Im tibetischen Buddhismus wird der Dalai Lama als solcher verehrt.
Ein Bodhisattva verzichtet zugunsten der Unterstützung von Gläubigen auf das durch seine religiöse Entwicklung schon mögliche erlösende Erlöschen und bleibt im Kreislauf der Wiedergeburt. Bodhisattvas gehören zur buddhistischen Schule des Mahayana, die sich ein eigenes, vom Theravada-Buddhismus erweitertes Pantheon schuf.
Die zu Fäusten geballten vier Hände trugen vormals wohl Lokeshvaras Symbole: eine Gebetskette, eine Lotusblüte, ein Buch sowie ein Nektargefäß.
Die Darstellung vieler Arme sowie eingefrorener Bewegungsabläufe sind dem indischen Tanz und dem Hinduismus entnommene Bildschemata. Es ist auch der Versuch, dem Bodhisattva kaum zählbare Fähigkeiten - wie jene hinduistischer Götter - zuzusprechen und in den vielfachen Extremitäten zu versinnbildlichen. Die Plinthe ist ein Hinweis darauf, dass die Figur ursprünglich in einem Sockel eingelassen war. So muss man sich die Darstellung Buddhas in der Khmer-Kleinplastik mit ihm oft zugestellten Figuren, etwa von zwei Bodhisattvas assistiert, vorstellen.
Die bedeutendsten Sakralwerke der Khmer sind ihre Tempelberge. Daher werden die Perioden ihrer Kunst auch nach wichtigen Tempeln benannt. Die berühmtesten sind jene von Angkor Wat.
Der höfische Charakter der Khmer-Kunst unterscheidet sich von dem anderer Kulturleistungen Asiens. Denn die Khmer-Kunst war ein religiös unterfüttertes Regierungsprogramm und eine Kulturvorstellung, das Tempelbauten wie skulpturale Werke auch mit dem Khmer-Gottkönigtum verband. So können ihre hinduistischen Werke Sinnbilder von Herrschern darstellen. Unter Jayavarman VII. (1181 bis nach 1206 o.1220?) nahmen sie die Anmutung eines buddhistischen Heiligen an. Den Khmer-Königen wurden zudem Sakralstätten für die Verehrung nach ihrem Tode gebaut. Mit Ausnahme der Buddha-Darstellung sind ihre Kultbilder meist stehend, in starrem Gestus und mit nacktem Oberkörper vermittelt. Diese schematisierte Unbeweglichkeit wird besonders durch eine auf konsequente Vorderansicht ausgerichtete Darstellung angestoßen. Die Skulpturen waren farbig gefasst, oft auch vergoldet und hatten daher eine andere Vermittlung als heutzutage. Betonte Lippen bilden das berühmte Lächeln Angkors.
W. Alberg
Klassifikation3D Kunst - Skulptur
Entstehungsort
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
AusstellungsgeschichteDüsseldorf 2006
Mythos, Erleuchtung, Ebenbild. Skulpturen des Buddhismus und Hinduismus - Sammlung Werdelmann, Tonhalle, Grünes Gewölbe, Ehrenhof 1, Düsseldorf
Mythos, Erleuchtung, Ebenbild. Skulpturen des Buddhismus und Hinduismus - Sammlung Werdelmann, Tonhalle, Grünes Gewölbe, Ehrenhof 1, Düsseldorf
In Sammlung(en)
Institution
Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004
Wohl 12. Jahrhundert
Wohl 13. Jahrhundert
12. Jahrhundert
Ende 12. bis zu Anfang 13. Jahrhundert
Wohl 12. Jahrhundert
Wohl 14. Jahrhundert