ObjektnummerFM.Film.20864
SACHS, STEPHAN: FILMSEQUENZEN ZU EINER "SZENISCHEN BETRACHTUNG" DES WEIHNACHTSORATORIUMS
Datierung1990
BeschreibungChristoff Bleidt: Anmerkungen zur Aufführung Das Weihnachtsoratorium bildet einen Höhepunkt in der evangelischen Kirchenmusik. Von ebenso formaler Strenge wie provozierender Sinnlichkeit, hat Bachs Gestaltung dieses Themas - nach über einem Jahrhundert Vergessenheit und Unverständnis - im religiösen und kulturellen Empfinden des Publikums zunehmend an Bedeutung gewonnen, - so sehr, daß die 'progressiven' Ansätze mittlerweile in den Hintergrund treten. Solche Ansätze zu entdecken, ist ein Anliegen unseres Projektes. Es geht uns nicht darum, Bachs Musik zu bebildern, sondern darum, uns von ihrer Besonderheit und Vielschichtigkeit inspirieren zu lassen, sie im Wortsinne zu entdecken. Der Untertitel 'szenische Betrachtung' soll dem Mißverständnis vorbeugen, es ginge hierbei um ein Theaterstück, um eine Darstellung der Weihnachtsgeschichte im Sinn eines Krippenspiels. Im Unterschied zu Händeloratorien oder Telemanns 'Tag des Gerichts' z.B., ist Bachs Weibnachtsoratorium weniger im Bereich der äußeren dramatischen Handlung, als vielmehr im inneren der Affekte und Meditationen angelegt. Eine Art dramatischer Bewegtheit entsteht durch intensive mehrstufige Meditation jener Bilder, in denen sich das Geschehen im Inneren der Menschen abspiegelt. Diese sinnlichen Spiegelungen, diese Sinnlichkeit, die Bach von seinen kirchlichen Arbeitgebern vorgeworfen wurde, läßt Grunderfahrungen des abendländischen Weltbildes spürbar werden. Heute sind diese Bilder zum Teil überlagert. Im Spannungsfeld von Provokation und Tradition ist das Weihnachtsfest selbst eine sensible Thematik. Unter Berücksichtigung dieser Sensibilität wollen die über 80 Mitwirkenden versuchen, in der szenischen Betrachtung 'kontemplativen Aktionen' nachzuspüren, sie zu 'erinnern'. Für die Aufführung haben wir zu den üblicherweise aufgeführten Teilen 1-3 den Teil 4 hinzugenommen. Alle vier Teile basieren auf dem Text des Lukas-Evangeliums. Durch die Tonarten eng miteinander verknüpft,schildern die ersten drei Teile das Geschehen der Weihnacht. Der vierte Teil bezieht sich auf die Beschneidung am 8.Tag, die Namensgebung Jesu. Die Symbolik dieses Namens wird in verschiedenen Ebenen meditiert. Hier verweist die Ton art (F-Dur) wie auch die Symbolik der Zahl Vier eher in den Bereich der Natur, des Irdischen, in den menschlichen Alltag, in den hinein das Wunder der Weihnacht umgesetzt wird. In dieser Zusammenstellung klingt das Oratorium eher nachdenklich als prunkvoll aus. Durch Einbeziehung des Raumes in die Aufführung versuchen wir, Spannungsverhältnisse innerhalb des Werkes für die Aufführenden und das Publikum stärker erlebbar zu machen. Tanz-, Licht-, und Filmelemente betonen oder konterkarieren diese Spannungen. Ein zentrales Motiv ist die Menschwerdung Gottes, die Spannung zwischen Hoch und Tief, aber auch Elemente, wie die für Bach noch selbstverständliche Zahlensymbolik gehen mit in das szenische Material ein. Das Willicher Musiktheater Projekt will mit dem Weihnachtsoratorium kein perfektes 'Spektakel' auffuhren, sondern das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Amateuren und professionellen Mitarbeiternzeigen, deren Ziel es ist, das Werk neu und tiefer zu verstehen.(Quelle: Filmmuseum Düsseldorf)
Bach, Johann Sebastian; Weihnachtsoratorium; Musik
Klassifikation(en)
Produktionsland
Institution
Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
Abteilung
FM Filme