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Haarnetz, 1. Hälfte 14. Jahrhundert
Haarnetz
Haarnetz
Kunstpalast, Düsseldorf, Foto: Lothar Milatz, Düsseldorf
ObjektnummerP 16870

Haarnetz

ObjektbezeichnungHaarnetz
Datierung1. Hälfte 14. Jahrhundert
Material/TechnikFiletstickerei, Gold-, Silberlahn und Flockseide auf Leinen. Schnur zum Zusammenziehen fehlt. Weiße und grüne Seidenfäden in konzentrischen Kreisen wechselnd, grüne Partien mit 38 Wappenschildchen besetzt.
MaßeDurchmesser: ca. 33 cm
BeschreibungVon der Kleidung bzw. dem Kleidungszubehör des Mittelalters, wie man sie z. B. von Miniaturen kennt, hat sich nur sehr wenig bis in die heutige Zeit erhalten. Zumeist handelt es sich um Taschen, Gürtel oder Gewandschließen. Textilfunde des Mittelalters stammen, wenn sie überhaupt entdeckt werden, zumeist aus Grabfunden oder auch mittelalterlichen Abfallgruben.
Die Provenienz des Haarnetzes lässt sich nicht genau belegen, jedoch ist zu vermuten, dass das mit 38 Wappen besetzte Haarnetz aus einem adeligen Grab stammt.
Diese Art von Haarnetzen diente zusammen mit anderen Hilfsmitteln dazu, die seitlich sehr weit abstehenden, flügelartig gebauschten Frisuren zu stabilisieren.
Vermutlich unter byzantinischem Einfluss, der sich schon zur Zeit der Kaiserin Theophanu auch im täglichen Leben bemerkbar machte und sich während der Zeit der Kreuzzüge noch verstärkte, ist Ende des 12. Jahrhunderts ein Wandel der weiblichen Haartracht festzustellen. In seiner Folge fällt besonders dem Haarnetz, das zwar auch in germanischer Zeit schon Bestandteil der Kleidung war, eine erhöhte Bedeutung zu. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts vollzieht sich, zunächst in Frankreich, eine Wandlung der weiblichen Haartracht, die dem Haarnetz verschiedene Variationsmöglichkeiten verleiht, denn das Haar, von verheirateten Frauen bisher meist verdeckt getragen, wird nun zum Bestandteil modischer Einflüsse.

Im Inventarbuch ist vermerkt, dass es "einer rheinischen Kirche entstammt", was vermuten lässt, dass es sich um einen Grabfund handelt. Auffallend ist hier der üppige Schmuck des Netzes: insgesamt 38 Wappen wurden in Flockseide sowie Gold- und Silberlahn in Anlegetechnik auf grobes Leinen gestickt und auf den Netzgrund appliziert. In dreifacher, konzentrischer Anordnung findet man am häufigsten, insgesamt acht Mal, das Wappen von Geldern (blau, goldener steigender Löwe), dann die Wappen von Sayn, Ligne, Isenburg, Meschede, Ouren, Loen oder Los, Virneburg und eine Reihe unidentifizierter Wappen, die alle auf mittel- und niederrheinische Dynastengeschlechter verweisen. Damit ist anzunehmen, dass dieser repräsentative Kopfputz auch als Rangabzeichen für eine Angehörige jener Familien gefertigt worden ist.
Ursprünglich besaß das Netz ein am äußeren Rand umlaufendes, grünweißes Band zum Zusammenhalten und Fixieren der Frisur.
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Textil/Kostüm
Entstehungsort
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: Lothar Milatz, Düsseldorf
AusstellungsgeschichteLWL-Museum für Archäologie, Westfälisches Landesmuseum, Herne; 27.02.2010 - 28.11.2010; "AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen - Das Mittelalter an Rhein und Ruhr"

Ruhr Museum, Essen, 13.12.2021-24.4.2022, "Eine Klasse für sich. Adel an Rhein und Ruhr"

PublikationenAK Essen 2021
Eine Klasse für sich: Adel an Rhein und Ruhr, hrsg. v. Grütter, Drexl, Heimsoth, Stephan-Maaser, Klartext Verlag, S. 68, Kat.-Nr. 2.2.29

Ausst. Kat. Codex Manesse, Universitätsbibliothek Heidelberg, Hg. Elmar Mittler, Wilfried Werner, 1988, S. 93
Vgl. Elfriede Heinemeyer, Zwei gotische Frauenhaarnetze, in: Waffen- und Kostümkunde 8, 1966, S. 13 ff.

Ausst. Kat. AufRuhr1225!,Ritter, Burgen und Intrigen, Hg. LWL-Museum für Archäologie-Westfälisches Landesmuseum Herne, 2010, S. 447/448, K1, mit Farbabb.

In Sammlung(en)
Institution Kunstpalast
Provenienz1893 aus dem Kölner Kunsthandel
Charakterkopf "Gähner"
Franz Xaver Messerschmidt
ca. 1775
Stehender Buddha auf Lotussockel
Unbekannt
18. Jahrhundert
Stehender Buddha
7./9. Jahrhundert
Objekttyp Inszenierung
Leos Janácek
21.11.1998 (1998/1999)
Stehender Buddha Shakyamuni auf doppeltem Lotus-Sockel
Unbekannt
10. Jahrhundert, vielleicht auch 8./9. Jahrhundert
Muttergottes
ca. 1310
Amitayus, Buddha des unermesslichen Lebens
Unbekannt
17./18. Jahrhundert
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