ObjektnummerP 17132
Willkomm der Wismarer Fassbinderzunft
ObjektbezeichnungPokal
Meister*in
Harmen Claussen
(?) ((Meister 1637 -1676))
Datierungum 1637–1676
Material/TechnikZinn, gegossen, graviert, goldbemalt
MaßeH: 70 cm
BeschreibungReich profilierter Glockenfuß auf drei Löwen stehend, zwei Karyatidenhenkel. Auf dem Deckel männliche Figur auf einem Fass mit einem weiteren Fass in der Linken und ehemals mit einer roten seidenen Fahne in der Rechten. Fahne in Gold bemalt: 1814 MICHAEL WITT, zwei wilde Männer halten eine Scheibe mit einem Fass und Böttgerwerkzeug. Gravierte Inschriften auf dem gesamten Pokal, von oben nach unten:
deckel: REPARIRT DEN 28. AUGUST ANNO 1785 / LADEN= MEISTER DANIEL HINRICH MOLL. / GOTTFRIED HÖPNER. JOHANN JOCHIM GÖBEL. JOHANN JACOB ÖHLMANN.
Kuppa Vorderseite: DIS IST DER EHRLICHEN BÖDEKER GESELLEN / EHRLICHE SVLVER SCHMIDE. Darunter: Blattkranz von zwei Löwen gehalten, Zirkel und Jhareszahl 1605 (vermutlich nachträglich eingraviert).
Kuppa Rückseite: DIE IST DER EHRLICHEN BODDEKER GESELLEN / EHRLICHE SÜLVER SCHMIDE. Darunter Blattkranz von zwei Löwen gehalten, Fass.
Fuß: ERNST HINRICH MÖLLER / JOCHIM CARL LINBERG. Wer den Wilkammen nicht kan avstrincken. der soll di Armen mildichlich bedencken / vnd trachten darnach Gottes Ehr. So lobet ihm jeder Man. Godt noch viel mehr.
Zugehörig sieben getriebene bzw. gravierte Silberschilde a) Blattmasken, Knorpelwerk. Rückseite JOHAN: DRANTEMAN / ANNO 1648.
b) Blattrand, Zirkel, Fass. JOCHIM. BARGMAN / 1655.
c) Füllhörner, Blüten, Blätter, Bottich. HANS BRANDT / 1678. Am Rand zweifach eingeschlagene Punze GGH im Oval.
d) Blütenzweige, wilder Mann. JACOB WILDE / 1682
f) Blätter, Fass, "Chriht: Gottfr: Wilh: Anger/ 1824".
g) Zweige, Fass, Zirkel. "F.H. Wulf / 1844". Reste roter Farbe in den gravierten und freiplastischen Teilen.
Auf der Unterseite des Balusterschaftes eingeschlagene Stadtmarke von Wismar und zweimal verschlagene Meistermarke, vielleicht von Harmen Claussen (Meister 1637 - 1676). Falls tatsächlich H. Claussen den Willkomm anfertigte, wäre die Jahreszahl 1605 auf der Kuppa eine spätere Hinzufügung.
Das Dreimarkensystem der Stempelung entspricht den Bestimmungen des wendischen Ämterverbandes, zu dem sich die Kannengießerämter von Lübeck, Hamburg, Wismar Rostock, Stralsund und Lüneburg 1526 zusammengeschlossen hatten. Im Rezess von 1596 heißt es: "des schall dat gemakede Klare Tyn, mit der Statt Wapen eins vnd mit des Meisters Marck twe mal gestempelt werden" (Hintze III, 1923, S. 241).
Laut Inventareintrag (des Kunstmuseums D-dorf) handelt es sich um den Willkomm der "Wismarer Faßbinderzunft mit der auf Seide gemalten Fahne des Zunftobermeisters Michael Witt 1614 (sic!) an einem silbervergoldeten Griff und mit 9 Silberschilden späterer Zunftvorstände." Die Anzahl der Löcher zum Befestigen der Silberschilde an Deckel und Kuppa lässt noch eine ganze Reihe weiterer solcher Schilde zu, wenn man davon ausgeht, dass jeder Zunftvorstand ein neues Schild anbrachte. An diesem Pokal lässt sich der Brauch zumind. von 1648 - 1844, also rund 200 Jahre, verfolgen. Die Namen auf dem Gefäßkörper stammen dagegen vermutlich von den Stiftern des Pokals. Solche bei feierlichen Anlässen und Zus.-künften der Zünfte benutzten Pokale waren bes. in Nord-, Ost- und Mitteldeutschland verbreitet.
aus: Zinn, hrsg. v. Kunstmuseum Düsseldorf 1982, S. 44f., Nr. 49.
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Alltags- und Gebrauchsgegenstand
Entstehungsort
SchlagwortZinn
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: Landesbildstelle Rheinland, Walter Klein
AusstellungsgeschichteAusst. "Tafelzier und Sinneslust - Tafelgerät vom 16. - 20. Jh.", 5.12.2000 - 5.1.2001, Dt. Bank, Düsseldorf.
Literatur/QuellenErwin Hintze, Die deutschen Zinngießer und ihre Marken, Bd. III, Leipzig 1923, Nr. 2413 (Meistermarke)PublikationenZinn, hrsg. v. Kunstmuseum Düsseldorf 1982, S. 44f, Nr. 49.
In Sammlung(en)
Institution
Kunstpalast
ProvenienzGeschenk von F. Böninger, Düsseldorf 1897
Ehemals Kunstgewerbemuseum Düsseldorf (1882-1927)
Ehemals Kunstgewerbemuseum Düsseldorf (1882-1927)
Stempel/ZeichenAuf der Unterseite des Balusterschaftes eingeschlagene Stadtmarke von Wismar und zweimal verschlagene Meistermarke, vielleicht von Harmen Claussen (Meister 1637 - 1676). Falls tatsächlich H. Claussen den Willkomm anfertigte, wäre die Jahreszahl 1605 auf der Kuppa eine spätere Hinzufügung.
Porzellanmanufaktur Frankenthal
nach 1762