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Christopher Isherwood

Artist Info
Christopher Isherwood1904 - 1986

Christopher Isherwood freundete sich in seiner Schulzeit mit W. H. Auden an, der später Schriftsteller wurde. In Cambridge studierte er Geschichtswissenschaft, fiel jedoch 1925 durch die Tripos-Prüfung. Vorübergehend lebte er bei dem Violinisten André Mangeot, arbeitete als Sekretär für dessen Streicherquartett. 1928 begann er ein Medizin-Studium am King’s College London, das er 1929 jedoch abbrach.

1929 folgte er dem Schriftsteller W. H. Auden nach Berlin. Beide waren fasziniert von der Unwirtlichkeit, dem Tempo und der Schwulenszene der Stadt. Isherwood sprach bald fließend Deutsch. Sein Leben finanzierte er als Sprachlehrer und aus vierteljährlichen Zuwendungen seines vermögenden Onkels Henry Isherwood. Zunächst wohnte er als Untermieter der ältesten Schwester Magnus Hirschfelds am Institut für Sexualwissenschaft unmittelbar am Großen Tiergarten. Im Oktober 1930 zog er in den Bezirk Kreuzberg, zuerst in die Simeonstraße, nahe dem U-Bahnhof Prinzenstraße, einen Monat später in die Admiralstraße unmittelbar am Kottbusser Tor. Ab Dezember 1930 lebte er für zweieinhalb Jahre mitten im heutigen, schwul-lesbischen Viertel Berlins, in der Nollendorfstraße 17, im Bezirk Schöneberg, wo heute eine Gedenktafel an ihn erinnert. Zwei Ecken weiter lag das Tanzkabarett Eldorado, berühmt für seine Transvestiten-Shows, in dem auch Marlene Dietrich verkehrte. Im März 1932 lernte er in Berlin seinen ersten dauerhaften Lebensgefährten kennen, den damals 17-jährigen Zugehmann Heinz Neddermeyer, mit dem er fünf Jahre zusammenlebte.

Nach der Machtergreifung Hitlers verließ Isherwood im Mai 1933 mit seinem Lebensgefährten Deutschland. Bis 1937 lebte er nacheinander auf einer Insel im Golf von Euböa, in London, auf den Kanaren, in Spanisch-Marokko, in Kopenhagen, Brüssel, Amsterdam und der portugiesischen Kleinstadt Sintra. Von Oktober 1933 bis Februar 1934 arbeitete er in London für das Filmstudio Gaumont-British an dem Film Little Friend, zunächst als Drehbuchautor, dann als Dialogberater des Regisseurs Berthold Viertel. 1938 unternahm er mit W. H. Auden eine Reportagereise nach China.

1939 emigrierte Isherwood mit Auden von London aus in die Vereinigten Staaten. Zunächst lebte er etwa drei Monate in New York City und reiste dann auf Einladung von Gerald Heard mit den Greyhound Lines über New Orleans und Houston nach Kalifornien.

Weil er nicht bereit war, auf Deutsche zu schießen, registrierte er sich nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg als Kriegsdienstverweigerer. 1941 und 1942 lebte er in Haverford, Pennsylvania, wo er im Auftrage der Quaker-Organisation Society of Friends am Haverford College deutschen Flüchtlingen Englisch beibrachte.

Der Schriftsteller Henry F. Heard hatte ihn bereits 1939 dem hinduistischen Mönch Swami Prabhavananda vorgestellt, der Chef der Vedanta Society of Southern California war. Prabhavananda wurde für ihn zu einer Art Vaterfigur und Sinnstifter. Nach seiner Rückkehr nach Kalifornien 1943 half er ihm bei der Übersetzung der Bhagavad Gita ins Englische. 1944 lebte er kurz als Mönch im Vedanta Center Los Angeles, schied aber wieder aus, weil er nicht sexuell enthaltsam leben wollte.

1946 nahm Isherwood die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Ende der 1940er Jahre zog er nach Santa Monica, reiste mit seinem Lebensgefährten Bill Caskey durch Südamerika und veröffentlichte dazu ein Buch. Er arbeitete als Drehbuchautor für die Filmstudios in Hollywood und traf dort auf Schriftsteller und Schauspieler. Er war mit den Schriftstellern Tennessee Williams, Aldous Huxley und Kenneth Anger, den Schauspielern Charles Laughton, Jennifer Jones und Leslie Caron, dem Regisseur John Boorman sowie dem Komponisten Igor Strawinsky und dessen Frau Vera befreundet. Von 1959 bis 1962 hatte er eine Gastprofessur für moderne englische Literatur am Los Angeles State College of Applied Arts and Sciences inne.

Im Alter engagierte sich Isherwood im US-Gay-Rights Movement. Die Verbindung von Isherwood und Bachardy wurde zu einem Vorbild für die schwul-lesbische Community in den USA.

Seine ersten Romane All the Conspirators (1928), und The Memorial (1932) sind Abrechnungen mit dem damaligen England.[29] Die Romane Mr. Norris steigt um (1935) und Leb wohl, Berlin (1939), auch genannt die Berlin Stories, begründeten in England seinen Ruf als literarisches Wunderkind und prägten im angelsächsischen Sprachraum das Berlinbild der frühen 1930er Jahre. Sie greifen Isherwoods Erlebnisse in Berlin zwischen 1929 und 1933 auf. Die bekanntesten Figuren der beiden Romane waren seine Mitbewohner der Privatpension Thurau in der Nollendorfstraße. 1931 lernte er dort Jean Ross kennen, die das Vorbild der Figur der kapriziösen Nachtklub-Sängerin und aufstrebenden Schauspielerin Sally Bowles wurde. Auch Gerald Hamilton, der Isherwood zu Mr. Norris, einem Journalisten, Kommunisten und Kriminellen inspirierte, lebte in der Pension Thurau. Die Vermieterin Meta Thurau wurde in seinen Romanen zu Lina Schröder, für Isherwood eine typische Berlinerin, die sich trotz anfänglicher Ablehnung des Nationalsozialismus schließlich mit ihm arrangierte.

In den Vereinigten Staaten geriet Isherwood in eine langandauernde Schaffens- und Sinnkrise. Eine Autobiografie über die Zeit von 1945 bis 1951 trug den Titel Verlorene Jahre. Isherwood kam von Berlin nicht los. 1949 erschien Kondor und Kühe: Ein südamerikanisches Reisetagebuch mit Fotos seines Lebensgefährten Bill Caskey. Die Motive seiner Berlin Stories wurden zunächst für das Broadway-Theaterstück I Am a Camera (1951) und den gleichnamigen Film (1955), dann für das Musical Cabaret (1966) und den Film Cabaret (1972) adaptiert.

Der 1945 erschienene Roman Praterveilchen spielt in London und handelt von dem Dreh eines in Wien spielenden Films. Das 1962 veröffentlichte Buch Down there on a Visit thematisiert erneut Berlin am Ende der Weimarer Republik. Der 1964 veröffentlichte Roman Der Einzelgänger war sein erstes durch und durch US-amerikanisches Werk. Es bildete 2009 die Grundlage für das Filmdrama A Single Man. Isherwood verfasste in den 1950er und 1960er mehrere Werke zur indischen Philosophie der Vedanta. In den 1970er Jahren thematisierten seine Werke die eigene Homosexualität, teilweise in sehr drastischen Beschreibungen. Den zwei Berlinromanen aus den 1930er Jahren wurde die Autobiografie Christopher und die Seinen (1976) an die Seite gestellt, in der er verheimlichte Dinge betreffs seiner eigenen Person zurechtrücken wollte.

Quelle und weiterführende Informationen s. https://de.wikipedia.org/wiki/Christopher_Isherwood [Stand: November 2022]

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05.11.2022 (2022/2023)
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