Manfred Stelzer
Manfred Stelzer machte zunächst eine Ausbildung zum Physiklaboranten bei den Farbwerken Hoechst in Bobingen. Er ging als Wehrdienstverweigerer 1967 nach West-Berlin. Ab 1971 studierte er an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb), wo er mehrere Dokumentarfilme in kollektiver Zusammenarbeit mit einigen Mitstudierenden drehte. Sein erster Studienfilm war Allein machen sie dich ein (1973) über die Besetzung des ersten Jugendzentrums in Berlin-Kreuzberg, den er gemeinsam mit Suzanne Beyeler und Rainer März drehte. Seine zweite Arbeit im Filmkollektiv war Kalldorf gegen Mannesmann (1974), ein Dokumentarfilm über einen Arbeitskampf. Wegen einiger Filmprojekte außerhalb der dffb unterbrach er sein Studium, und 1980 ging er mit Rainer März für ein Jahr nach London, um bei der britischen Filmcrew „Cinema action“ zu arbeiten.
Sein mit Verspätung gedrehter dffb-Abschlussfilm, Perle der Karibik (1983) behandelt die gekaufte Heirat mit einer karibischen Frau.
Nach Abschluss der dffb verlässt er das Genre Dokumentarfilm und arbeitete seitdem als freier Drehbuchautor und Spielfilmregisseur für das deutsche Fernsehen, wobei er in der Machart an seinen ersten Spielfilm Schwarzfahrer anknüpft.
In den 1980er Jahren entstehen Heimatfilm-Komödien mit Schauspielern wie Irm Hermann, Elke Sommer, Monika Baumgartner, Hanns Zischler, Hans Brenner, Jörg Hube, Sigi Zimmerschied und 1990 ein weiterer Kultfilm Superstau, gedreht auf einem damals noch stillgelegten Autobahnabschnitt bei Berlin.
In den 1990er Jahren entwickelte er die Reihe Polizeiruf 110, dem vormaligen DDR-Pendant zum westdeutschen Tatort, mit zwei von Kurt Böwe und Uwe Steimle verkörperten gegensätzlichen Figuren markant und skurril weiter, bewusst ohne den klassischen Mord zu Beginn eines Krimis. Kult-Status erreichte auch seine Fernsehserie Balko mit Armin Rohde und Ludger Pistor Mitte der 1990er Jahre, mit fast anarchistischer Zuspitzung der Plots. Es folgten diverse Spielfilme sowie Fernsehserien wie Wolffs Revier.
Zu vielen seiner Filme schrieb der Ton-Steine-Scherben-Frontmann Rio Reiser die Filmmusik, und mit dessen Bruder Gert Möbius verband ihn eine enge Freundschaft, sie schrieben gemeinsam mehrere Drehbücher seiner Filme.
Mit den von ihm mitentwickelten Charakteren Thiel und Boerne im Tatort-Münster, verkörpert von Axel Prahl und Jan Josef Liefers, erreichte er Einschaltquoten von über 10 Millionen Zuschauern.
Weitere Reihen waren Pommery & Putenbrust, 2002 mit vielen bekannten Schauspielern wie Katharina Thalbach, Christine Schorn, Mareike Carrière, Armin Rohde, Pierre Besson, Karl Kranzkowski, sowie die Schnitzel für alle-Reihe von 2008.
Eine intensive Zusammenarbeit hatte er mit Götz George seit 2004, insbesondere in dem Film Meine fremde Tochter, 2007, mit dem damals noch unbekannten Alexander Scheer in der zweiten Hauptrolle.
Manfred Stelzer war als Regie-Dozent an der Deutschen Film- und Fernsehakademie tätig.
Trotz einer Krebs-Erkrankung arbeitet er weiter an Drehbüchern, entwickelte den Stoff für eine Film-Biografie über Rio Reiser und schrieb Szenarios für Kurzfilme, die er mit kleinem Team und den Schauspielern Tilo Prückner und Karl Kranzkowski als Fünfer-Reihe Die Bank (2019) verfilmte.
2020 wurde der Manfred-Stelzer-Preis ins Leben gerufen. Er wird jährlich für die beste deutsche Komödie vergeben, ausgeschrieben und finanziert von der Produktionsfirma Network Movie in Köln und dem Film Festival Cologne.
Quelle und weitere Informationen s. https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Stelzer_(Regisseur) [Stand: August 2023]