Rahel Varnhagen von Ense
Rahel Varnhagen (Friederike Varnhagen von Ense, geborene Rahel Levin, 1771˗1833)
Schriftstellerin
Die hochbegabte Berliner Bankierstochter Rahel Levin kommt bereits im Kindesalter mit den »schönen Künsten« in Berührung. Klavierunterricht und Theaterbesuche gehören zu den wenigen Höhepunkten im Leben des jüdischen Mädchens. Rahel leidet unter der Willkür des despotischen Vaters und ihr wird der Zugang zur höheren Bildung verweigert. Als Jugendliche vertieft sie sich in ein umfassendes Selbststudium. Nach dem Tod des Vaters ergreift die 19jährige die Chance, in der Dachstube des Elternhauses eine regelmäßige Abendgesellschaft auszurichten. Zu den Gästen ihres ersten Salons gehören Familienmitglieder, Adelige, Intellektuelle und Künstlerpersönlichkeiten. Obwohl sich die Salonière in gesellschaftlichen Kreisen einen guten Namen erwirbt, erscheinen erste Veröffentlichungen anonym.
1814 lässt sich Rahel wenige Tage vor Ihrer Hochzeit mit dem Publizisten und Diplomaten Karl August Varnhagen von Ense protestantisch taufen und nimmt die Vornamen Antonie Friederike an. Im Hause Varnhagen etabliert sie einen zweiten, berühmten Salon, den auch der junge Heinrich Heine regelmäßig besucht. Nach ihrem Tod veröffentlicht ihr Mann den gemeinsam vorbereiteten Band »Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde« (1833). Die zusammengestellten Briefe und Tagebucheinträge Rahels zeugen von einer intensiven Auseinandersetzung mit gängigen Konventionen und unterstreichen ihre Bedeutung als weibliche Intellektuelle im 19. Jahrhundert.
Werke [alle postum]
Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde (Hg. Karl August Varnhagen von Ense), 3 Bde., 1834
Rahel [Antonie Friederike Varnhagen von Ense], 1854?
Briefwechsel. Aus dem Nachlaß Varnhagens von Ense (hrsg. von Karl August Varnhagen von Ense), 6 Bde., 1874 [Reprint 1973]
Ein Frauenleben in Briefen. Rahel Varnhagen (hrsg. von von Augusta Weldler-Steinberg) 1917
Rahel von Varnhagens Freundeskreis Galerie von Bildnissen aus Rahels Umgang und Briefwechsel (hrsg. von Karl August Varnhagen von Ense) 1920
Die Rahel. Briefe und Tagebuchblätter (hrsg. von Agathe Weigelt) 1921
Rahel von Ense Varnhagen. Ein Lebensbild aus ihren Briefen 1799 bis 1832 (hrsg. von Curt Moreck) 1923
Rahel und Alexander von der Marwitz in ihren Briefen. Ein Bild aus der Zeit der Romantiker (hrsg. von Heinrich Meisner) 1925
Menschen untereinander (hrsg. von Bertha Badt) 1928
Briefwechsel mit Alexander von der Marwitz, Karl von Finckenstein, Wilhelm Bokelmann, Raphael d'Urquijo (hrsg. von Friedhelm Kemp) 1966
Rahel Varnhagen im Umgang mit ihren Freunden. Briefe 1793-1833 (hrsg. von Friedhelm Kemp) 1967
Briefwechsel mit August Varnhagen von Ense (hrsg. von Friedhelm Kemp) 1967
Rahel Varnhagen und ihre Zeit. Briefe 1800-1833 (hrsg. von Friedhelm Kemp) 1968 Lichtstreifen und Glutwege. Aufzeichnungen (hrsg. von Rahel E. Steiner) 1968
"Ich will noch leben, wenn man's liest". Journalistische Beiträge aus den Jahren 1812-1829 (hrsg. von Lieselotte Kinskofer) 2001 sowie zahlreiche weitere Auswahlbände mit Briefen oder Tagebucheinträgen.
Ausgabe
Edition Rahel Levin Varnhagen. Werke (hrsg. von Barbara Hahn und Ursula Isselstein u.a.) 2019ff. [bislang zwei Bände].