Jean-Philippe Rameau
Jean-Philippe Rameau war das siebte von elf Kindern, Sohn eines Organisten in Dijon. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt Jean-Philippe durch seinen Vater. Er besuchte eine Jesuitenschule, musste sie jedoch wegen mangelnder Leistungen verlassen. Ungefähr mit achtzehn unternahm er eine Italienreise, die aber nur bis Mailand führte. Er wirkte in verschiedenen Städten, als Orchestergeiger und Organist in Marseille, Avignon, Albi, Montpellier, Nîmes und Lyon.
Im Januar 1702 war Rameau vorübergehend als Organist an der Kathedrale in Avignon engagiert. Ab Mai bekam er eine Anstellung als Organist in Clermont, die auf sechs Jahre angesetzt war, von der er aber 1706 nach Paris zog und eng mit Louis Marchand zusammenarbeitete. In diesem Jahr veröffentlichte er seine erste Sammlung Pièces de clavecin. 1706 bis 1709 war er Titularorganist mehrerer Pariser Kirchen, jedoch sind keine Orgelwerke von seiner Hand bekannt.
1709 übernahm er die Stelle seines Vaters als Organist der Kirche Notre Dame in Dijon. Auch dieser Vertrag war ursprünglich für sechs Jahre ausbedungen, aber schon für Juli 1713 ist Rameaus Anwesenheit in Lyon dokumentiert, von wo er 1715 wiederum auf einen Organistenposten nach Clermont wechselte, der auf 29 Jahre angelegt war. Mehr Informationen über Rameaus Wirken ist erst wieder ab 1722 überliefert, als er sich endgültig in Paris niederließ.
Bald darauf wurde sein theoretisches Werk (Traité de l'harmonie réduite à ses principes naturels) in Druck gegeben, das er schon in der Auvergne verfasst hatte. Zusammen mit dem ergänzenden Nouveau Système de musique theorique von 1726 begründete er damit die moderne Musiktheorie für Akkord- und Harmonielehre und erwarb sich einen Ruf als Theoretiker. Er prägte mit "l'accord tonique" den Begriff Tonika für einen Dreiklang.
Um 1727 begegnete er seinem Mäzen Alexandre Le Riche de la Pouplinière, einem Generalsteuereinnehmer (fermier général) des Königs, der Rameau und Familie in seinem Palast in der rue de Richelieu wohnen ließ. Für mindestens zwölf Jahre leitete Rameau das Privatorchester seines Gönners, hier konnte er wertvolle Instrumentalerfahrungen sammeln und mit dem Ensemble experimentieren.
Bis zum Alter von fünfzig Jahren beschränkte sich sein kompositorisches Schaffen auf einige Kantaten, Motetten und drei Sammlungen von Cembalostücken. Die beiden letzten dieser Sammlungen weisen eine große Originalität auf.
Nach mehreren Misserfolgen gelang es Rameau 1733 sein erstes lyrisches Werk aufzuführen, das Operndrama Hippolyte et Aricie. Dieses Werk steht in der Tradition von Jean-Baptiste Lully, aber es übertrifft bei weitem den bisher gewohnten musikalischen Reichtum.
Die Anhänger Lullys fanden diese Musik zu modern, während hingegen Rameaus Anhänger sie genial fanden. Der Erfolg stellte sich unmittelbar ein. Rameau wurde durch Ludwig XV. in den Adelsstand erhoben, zum Kabinettskomponisten ernannt und erhielt eine Pension von 2.000 Livres. Lyrische Tragödien, heroische Werke, Ballettmusiken folgten Werk auf Werk bis zu seinem Tode. Rameau wechselte sehr häufig seine Librettisten, es gelang ihm in seinem Anspruchsdenken dennoch nie, einen zu finden, der einen der Qualität seiner Musik entsprechenden Text schreiben konnte. Gleichzeitig war er unermüdlich mit theoretischen Arbeiten beschäftigt und bestrebt, seinen Prinzipien, die später die Grundlage der Harmonielehre bilden sollten, Geltung zu verschaffen.
Vergessenheit und Wiederentdeckung.
Sein lyrisches Werk geriet für 140 Jahre in Vergessenheit. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde erstmals wieder die Ballettmusik La Guirlande aufgeführt. Nach und nach erscheinen seine Werke wieder auf den Spielplänen der Opernhäuser. Die Mehrzahl seiner Werke, ehemals für unspielbar gehalten, ist heutzutage in den Repertoires der berühmtesten Barockensembles zu finden. Sein letztes Werk Les Boréades gelangte erst 1982 zur Uraufführung, da die Proben wegen Rameaus Tod im Jahre 1764 abgebrochen wurden.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Jean-Philippe_Rameau [Letzter Zugriff: 2010-02-10]