Else Lasker-Schüler
Else Lasker-Schüler (1869 – 1945)
Else Lasker-Schüler wird 1869 als Else Schüler in Elberfeld, einem heutigen Stadtteil von Wuppertal, geboren. Aus gutbürgerlichem jüdischen Elternhaus stammend, heiratet sie 1894 den Arzt Jonathan Berthold Lasker und zieht mit ihm nach Berlin, wo sie ein Studium der Malerei aufnimmt. Ende der 1890er Jahre lernt sie den charismatischen Schriftsteller Peter Hille kennen, den sie schwärmerisch „Sankt Peter“ nennt und der sie in die Berliner Literatenszene sowie in die Künstlergruppe „Neue Gemeinschaft“ einführt. Ihm widmet sie nach seinem Tod ihr „Hille-Buch“.
1902 erscheint ihr erster Gedichtband „Styx“. Ein Jahr darauf heiratet sie – von ihrem ersten Mann geschieden – den Komponisten, Musiker und Schriftsteller Georg Levin. Sie erfindet für ihn das Pseudonym Herwarth Walden, unter dem er bekannt wird. Ihr Mann gründet die expressionistische Zeitschrift „Der Sturm“, zu der auch Else Lasker-Schüler beiträgt.
Nachdem auch die zweite Ehe scheitert, lebt Else Lasker-Schüler ein unstetes Leben und bricht endgültig mit der bürgerlichen Gesellschaft. Sie leidet unter großem Geldmangel, da ihr ein regelmäßiges Einkommen fehlt, hat keinen dauerhaften Wohnsitz, sondern zieht von einer zeitweilige Unterkunft in die nächste. Ihre Armut ist teilweise so groß, dass ihre Künstlerfreunde Geld für sie sammeln.
Ihre Biographie gestaltet Else Lasker-Schüler lebenslang durch Erzählungen, Selbstzuschreibungen und Geschichten phantasievoll neu. Als ungestüm Liebende verfasst sie Briefe und Gedichte, etwa für Gottfried Benn. Else Lasker-Schüler gibt sich beispielsweise als „Prinz von Theben“ aus, kleidet sich in Pluderhosen, behängt sich mit unechtem Schmuck und erfindet so exotisch-schillernde Varianten von sich selbst. Die auffällig gekleidete Else Lasker-Schüler ist mittlerweile eine bekannte Größe in der Berliner Kaffeehausszene, wo sie aus ihren Texten liest und bei Soireen im Mittelpunkt steht.
Der Erste Weltkrieg und seine Folgen bedeuten einen weiteren massiven Einschnitt im Leben der Schriftstellerin, nicht zuletzt, weil viele ihrer Künstlerfreunde sterben; Georg Trakl beginnt Selbstmord und der Maler Franz Marc fällt im Krieg. Ihren Schmerz verarbeitet sie in der Geschichte „Der Malik“. In den 1920er Jahren pflegt sie ihren an Tuberkulose erkrankten Sohn, der 1927 verstirbt. Den Vater des 1899 geborenen Kindes gibt Else Lasker-Schüler nicht Preis, sondern behauptet, er sei der Sohn eines Prinzen aus dem Orient.
Im Jahr 1932 erhält Else Lasker-Schüler den Kleist-Preis; sie geht jedoch bereits ein Jahr später wegen antisemitischer Anfeindungen auf offener Straße in die Schweiz, wo ihr langwierige und kräftezehrende Auseinandersetzungen zur Erlangung einer Aufenthaltsgenehmigung bevorstehen. Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbricht, hält sie sich gerade zum wiederholten Mal für längere Zeit in Jerusalem auf und kann nun nicht mehr in die Schweiz zurückkehren. 1943 erscheint ihr Band „Mein blaues Klavier“ mit einer anrührenden Widmung an ihre unvergessenen Freundinnen und Freunde in Deutschland und an alle, die wie sie ins Exil gehen mussten. Else Lasker-Schüler stirbt völlig verarmt und einsam 1945 in Jerusalem.