Wilhelm Schäfer
Als 2. von vier Kindern des Schuhmachers Paul Schäfer (1840-1932) und seiner Frau Elisabeth, geb. Gischler (1842-1917) in Ottrau (Hessen) geboren. 1. Oktober 1868 Übersiedlung der Familie nach Barmen. Mitte 1869 Übersiedlung nach Düsseldorf; Vater Anstaltsschuster im Graf Recke-Stift. August 1871Übersiedlung der Familie nach Gerresheim. Allmählicher Umstieg des Vaters in den Bäckerberuf; langsamer sozialer Aufstieg der bis dahin völlig verarmten Familie. Die Kindheit Schäfers wird überschattet von den konfessionellen Spannungen, die die protestantische Familie im rein katholischen Umfeld Düsseldorfs deutlich zu spüren bekommen. Mit dem massiven Zuzug von Bevölkerung ins Ruhrgebiet und nach Düsseldorf und dem Ende des Kulturkampfes 1875 tritt hier eine Änderung ein. Ostern 1873 Besuch der evangelischen Volksschule in der Glashütten-Siedlung in Gerresheim. Ostern 1877 Für zwei Jahre (bis Ostern 1879) Besuch des Realgymnasiums in Düsseldorf. Danach Rückkehr auf die Volksschule. 1882 Reise nach Ottrau zur Beerdigung der Großmutter. Er empfindet die Fremdheit seines Geburtsortes. Sommer 1883 Besuch der Präparanden-Anstalt Mettmann, um sich auf die Ausbildung zum Volksschullehrer vorzubereiten. Ostern 1885 Eintritt in das Studienseminar Mettmann. Ostern 1888 Erstes Lehrerexamen. Erste Stelle an der Schule in Wuppertal-Vohwinkel. Ostern 1890 Zweites Lehrerexamen. Heirat mit Henriette Dittmar aus Thalhausen, die als Lehrerin in Vohwinkel arbeitete. Ostern 1897 Lehrer in Elberfeld. Erste literarische Arbeiten. Bekanntschaft und Freundschaft mit Richard Dehmel; durch dessen Vermittlung Vertrag mit dem Cotta-Verlag über Vorschußzahlungen auf die Verlagsrechte für zukünftige Arbeiten. Frühsommer 1897 Ausscheiden aus dem Schuldienst; Übersiedlung nach Versoix am Genfer See zusammen mit seiner Frau und mit Lisbeth Polligkeit aus Elberfeld. 1897/98 Aufenthalte in Paris und Zürich. Ehescheidung. 1898 Ab Juni 1898 wohnt Schäfer in Niederschönhausen bei Berlin in der Nachbarschaft von Richard Dehmel und Paul Scheerbart Bekanntschaft mit der Berliner Dichtergesellschaft von Hille bis Graf Kessler. Er verdient seinen Lebensunterhalt als Anzeigentexter. 11. November 1899 Heirat mit Lisbeth Polligkeit Februar 1900 Rückkehr nach Düsseldorf auf Vermittlung des Industriellen und Kunstmäzens Fritz Koegel. Zusammen mit den einflußreichsten Düsseldorfer Malern hatte er Schäfer als Schriftführer einer zu gründenden Kunstzeitschrift ausersehen. Das erste Heft der Zeitschrift "Rheinlande" erschien unter Schäfers Leitung im Oktober 1900. 20.7. 1900 Geburt der Tochter Gertrud 1903 Umzug nach Braubach 6.4. 1903 Geburt der Tochter Hanni (gest. 2.5. 1918 in Vallendar). 20.1.1904 Gründung des Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein. Seine Aufgabe war der Zusammenschluß von Künstlern und Kunstkäufern, Museumsleuten, Mäzenen, öffentlicher Verwaltung etc. Er veranstaltete eine jährliche Ausstellung in wechselnden Städten, vergab Stipendien und übernahm ab 1905 die "Rheinlande" als Verbandsorgan. In seinen besten Zeiten vor dem 1. Weltkrieg hatte der Verband über 3.000 Mitglieder. Schäfer blieb bis zur Auflösung des Verbandes 1922 sein Geschäftsführer. 22.8. 1906 Geburt des Sohnes Hermann (gest. 23.10. 1936 in Würzburg). 1907 Umzug nach Vallendar. 1909/ 1910 Beginn der Beziehung zu Blanche von Fabrice, der Frau des Dichters Emanuel von Bodman; 19.11. 1910 Geburt des gemeinsamen Sohnes Klaus. 1915 Teilweiser Umzug zu Blanche von Fabrice nach Hofheim i.Taunus. 16. September 1916 Scheidung von seiner 2. Frau Lisbeth. 25. Mai 1917 Heirat mit Blanche von Fabrice. Herbst 1918 Umzug auf die Sommerhalde oberhalb von Ludwigshafen am Bodensee.Hier wohnt Schäfer bis zu seinem Tode. 1922 Mit diesem Jahrgang stellen die "Rheinlande" ihr Erscheinen ein. Schäfer ist zu einer öffentlichen Figur und einer festen Größe des deutschen Literaturbetriebes geworden. Er unternimmt ausgedehnte Lesereisen und hält Festreden zu unterschiedlichen Anlässen. 1926 Wahl zum auswärtigen Mitglied der Sektion für Dichtkunst in der Preussischen Akademie der Künste. 30. Mai 1927 Ernennung zum Dr. h.c. der Universität Marburg. Januar 1931 Provokativer Austritt aus der Preussischen Akademie der Künste zusammen mit Erwin Guido Kolbenheyer und Emil Strauß 1932 Verleihung der Goethe-Medaille der Stadt Frankfurt. Juni 1933 Ernennung zum Senator der 'gesäuberten' Literatursektion der Preussischen Akademie der Künste; Bemühung um Umbenennung in Deutsche Akademie für Dichtkunst. 13. November 1937 In Köln Verleihung des Rheinischen Literaturpreises. 20. Januar 1938 Ehrenbürger der Gemeinde Ottrau. 28. August 1941 In Frankfurt Verleihung des Goethe-Preises, der höchsten literarischen Auszeichnung im Nazi-Deutschland. 24. Oktober 1942 Verleihung des Immermann-Literaturpreises der Stadt Düsseldorf. 20. Januar 1943 Verleihung der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt. 10. Januar 1948 Ehrenbürger der Gemeinde Bodman. Juli 1950 Ehrenmitglied des Heimatvereins "Düsseldorfer Jonges". 29. Juli 1950 Einweihung der Wilhelm-Schäfer-Schule in Ottrau. Gestorben in Überlingen. 23. Januar 1952 Begräbnis in Ottrau.
Werkauswahl:
(Auswahl): Fritz u. Paul auf d. höheren Bürgerschule (Erz.) 1894; Mannsleut'. Westerwälder Bauerngeschichten (Pr.) 1894; Ein Totschläger (Vst.) 1894; Lieder eines Christen 1894; Nora. Eine Lebensgeschichte 1895; Jakob u. Esau (Dr.) 1896; Die zehn Gebote. Erz. d. Kanzelfriedrichs 1897; Lerma. Bühnenspiel (Neuasug. u.d.T.: Frau Hulla 1937); William Shakespeare (Schsp.) 1900; Gottlieb Mangold, d. Mann in d. Käseglocke 1901; Die Béarnaise. Eine Anekdote 1902; Der dt. Künstlerbund 1905; Der Niederrhein u. d. Berg. Land 1907 (Neufassg. 1939); Anekdoten 1908; Rheinsagen 1908 (veränd. Neuausg. 1913); Die Mißgeschickten 1909; Die Halsbandgeschichte, erzählt 1910; Dreiunddreißig Anekdoten 1911; Der verlorene Sarg u.a. Anekdoten 1911; Der Schriftsteller 1911; Karl Stauffers Lebensgang 1912; Die unterbrochene Rheinfahrt (Nov.) 1913; Lebenstag eines Menschenfreundes (Rom.) 1915; Die begrabene Hand u.a. Anekdoten 1918; Lebensabriß 1918; Erzählende Schriften, 4 Bde. 1918; Frühzeit (Erz.) 1921; Drei Briefe, mit einem Vorw. an d. Quäker 1922; Die dreizehn Bücher d. dt. seele 192; Der dt. gott. Fünf Briefe an mein Volk 1923; Die mod. Malerei d. dt. Schweiz 1924; Urania 1924; Deutschland (rede) 1925; Winckelmanns Ende (Rom.) 1925; Jakob Imgrund 1925; Die dt. Judenfrage 1925; Die Badener Kur (Nov.) 1925; Huldreich Zwingli. Dt. Volksbuch 1926; Neue Anekdoten 1926; Briefe aus d. Schweiz u. Erlebnis aus Tirol; Ludwig Böhner gibt sein letztes Konzert 1928; Novellen 1928; Sommerhalde. Mein sechstes Jahrzehnt 1928; Die Anekdoten 1929; Die rote Hanne 1930; Der Hauptmann v. Köpenick (Rom.) 1930; Das Haus m. d. drei Türen 1931; Wahlheimat 1931; Goethes Geburtshaus 1932; Der Fabrikant Anton Beilharz u. d. Theresle 1933; Dt. Reden 1933; Auf d. Spuren d. alten Reichsherrlichkeit 1933; Mein Leben. Rechenschaft (Neuausg. u.d.T.: Rechenschaft 1948); Ein Mann namens Schmitz 1934; Der dt. Rückfall ins Mittelalter (Rede) 1934; Christophorusrede 1935; Die Fahrt in d. Hlg. Abend 1935; Die Quellen d. Rheins 1936; Anckemanns Tristan (Nov.) 1937; Ausritt 1937/38. Almanach 1937; Meine Eltern 1937; Wendekreis neuer Anekdoten 1937; Sechs Streichhölzer. Zum 70. Geburtstag 20.1.1938, 1938; Der andere Gulbransson 1939; Theoderich, König d. Abendlandes 1939; Jan Wellem. Anekdoten 1939; Hundert Histörchen 1940; Die Handschuhe d. Grafen v. Brockdorff-Ranzau u.a. Anekdoten 1941; Kl. Truhe 1941; Altmännersommer (Gesch.) 1942; Das dt. Gesicht d. Rheinländischen Kunst 1942; Goethesche Prüfung (Rede) 1942; Spätlese alter u. neuer Anekdoten 1942; Wider d. Humanisten (Rede) 1943; Krieg u. Dichtg. (Rede) 1943; Novellen 1943; Der Gottesfreund. Ep. Dichtg. 1948; Grammatik d. Lebens (Erz.) 1949 (Neuausg. u.d.t.: Die Biberburg 1950); Das Halsband d. Königin (Nov.) 1951; postum: Die Anekdoten. Ausgabe letzter Hand 1953.
Quelle:
- http://www.rheinische-literaturnachlaesse.de/index.php?id=00000019&article_id=24&letter=%&location=&estate_id=00000387&key=&tab=1&ref=00000017