François Eugène Rousseau
Entwerfer und Verleger für Porzellan, Keramik und Glas. Übernimmt mit 28 Jahren die Keramikhandlung seines Vaters in Paris, Rue Coquillière 41. Befasst sich mit Dekorentwürfen für seine Ware. Befreundet sich mit Künstlern der Porzellanmanufaktur in Sèvres und Zusammenarbeit mit dem Keramiker und Porzellanmaler Marc Louis Solon (gen. Milès). Ab 1862 auf zahlreichen Ausstellungen mit Porzellanen und Fayencen vertreten; seine Exponate werden mit vielen Preisen ausgezeichnet. Wird zum Wegbereiter für den Japonismus, als er 1867 die Ausführung eines Fayenceservices mit japanischen Motiven, entworfen von dem Radierer und Kupferstecher Felix Bracquemond (1833 - 1914) veranlasst. Auf der Pariser Weltausstellung 1867 werden seine eigenen Keramikentwürfe mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erste eigene Dekorentwürfe für Glas. Neben historischen Formen entdeckt Rousseau schon sehr früh die chinesische Steinschneidekunst als Vorbild und Inspiration für seine Glasschöpfungen. Ausführung durch die sehr geschickten Glasschneider Eugène Michel (seit 1867) und Alphonse Reyen /seit 1877).
Rohglasherstellung nach seinen Entwürfen und Angaben in den Glashüttenwerken Appert Frères in Clichy (Seine), Rue des Chasses 34. Auf der Pariser Weltausstellung 1878 erwecken seine neuartigen Gläser erstmals ensthaftes Interesse. Seitdem enge Zusammenarbeit mit den hervorragenden Glastechnikern Adrien und Léon Appert, mit denen er gemeinsam neue Herstellungs- und Dekorationsverfahren entwickelt, wie z.B. mehrfarbig überfangene, meistens strohfarbene Gläser mit Luft- und Oyxideinschlüssen, gekrackten Wandungen und eingeschmozenen Farbadern bzw. -flecken in vorwiegend opakem Rotbraun, Oxidgrün und Cremegelb. Daneben entstehen Gläser mit opaken Überfängen, mit Emailmalerei oder partiellen Glasauflagen. Die wohl eigenwilligsten Gefäße zeichnen sich durch eine neuartige amorphe Gestaltung aus. Bevorzugte Dekortechnik ist Hochschnitt, oft in Verbindung mit Ätzung. Zur Ausstellung 1884 verzeichnet Rousseau seinen grösten Erfolg.
1855 assoziiert er sich mit seinem Schüler Ernest Léveillé unter der Firmierung Rousseau-Léveillé, Boulevard Haussmann 74. Etwa 1989 zieht er sich ganz aus dem Geschäft zurück. Auch danach werden weiterhin Gläser nach seinen Modellen und Entwürfen ausgeführt. - Mitglied der Union Centrale des Arts Décoratifs. 1884 Légion d'honneur.
weitere Bio: Hilschenz-Mlynek/Ricke, Glas 1985, S. 365 ff.