Gustav Struve
Gustav Struve (ursprünglich: von Struve) wurde geboren am 11. Oktober 1805 in München, er starb am 21. August 1870 in Wien.
Struve, Sohn des russischen Diplomaten Johann Gustav von Struve, studierte 1824-1826 Jura in Heidelberg und Göttingen. Zwischen 1829 und 1831 war er Attaché bei der Oldenburgischen Bundesgesandtschaft in Frankfurt/M. und Assessor am Landgericht Jever. 1832 ließ er sich im badischen Mannheim als Rechtsanwalt nieder, wo er begann, sich auch politisch zu engagieren. Struve gehörte der badischen Zweiten Kammer an und unterstützte die Liberalen auch publizistisch, unter anderem als Redakteur des "Mannheimer Journals" und, nachdem der Herausgeber ihn entließ, des von ihm selbst begründeten "Deutschen Zuschauers". Wegen der radikaldemokratischen, frühsozialistischen Tendenz seiner journalistischen Texte geriet er immer wieder in Konflikt mit der Zensur. Er heiratete unstandesgemäß und legte 1847 seinen Adelstitel ab.
In der Frankfurter Nationalversammlung scheiterte Struve mit seinem an den USA orientierten, föderalistischen Verfassungsentwurf, woraufhin er mit Friedrich Hecker 1848 den Aprilaufstand leitete und im Verlauf des Jahres 1848 sowie im Frühjahr 1849 weitere vergebliche Erhebungen in Baden initiierte. Nach dem endgültigen Scheitern der Revolution floh Struve zunächst in Schweiz und, nachdem er dort wegen fortgesetzter Agitation ausgewiesen wurde, über Frankreich und England 1851 in die USA. Hier arbeitete er weiter - relativ erfolglos - als Publizist, mehrere Zeitschriftenprojekte mussten nach kurzer Zeit wieder eingestellt werden. Er betätigte sich zunächst nicht explizit politisch, unterstützte aber 1860 Abraham Lincolns Präsidentschaftskampagne und kämpfte als Soldat der Unionstruppen im amerikanischen Bürgerkrieg. Nachdem 1862 seine Frau starb und in Baden eine Amnestie für die 1848er-Revolutionäre ausgerufen wurde, kehrte Struve 1863 zurück nach Deutschland, wo er zunächst in Stuttgart, dann in Coburg seine schriftstellerische Arbeit fortsetzte und unter anderem als ein Pionier des Vegetarismus in Deutschland.
Werke
Politische Briefe 1846
Briefe über Kirche und Staat 1846
Das öffentliche Recht des deutschen Bundes, 2 Bände, 1846
Grundzüge der Staatswissenschaft, 4 Bände, 1847/48
Geschichte der drei Volkserhebungen in Baden 1849 [Nachdruck in: Heftiges Feuer. Erinnerungen aus den badischen Freiheitskämpfen. Rombach, Freiburg 1998]
Weltgeschichte, 6 Bände, New York 1856/59; mit einer Erweiterung, Coburg 1866/69
Das Revolutionszeitalter, New York 1859/60
Diesseits und jenseits des Oceans 1863/64
Kurzgefasster Wegweiser für Auswanderer 1867
Pflanzenkost, die Grundlage einer neuen Weltanschauung 1869
Das Seelenleben, oder die Naturgeschichte des Menschen 1869
Eines Fürsten Jugendliebe (Drama) 1870
Literatur
ADB; DBE;
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Struve
Wikipedia (ADB): http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Struve,_Gustav_von
Jürgen Peiser, Gustav Struve als politischer Schriftsteller und Revolutionär (Diss. phil.) Frankfurt/M. 1973
Mathias Reimann, Der Hochverratsprozess gegen Gustav Struve und Karl Blind. Der erste Schwurgerichtsfall in Baden, Sigmaringen: Thorbecke 1985
Mathias Tullner, Gustav von Struve. Streiter für die Republik. In: Helmut Bleiber u.a. (Hg.), Männer der Revolution von 1848. Band 2, Berlin: Akademie Verlag 1987
Michael Kunze, Der Freiheit eine Gasse - Traum und Leben eines deutschen Revolutionärs. München: Kindler 1990
Jürgen Peiser, Gustav Struve als politischer Schriftsteller und Revolutionär (Mikroed.), Egelsbach; Frankfurt/M.; Washington: Hänsel-Hohenhausen 1994
Ansgar Reiß, Radikalismus und Exil. Gustav Struve und die Demokratie in Deutschland und Amerika, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2004 [=Transatlantische Historische Studien Band 15]
Babette Tondorf, Strafverteidigung in der Frühphase des reformierten Strafprozesses. Das Hochverratsverfahren gegen die badischen Aufständischen Gustav Struve und Karl Blind (1848/49), Berlin: BWV, Berliner Wissenschaftsverlag 2006
Daniel Nagel, Von republikanischen Deutschen zu deutsch-amerikanischen Republikanern. Ein Beitrag zum Identitätswandel der deutschen Achtundvierziger in den Vereinigten Staaten 1850-1861: St. Ingbert: Röhrig 2012.
Autor: Enno Stahl, Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf