Ehmi Bessel
Nach ihrem Schulabschluss ließ sie sich von dem Theater- und Stummfilmstar Fritz Alberti (1877-1954) zur Schauspielerin ausbilden, ein erstes Engagement erhielt sie am Düsseldorfer Schauspielhaus von Louise Dumont und avancierte rasch zu einer bedeutenden Charakterdarstellerin. 1929 ging Ehmi Bessel für drei Jahre nach München an die Kammerspiele, 1932 wechselte sie an das Hamburger Schauspielhaus, das für die nächsten sieben Jahre sowie erneut ab 1960 ihre künstlerische Heimat wurde.
Nach dem Krieg war Ehmi Bessel ab 1947 für drei Jahre Mitglied des Deutschen Theaters in Berlin, gleichzeitig trat sie an dem von Bert Brecht gegründeten "Berliner Ensemble" auf.
Vielen großen Frauenfiguren verlieh Ehmi Bessel mit ihrem facettenreichen Spiel eindrucksvolle Bühnenpräsenz, so interpretierte sie am Hamburger Schauspielhaus beispielsweise eindrucksvoll die "Maria Magdalena" in Hebbels gleichnamigem Trauerspiel oder war eine brillante "Minna von Barnhelm" in dem Drama von Lessing. Auch in Stücken der Moderne zeigte sie ihre ungeheure Wandlungsfähigkeit, so etwa 1929 als "Polly" in Hans Schweikarts Inszenierung von Brecht/Weills "Die Dreigroschenoper" (mit Kurt Horwitz (1897-1974) als "Mackie Messer") oder 1931 unter der Regie von Otto Falckenberg mit der Titelrolle in Ibsens "Nora" an den Münchner Kammerspielen.
In verschiedenen Schauspielen stand sie gemeinsam mit ihrem Mann Werner Hinz (1903-1985), den sie 1934 geheiratet hatte, auf der Bühne, eine erste künstlerische Zusammenarbeit hatte in Hebbels "Maria Magdalena" stattgefunden. Unter anderem spielte Ehmi Bessel mit ihm in Berlin in Ibsens "Die Wildente" sowie in Lessings "Emilia Galotti" und "Nathan der Weise"; mit letztgenanntem Stück war das Paar 1978 auch im Fernsehen zu bewundern.
Seit Mitte der 70er Jahre konnte man Ehmi Bessel sporadisch in einigen Fernsehspielen auf dem Bildschirm erleben, meist waren es Literaturverfilmungen oder Theateradaptionen. Hans Quest besetzte sie als Fürstin Blawazka in "Hava der Igel" (1966) nach dem Roman von Joseph Roth, man sah sie in Ilse Hofmanns Sozialstudie "Späte Liebe" (1978, nach Max von der Grün) und in Rolf Hennigers "Die Eisernen" (1978) nach dem Drei-Personenstück des Italieners Aldo Nicolaj. Ein Jahr zuvor hatte man die schauspielerin in einer Fernsehaufzeichnung der Inszenierung von Rainer Werner Fassbinders "Frauen in New York" (Deutsches Schauspielhaus Hamburg) auf dem Bildschirm erleben können.
Wenige Male wirkte Ehmi Bessel in Kinoproduktionen mit: 1932 spielte sie zusammen mit Alfred Abel in "Das Mädel vom Montparnasse", ein Jahr später in Carl Boeses "Gruß und Kuß, Veronika!" (mit Paul Hörbiger); im deutschen Nachkriegsfilm sah man sie als Mutter des Titelhelden in Kurt Hoffmanns Thomas Mann-Adaption "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" (1957), eine weitere Mutterrolle verkörperte sie in Kurt Hoffmanns Tucholsky-Verfilmung "Rheinsberg" (1967) - in beiden Fällen spielte auch ihr Mann Werner Hinz mit.
Ehmi Bessel, die bereits 1935 zur Staatsschauspielerin ernannt worden war, verstarb am 3. Februar 1988 im Alter von 83 Jahren in Hamburg. Aus der Ehe mit Werner Hinz stammen die Söhne Michael Hinz (geb. 1941) und Knut Hinz (geb. 1943), die in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten sind und ebenfalls bekannte und renommierte Theater- und Filmschauspieler wurden. Die Charakterdarstellerin Dinah Hinz2) (geb. 1934 in Heidelberg) stammt aus der Beziehung Ehmi Bessels mit dem legendären Fliegergeneral Ernst Udet3) (1896 - 1941) und wurde von Werner Hinz adoptiert.
Quelle: http://www.steffi-line.de/archiv_text/nost_buehne/02b_bessel_ehmi.htm