Joris-Karl Huysmans
Joris-Karl Huysmans war nach der Schule als Angestellter bis 1989 im französischen Innenministerium tätig.
Neben seinem Beruf arbeitete Huysmans als Autor. Zunächst publizierte er kürzere Texte in Zeitschriften. Seine erste Veröffentlichung war 1874 eine Sammlung von Gedichten unter dem Titel Le Drageoir aux épices, wobei er erstmals den flämisch wirkenden Vornamen Joris-Karl verwendete.
1876 lernte er Émile Zola kennen und schloss sich der um diesen versammelten Gruppe der Naturalisten an. Im selben Jahr brachte er seinen ersten Roman Marthe, histoire d’une fille heraus. Sein Buch war jedoch so drastisch geschrieben, dass es für einige Zeit als sittenwidrig verboten wurde. 1877 bezeugte er seine Freundschaft zu Zola mit einer Reihe lobender Zeitschriften-Artikel über ihn und dessen neuen Roman L’Assommoir.
Auch die auf Marthe folgenden erzählenden Werke Huysmans’ sind überwiegend im Milieu der Pariser Unterschicht angesiedelt und von einem drastischen Realismus bestimmt: Der Roman Les sœurs Vatard (= die Schwestern V., 1879) schildert die mediokre amouröse und berufliche Existenz zweier Buchhefterinnen schildert. Es folgten die Erzählung Sac au dos (= der Sack auf dem Rücken), die er für den antimilitaristischen Sammelband Les soirées de Medan verfasste (Herausgeber Emile Zola), der Roman En ménage (= Leben zu zweit, 1881), in dem er die Problematik des Künstlers zwischen dem Drang nach ungestörtem Schaffen und dem Bedürfnis nach einer sexuellen und affektiven Beziehung darstellt, der Roman La Retraite de M. Bougran (= die Verrentung Herrn B.s, 1888), in dem er die Schwierigkeiten eines frühverrenteten Ministerialbeamten bei der Findung eines neuen Lebenssinns beschreibt, A vau-l’eau (= den Bach runter, 1882), in dem er einen kleinen Beamten in den Mittelpunkt stellt, der aus seinem kläglichen Trott nicht herauskommt.
1883 publizierte er unter dem Titel L’Art moderne (= die moderne Kunst) einen Sammelband mit Kunstkritiken aus den Jahren 1879–1882. Huysmans brachte 1884 das Werk heraus, das ihm seinen Platz in der Literaturgeschichte sichern sollte: den Roman À rebours (Übersetzungen ins Deutsche unter dem Titel: Gegen den Strich). Die minimale Handlung kreist um einen dekadenten und neurotischen jungen Aristokraten namens Jean Floressas Des Esseintes. Dieser zieht sich zunehmend aus der für ihn unbefriedigenden sozialen Realität zurück. Er spinnt sich in seinem Vorstadthäuschen in eine artifizielle Welt des Ästhetizismus und Mystizismus ein und landet allmählich am Rande geistiger Umnachtung.
Der nächste Roman von Huysmans, und sein erster, der auf dem Land spielt, En rade (= auf Reede), erschien 1887. 1888 folgte der Autor einer Einladung nach Hamburg und schloss eine längere Reise durch Deutschland an. 1890 war er einer der Gründer der Académie Goncourt und wurde ihr erster Vorsitzender. Um dieselbe Zeit begann er sich dem Einfluss okkultistisch interessierter Personen zu öffnen und sich mit entsprechenden Vorstellungen und Praktiken zu beschäftigen. Die Krise mündete schließlich in Frömmigkeit und führte ihn ab 1892 zu mehreren Klosteraufenthalten in der Provinz und zur Einkleidung als Laienbruder in der Abtei Saint-Martin von Ligugé bei Poitiers.
Diese Entwicklung verarbeitete Huysmans in vier Romanen um denselben Protagonisten, einen Schriftsteller namens Durtal: Là-bas (= da drüben/da hinten, 1891), En route (= unterwegs, 1895), La Cathédrale (1898) und L’Oblat (= der Laienbruder, 1903). Wenig später zog sich Huysmans in ein Pariser Benediktinerkloster zurück, in dem er nach langem Leiden einem Krebs im Unterkiefer erlag. Fast schon postum erschien 1906 sein letztes Buch: Les foules de Lourdes (= die Volksmengen von Lourdes).
Quelle und weiterführende Informationen s. https://de.wikipedia.org/wiki/Joris-Karl_Huysmans [Stand: Januar 2020]