Bagel-Verlag
Der Bagel Verlag
1801 in Wesel durch Johann Peter Bagel als Buchbinderei in Wesel gegründet und 1878
unter August Bagel d. Ä. nach Düsseldorf übergesiedelt, umfasste Bagel bald die
Bereiche Verlag, Druckerei, Buchhandlung und Papierfabrik. Ein Standbein des Verlages
stellten wie bei dem Verlag L. Schwann die Bereiche Kalender, Formulardruck und
Schulbücher dar. Als bekanntester Kalender des Bagelverlages ist der 1836 zuerst
erschienene "Niederrheinische Volkskalender" zu nennen, der überaus erfolgreich war
und an dem Autoren wie Roderich Benedix und die Kochbuchautorin Henriette Davidis
beteiligt waren.
Entscheidend für die Verlagsentwicklung war auch ein Auftrag der Post (1842), die sowohl
ihren Formular- als auch ihren Papierbedarf bei Bagel deckte und den Verlag damit
finanziell sicherte. Später folgten Erweiterungen auf diesem Sektor, z.B. im
Bereich des Wertpapierdruckes und während des 1. Weltkrieges und in den darauf
folgenden Inflationsjahren auch im Banknotendruck.
Für die Schulbuchlandschaft des Niederrheines sind drei prägende Verlage zu nennen:
L. Schwann, Bagel und Baedecker. Bagel erreichte nicht das breite Angebot und die
hohen Auflagen des Verlages L. Schwann. Das zwischen den Verlagenbestehende
Konkurrenzverhältnis zeigt sich beispielsweise im Bereich der Religionspädagogik:
Während Schwann den katholisch geprägten Anteil publizierte, erwarben sich die
reformierten Bagels im Bereich der protestantischen einen Namen.
Diese Schriften sind zudem geprägt durch bestehende Beziehungen zum evangelisch-
pietistischen Seminar in Moers, als
dessen Leiter A. Diesterweg zu nennen ist. Das von Diesterwegs Nachfolger Franz
Ludwig Zahn gegründete Verlagsunternehmen
"Rheinische Schulbuchhandlung" erwarb Bagel 1850, die dort veröffentlichten
Schulbücher Zahns, wie z.B.
"Die biblischen Geschichten", zählen zu den erfolgreichsten des Verlages Bagel. Der
Sektor der Schul- und Jugendbücher bildet
einen zentralen Bereich des Verlagsprogrammes.
Aus der Düsseldorfer Industrie- und Gewerbeschau (1880), an deren Organisation auch
Bagel beteiligt war, und aus dem
verwandtschaftlichen Verhältnis zu Karl Lueg, dem Leiter der Ausstellung und im Bereich
der Eisenproduktion und - verarbeitung
renomierten Geschäftsmann, entwickelte sich für Bagel die Zusammenarbeit mit der
rheinisch-westfälischen Großindustrie.
Bagel verlegte fortan auch Industrieausstellungskataloge, Fest- und Jubliäumschriften
sowie die Zeitschrift des "Vereins
Deutscher Eisenhüttenleute " namens "Stahl und Eisen".
Die angesprochenen Unternehmensbereiche stellten die wirtschaftliche Grundlage des
Bagel Verlages dar.
Dergestalt abgesichert gewann August Bagel d. J. , der seit 1890 Sekretär des
"Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen"war, Spielraum für Unternehmungen wie
die Kunstzeitschrift "Die Rheinlande", die Bagel veröffentlichte, obwohl der Herausgeber
Wilhelm Schäfer Leiter des "Verbandes der Kunstfreunde aller Länder am Rhein" war und
die genannten Kunstvereine sich
feindlich gegenüber standen. Der Bagel Verlag veröffentlichte die Zeitschrift zwischen
1900 und 1920, bis 1911 jedoch
als Kommissionsdruck. Die Zeitung war wirtschaftlich betrachtet wenig erfolgreich, sie
stellt jedoch aus kultureller Perspektive
Bagels bedeutensdes Projekt dar.
Zudem entwickelte sich unter August Bagel d. J. eine Verlagsabteilung zur Regional- und
Wirtschaftsgeschichte. Hier erschien z.B.
"Die Geschichte der Stadt Düsseldorf" von Friedrich Lau und Otto Most.
Bagel verlegte auch Belletristik. Während zunächst Autoren wie Edmund Henoument, Karl
Maria Seyppel und Eduard Daelen,
bis 1890 auch Karl von Perfall bei Bagel veröffentlicht wurden, erschienen unter Fritz
Bagels Ägide auch neueren literarischen
Strömungen zugehörige Autoren wie der Maler, Graphiker und satirische Autor Adolf
Uzarski (ab 1919) und Carl Maria Weber,
dessen Lyrikband "Der ekstatische Fluß. Rheinklänge ohne Romantik" 1921 in einer
bibliophilen, von rheinischen
Grapikern wie Franz M. Jansen illustrierten, Edition von 150 Exemplaren erschien.
Zu erwähnen ist auch "Der weiße Reiter. Das erste Sammelbuch" (1920) herausgegeben
von Gabriel Pfeill, ein Almanach des
"Jungrheinischen Bundes für kulturelle Erneuerung", an dem u.a. Franz Johannes
Weinreich, Maximilian Maria Schröter und
Ernst Thrasolt beteiligt waren.
Der Verlag überstand den 2. Weltkrieg nur mit schweren Bombenschäden und wurde
später Teil des Cornelsen Verlages.
"Der Bagel Verlag überragt [...] in seiner Bedeutung für die kulturelle Entwicklung [...] die
sonstigen in der Stadt ansässigen
Unternehmen." (Neuhaus-Koch, Ariane: Düsseldorfer Buchverlage und ihre Geschichte
von 1878 bis 1933. In: Cepl-Kaufmann,
Gertrude und Hartkopf, Winfried (Hrsg.): Das literarische Düsseldorf. Zur kulturellen
Entwicklung von 1850-1933, Düsseldorf 1988,
S.107)
Quellen: Neuhaus-Koch, Ariane: Düsseldorfer Buchverlage und ihre Geschichte von 1878 bis 1933. In: Cepl-Kaufmann,
Gertrude und Hartkopf, Winfried (Hrsg.): Das literarische Düsseldorf. Zur kulturellen Entwicklung von 1850-1933, Düsseldorf 1988,
S.103-116; Hölscher, G.: Rheinische Buchverleger. In:Oellers, Heinrich (Hrsg.): Rheinische Heimat. Unpolitische illustrierte Monatsschrift für Kultur, Wirtschaft und Leben in den westdeutschen Grenzlanden, Aachen 1926, 11. Heft, S. 173-185; Barleben, Ilse: Von der schwarzen und der weißen Kunst. A. Bagel 1801- 1951(als Ms. im Rheinischen Literaturarchiv des Heinrich-Heine-Instituts, Düsseldorf)