Walter Scott
In Edinburgh wurde Walter Scott am 15. August 1771 geboren. Seine Familie gehörte einem der vier großen Geschlechter Schottlands an: unter seinen Vorfahren ist der berühmte "Zauberer" Michael Scotus, den Dante in der Hölle erblickt. Sein Vater war Sachwalter (Rechtsanwalt zweiter Klasse), ein peinlich auf Ordnung haltender, streng monarchisch und kirchlich gesinnter Mann; seine Mutter hatte poetische Neigungen und ließ einen Band Gedichte drucken.
Wegen einer Lähmung am rechten Bein, die sich niemals gab, wurde Walter, das neunte von zwölf Kindern, zu seinem Großvaters aufs Land geschickt, wo sich sein Sinn früh der Natur und Sage erschloss. Trotz seiner Lahmheit war er übrigens körperlich gewandt, ein kräftiger, gesunder und geschmeidiger Mensch, der sich einmal eine Stunde lang mit seinem Stock drei Strolche vom Leibe hielt und als Jäger wie als Reiter seinen Mann stellte.
Früh packte ihn eine unglaubliche Lesewut, die maßlos alles Erreichbare hinabschlang. In seinem 13. Jahre kam er auf die Hochschule zu Edinburg, trat 1786 in die Schreibstube seines Vaters, um gleichfalls Sachwalter zu werden, besuchte dann aber die Universität ein Jahr weiter, um es zum Advokaten zu bringen. Als solcher amtierte er seit 1792, verheiratete sich 1797, ward 1799 zum Sheriff der Grafschaft Selkirk ernannt und erlangte 1806 den mit 26000 Mark jährlichen Gehaltes dotierten und wenig Mühe machenden Posten eines Sekretärs am Edinburger Gerichtshof. Er hatte nun genügend Muße zum poetischen Schaffen und war um so fleißiger, als er sein Einkommen ständig zu erhöhen strebte.
1811 kaufte er ein Stück Land am Tweed in der Nähe der Abtei Melrose und nannte es nach einer nahegelegenen Furt Abbotsford. Das alte Haus erweiterte er, je nachdem die Honorare eingingen, durch immer neue Anbauten, so dass es ein etwas merkwürdiges Aussehen gewann, und ebenso kaufte er fortgesetzt Ländereien zu. 1820 wurde er, der auf derlei Dinge Wert legte, Baronet. Da machte 1826 sein Verleger bankerott, und Scott, der zur Erhöhung seiner Einnahmen stiller Teilhaber des Geschäftes gewesen war, verlor nicht nur sein ganzes Vermögen, sondern es entfiel auf ihn auch noch eine große Schuldenlast.
Die Abtei Druburgh mit Walter Scotts Grab
Er lehnte jede Unterstützung ab und erklärte, die ungeheuere Summe durch literarische Werke abarbeiten zu wollen.
1830 hatte er schon über die Hälfte der Schuldsumme getilgt. Aber er arbeitete sich dabei zu Tode: von Schlaganfällen getroffen und völlig entkräftet musste er 1831 ein milderes Klima aussuchen. Die Regierung stelte dem berühmten Dichter ein Kriegsschiff zur Verfügung und kommandierte seinen Sohn, Major Walter Sott, zu seiner Begleitung ab. So fuhr er über Malta nach Neapel, drängte aber bald nach Hause und starb knapp ein Viertljahr nach seiner Rückkehr am 21. September 1832.
Quelle: http://www.klassiker-der-weltliteratur.de