Jerzy Grotowski
- Jerzy Grotowski
1933 - 1999
GeschlechtMännlich
BerufRegisseur
BerufTheaterleiter
Noch während des Studiums übernahm er 1959 mit dem Literaturkritiker Ludwik Flaszen das Teatr 13 Rzedów, das Theater der 13 Reihen (mit insgesamt 34 Plätzen) in Oppeln, das später in "Teatr Laboratorium 13 Rzedów" umbenannt wurde. Zuvor hatte er schon bei verschiedenen Bühnen und beim polnischen Rundfunk Regie geführt. Das Theater der 13 Reihen war ein experimentelles Theater und gleichzeitig ein Theaterlaboratorium zur Erforschung der Theater- und Schauspielkunst. Zwischen 1961 bis 1968 beschäftigte sich Grotowski hauptsächlich mit der Ausbildung der Schauspieler, der Körper trat in den Mittelpunkt seiner Forschung mittels vergleichender Theateranthropologie. Die Verbindung von Leben und Theater wurde immer wichtiger, es kam zu einer Neudefinition der Zuschauer-/Schauspielerrolle und einer Öffnung der Schauorte. Sein Konzept des "armen Theaters" entstand.
Anfang 1965 zog das Theater nach Breslau um und bekam dort den offiziellen Status eines Instituts. Ab 1966 wurden die dreizehn Reihen im Titel gestrichen, ab 1975 nur noch "Institut Laboratorium". Der Schauspielerstamm des Laboratoriums wechselte zwar, aber alle Beteiligten blieben dort und leiteten teilweise auch die nachfolgenden Institute.
Nach dem Ende des Theaterlaboratoriums gründete Grotowskis zeitweilige Assistentin Teresa Nawrot 1984 eine Schule für Schauspiel, in dem das, was als seine Methode propagiert wurde, versucht wird zu praktizieren. Andere Schauspieler eröffneten verschiedene Institute, die sich mit Aspekten der Theater- und Schauspielerarbeit Grotowskis beschäftigten und diese verbreiteten.
Grotowski inszenierte nie "vom Blatt weg", sondern "erfand" die Vorlagen durch z. B. freie Improvisationen und Assoziationen der Schauspieler völlig neu - die verschiedenen Versionen zeigen, dass die Inszenierungen nie völlig abgeschlossen waren, sondern Teil eines "lebendigen Prozesses".
Danach machte Grotowski weite Reisen, um seine Theorie und Praxis in Vorträgen, Seminaren, Tourneen und Theaterfestivals auf der ganzen Welt, etwa dem Theater der Nationen 1967 in Paris und 1975 in Warschau oder im Kulturwettbewerb, der 1972 die Olympischen Spiele in München begleitete, vorzustellen.
1975 vollzog Grotowski den einschneidendsten Schritt in seiner Entwicklung: Er wandte sich von Theater im Sinne einer Aufführung konsequent ab und vollführte nur noch sogenannte "Special Projects", also paratheatralische Experimente und Selbsterfahrungspraktika, in denen die Teilnehmer auf unerwartete Aufgaben und Situationen gestoßen werden und die meist über mehrere Tage in freier Natur gingen. Sie standen jeweils unter einem Motto.
Von 1976 bis 1982 arbeitete Grotowski mit einer multinationalen Gruppe von 36 ausgewählten Personen am "Theatre of Sources", in dem es ihm um den Ursprung überlieferter Techniken ging. Seine Forschungsreisen führten ihn etwa erneut nach Indien sowie nach Mexico und Haiti. Daran schloss sich das "objektive Drama" (1983 bis 1986) an, eine Phase, während der Grotowski theatrale Elemente wie Tänze, Gesänge, Beschwörungen, Rhythmen und den Gebrauch des Raums studierte. Der Fokus wurde auf extreme Genauigkeit der künstlerischen Fertigkeiten und der professionellen Ausführung jeden Details gelegt. Die Vermittlung fand durch Kurse unter weitgehender Ausschaltung der Öffentlichkeit statt.
Seine letzten dreizehn Jahre verbrachte er am Workcenter of Jerzy Grotowski and Thomas Richards in Pontedera, wo er auch starb.
Grotowski wollte ein von allem Überfluss des Theaterapparats (des "reichen Theaters") gereinigtes Zurückbesinnen auf den Urgrund der Schauspielkunst erreichen. Er entwirft in seinem Plädoyer Für ein armes Theater ein Schauspiel, das "ohne Schminke, ohne eigenständige Kostüme und Bühnenbild, ohne abgetrennten Aufführungsbereich (Bühne), ohne Beleuchtungs- und Toneffekte usw. existieren kann". Dabei versucht er den Schauspieler zu enthemmen, seine Physis zu lockern, seine Psyche aufzureißen und ihm "seine Maske zu nehmen", sodass der Schauspieler dem Publikum, das er zu "Zeugen" erhebt, quasi "nackt" gegenübertritt. Dabei benutzt er ein hartes körperliches und psychisches Training, weil er vom Schauspieler ein "Sich-Überschreiten" verlangt, sowie die genaue Analyse der einzelnen Prozesse durch Spezialwissenschaften.
Quelle und weitere Informationen: http://de.wikipedia.org/wiki/Jerzy_Grotowski [Stand: Mai 2011]
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