Leon Bakst
Leon Bakst studierte bei Isaak Asknazij, Karl Wenig und Pavel Cistjakov in Petersburg und in Paris bei J.-B.Gérome, A.Edelfelt und an der Academie.
Er reiste 1891 nach Deutschland, Belgien, Frankreich, Spanien, Italien und in die Schweiz. Fast jährlich unternahm er weitere Reisen, so 1897 nach Algerien und Tunesien, 1907 zusammen mit V.Serov nach Griechenland, 1923/24 in die USA. 1906-10 unterrichtete er an der Kunstschule Elizaveta Zvancevas in St.Petersburg. 1910 siedelte er endgültig nach Paris über.
1911 wurde er Vizepräsident der Jury der Societe des Arts Décoratifs, 1914 Mitglied der Akademie St.Petersburg.
Bakst schuf lange Zeit vorrangig Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen - in erster Linie Porträts und Landschaften. 1888-92 illustrierte er Kinderbücher, ab 1892 auch die Zeitschrift "Chudoznik" und die Zeitung "Peterburgskaja zizn'". Im März 1890 machte er die Bekanntschaft des Kreises um Alexander Benois und S.Djagilev (Djaghilew), aus dem im November 1898 die erste Nummer der Zeitschrift "Mir iskusstva" hervorging. Bakst war Mitinitiator und künstlerischer Gestalter der Zeitschrift sowie der bedeutenden Ausstellung der gleichnamigen Künstler-Vereinifung, der in Paris die Kunst des Fin de siècle kennengelernt hatte, trug dazu bei, "Mir iskusstva" zu einem Sprachrohr des russischen Jugendstils zu machen.
Ab 1901 arbeitete er für weitere russische Zeitschriften, er illustrierte Bücher und Gedichtbände, wirkte an der Erstellung von Ausstellungskatalogen, Theaterprogrammen und Plakaten mit.
Seine ersten raumbildnerische Aktivitäten fielen in die Zeit um 1896, als er für den Petersburger Hof Wand- und Festdekorationen schuf. 1903-06 gestaltete er die Interieurs des Hauses von A.A.Korovin, 1905 die Taurische Ausstellung, 1906 und 1907 die russischen Kunst-Ausstellungen Djagilevs in Paris (Salon d'Autome) und Berlin, 1915-22 dekorative Malereien für die Villa Rothschild in London, 1923 für das Theater Evergreen in Baltimore.
Seine ersten Bühnenbilder und Kostüme entstanden ab 1901 für die Theater St.Petersburgs. 1902 stattete er die am Alexander-Theater aufgeführte Euripides-Tragödie Hippolytos aus. Zu seinen Arbeiten gehörten ferner die Pantomime Le coeur de la marquise (1902, Ermitage-Theater) und das Ballett Die Puppenfee (1903, Ermitage-Theater und Mariinskij-Theater). Er nahm eine dominierende Stellung unter den russ. Bühnen- und Kostümbildnern ein, die er mit der 1904 am Alexander-Theater aufgeführten Sophokles-Tragödie Ödipus auf Kolonos befestigte. Inspiriert von den Funden Schliemanns und Evans, entwickelte er eine Leidenschaft für archaische Formen und revolutionierte die Kostüme antiker Stücke. 1906 malte er für das neugegr. Dramatische Theater der Vera Komissarzhevskaja den Vorhang Elysium und wurde mit Meyerhold bekannt. 1907 begann seine Zusammenarbeit mit dem Choreographen Michail Fokin. 1909 gestaltete er für die erste "Saison russe" der Djagilev-Truppe am Pariser Théâtre du Châtelet Kostüme und Bühnenbilder. 1910 lernte er Matisse kennen. In diesem Jahr entstanden für die zweite russische Saison in der Grande Opéra u.a. die Bühnenbilder und Kostüme für das choreograph. Drama Scheherezade. Die Resonanz der äußerst erfolgreichen Inszenierung bewirkte u.a. eine "Mode à la Bakst". 1911/12 gestaltete er vier Inszenierungen zu antiken Themen, wiederum unter Verwendung archaischer Motive; ein weiterer großer Erfolg wurden die Kostüme und Bühnenbilder zum Ballett Der Nachmittag eines Fauns. Mit dem Durchbruch kubistischer und konstruktivistischer Motive in Bühnenbild und Kostüm verlor er seinen Einfluß, weil er die neue Strömung nicht akzeptierte. Seine letzten Entwürfe für die Balletts Russes entstanden 1921 zu Tschaikowskis Ballett Dornröschen.
Quelle: AKL VI, 1992