William S. Burroughs
Burroughs besuchte die John Burroughs School in St. Louis und die Los Alamos Ranch School in New Mexico. Er entdeckte seine homosexuellen Neigungen und beschrieb diese in seinen Tagebüchern. Seine sexuelle Orientierung verbarg er bis ins Erwachsenenalter vor seiner Umwelt. Nachdem er mit einigen Mitschülern das Schlafmittel Chloralhydrat genommen hatte und erwischt worden war, musste er Los Alamos verlassen und beendete die High School schließlich an der Taylor School in St. Louis.
Burroughs besuchte ab 1932 die Harvard University, wo er unter anderem bei Alfred Korzybski Allgemeine Semantik und Medizin studierte. Er graduierte 1936. In New York kam er zum ersten Mal mit der schwulen Subkultur in Berührung.
Nach Harvard reiste Burroughs durch Europa, wo er die homosexuelle Subkultur und Künstlerszene kennenlernte, vor allem in Österreich. Dort traf er auch Ilse Klapper, eine Jüdin, die vor den Nationalsozialisten geflohen war. Sie heirateten sie in Kroatien, damit Klapper ein Visum für die USA bekam. Später in den USA ließen sie sich wieder scheiden, blieben aber noch lange Jahre Freunde.
In Harvard schrieb sich Burroughs für ein Aufbaustudium der Anthropologie ein. Für kurze Zeit studierte er auch an der medizinischen Fakultät der Universität Wien. Die US Army wollte Burroughs 1941 einziehen, er wurde aber aus psychischen Gründen ausgemustert. Er ging nach New York und traf dort seine späteren Freunde Allen Ginsberg und Jack Kerouac, die später als Autoren der Beat Generation bekannt wurden.
Burroughs lebte seit 1944 mit Joan Vollmer Adams in einem New Yorker Apartment, das sie mit Kerouac und dessen erster Frau Edie Parker teilten. Weil sie einen Mord nicht angezeigt hatten, kamen Kerouac und Burroughs mit dem Gesetz in Konflikt. Burroughs wurde süchtig nach Morphin und begann in Greenwich mit Heroin zu dealen, um seine Sucht zu finanzieren. Diese Erfahrungen verarbeitete er in dem autobiographischen Roman "Junkie".
Joan Vollmer ließ sich 1945 scheiden und heiratete ein Jahr später Burroughs. Nachdem er einige Zeit bei seinen Eltern verbracht hatte, kehrte er nach New York zurück, holte Vollmer aus der psychiatrischen Abteilung des Bellevue Hospital und zog mit ihr und ihrer Tochter auf eine Farm in Texas. Dort wurde 1947 ihr gemeinsamer Sohn, William S. Burroughs Jr. geboren.
Auf seiner Farm in Texas baute Burroughs Marijuana an. Die Polizei erfuhr davon, als sie einen Brief von ihm an Ginsberg abfing, in dem Burroughs von einer Lieferung sprach. Um einer Gefängnisstrafe zu entgehen, floh die Familie nach Mexiko, mit dem Plan, dort fünf Jahre zu bleiben, bis die Straftaten verjährt waren.
Am 6. September 1951 erschoss Burroughs in Mexiko-Stadt aus Versehen seine Frau, als er im Zustand der Trunkenheit die Apfelszene aus Schillers Drama Wilhelm Tell nachstellen wollte. In der daraufhin eingeleiteten Untersuchung wurde die Tat als Unfall beurteilt, Burroughs musste nur vierzehn Tage im Gefängnis verbringen und Mexiko 1952 verlassen. Vollmers Tochter kam zu ihrer Großmutter und Burroughs Sohn zu den Eltern nach St. Louis. Burroughs' Sohn war bei dem Unfall Augenzeuge gewesen, und nachdem er später ebenfalls Schriftsteller geworden war, verarbeitete er dieses Erlebnis in seinen Werken.
Nach Vollmers Tod reiste Burroughs durch Südamerika, auf der Suche nach einer magischen Droge names "Yage", die später als Ayahuasca identifiziert wurde. Er versprach sich davon seine Abhängigkeit von Opiaten zu lindern, aber auch neue spirituelle Erfahrungen. Er schrieb zwei Romane während dieser Zeit: In Junkie behandelte er seine Heroin-Abhängigkeit und in Queer seine Homosexualität; beide Texte wurden als Groschenromane veröffentlicht und bekamen erst später literarische Aufmerksamkeit. Seine Korrespondenz mit Ginsberg während seiner Suche nach Yage fasste er in The Yage Letters zusammen. Der Roman Junkie wurde 1953 unter dem Pseudonym William Lee veröffentlicht, die beiden anderen Werke wurden erst 1963 bzw. 1985 veröffentlicht.
Von Südamerika aus reiste Burroughs nach Europa, auch nach London, wo er mit Hilfe des Arztes John Dent seine Sucht bekämpfte, nach Paris, wo er im Beat Hotel seine Zettelsammlung für Naked Lunch begann, und nach Tanger in Marokko.
Seine Materialsammlung bezeichnete er erst als The Word Hoard, und zusammen mit Ginsberg und Kerouac editierte er die einzelnen Episoden zum Roman Naked Lunch. Der Rest der Schriften wurde später zur Nova-Trilogie: The Soft Machine, The Ticket That Exploded und Nova Express.
Anders als die vorherigen Romane war die Nova-Trilogie in einer neuen Technik geschrieben, die "cut-up"-Technik genannt wurde: Manuskriptseiten wurden in kleine Zettel zerschnitten und ohne genauen Plan neu angeordnet. Daraus entstand eine assoziative Erzählstruktur, die Burroughs in späteren Romanen weiter entwickelte. Der Leser kann in einen beliebigen Teil des Buchs einsteigen, und sich von dort den Text entwickeln lassen. Durch die cut-up-Technik und den beliebigen Einstieg in das Werk interpretiert jeder Leser den Roman anders und hat eine andere Perspektive auf den erzählerischen Fortgang. Deutschsprachigen Autoren wie Carl Weissner und Jürgen Ploog war er mit seinem cut-up-stil ein Vorbild, was sie in der deutschsprachigen Literaturzeitschrift Gasolin 23 z.T. veröffentlichten.
Naked Lunch erschien 1959. Ab der Veröffentlichung wurde der Roman ein Teil der aufkeimenden Gegenkultur in den 1960ern. In mehreren US-Bundesstaaten wurde die Veröffentlichung untersagt. Massachusetts begann mit dem Verbot wegen Obszönitäten, wie dem im Roman beschriebenen Stahldildo (der namensgebend für die 1970er-Rockband Steely Dan war). Jedoch urteilte der Oberste Gerichtshof von Massachusetts 1966, der Naked Lunch sei nicht obszön.
David Cronenberg verarbeitete die Entstehung des Romans im 1991 erschienenen Film Naked Lunch - Nackter Rausch.
In den frühen 1960ern siedelte Burroughs nach London über, wo er für kleine Untergrundmagazine schrieb. Daneben arbeitete er an einem Manuskript, das später in zwei Teilen als The Wild Boys und Port of Saints erscheinen sollte. Er stand in Kontakt zu den gleichgesinnten Schriftstellern (Alexander Trocchi und Jeff Nuttall).
Mit der Hilfe von Ginsberg fand Burroughs am New York City College eine Anstellung als Lehrer für kreatives Schreiben. Er kam in Kontakt mit Andy Warhol, Patti Smith, Susan Sontag, Dennis Hopper, Terry Southern und Mick Jagger.
1971 veröffentlichte Burroughs Electronic Revolution, eine Mischung aus Fakten, Fiktion und Voraussagen über die künftigen Auswirkungen der Entwicklung der Elektronik auf die Gesellschaft.
In Electronic Revolution erwähnte Burroughs Scientology, und wurde später kurzzeitig auch Mitglied der Organisation. Seine fortwährende Kritik und eine Rezension des Buchs "Inside Scientology" von Robert Kaufman führte zu einer brieflichen Auseinandersetzung von Burroughs mit Scientologen, die im amerikanischen Rolling Stone Magazin veröffentlicht wurde.
In den 1980er und 1990er Jahren wurde Burroughs zu einer Ikone der Popkultur. Eine Reihe von populären Künstlern, vor allem aus der New Yorker Szene, nannten Burroughs als wichtige Inspiration. Er arbeitete u.a. mit Laurie Anderson und erschien in Filmen wie Gus Van Sants Drugstore Cowboy. 1990 entstand aus der Zusammenarbeit mit dem Regisseur Robert Wilson und dem Musiker Tom Waits das Theaterstück The Black Rider, das im Thalia-Theater in Hamburg am 31. März 1990 uraufgeführt und in den folgenden Jahren an vielen europäischen und US-amerikanischen Bühnen gespielt wurde.
Während dieser Jahre trat Burroughs zudem als spoken word performer auf, der mit seiner tiefen Stimme und langsamen, programmatischen Sätzen ein altes und neues Publikum erreichte. Es entstanden viele Tonaufzeichnungen seiner Werke und Gespräche. Auch arbeitete er mit dem Rockmusiker Kurt Cobain zusammen, der zu seinem Werk The Priest They Called Him Gitarre spielte.
Im hohen Alter lebte William S. Burroughs in Lawrence, Kansas. Er nahm an einem Methadon-Programm teil. Er starb an den Folgen eines Herzinfarktes.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/William_S._Burroughs [Letzter Zugriff: 2009-12-04]