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Unbekannt (Künstler*in), Silberdeckeldose in Elefantenform, Wohl 19. Jahrhundert
Silberdeckeldose in Elefantenform
Silberdeckeldose in Elefantenform
Kunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
Object numberP 2005-1276

Silberdeckeldose in Elefantenform

NameDose
Künstler*in
DateWohl 19. Jahrhundert
MediumSilber, getrieben und graviert
DimensionsH 7,5, B 5, T 11,5 cm, Gewicht: 108 Gramm
DescriptionDiese Deckeldose hat die für eine kambodschanische Arbeit sehr typische Form eines Elefanten. Besonders gut gearbeitet erscheinen trotz der dekorativen Satteldeckel und des Kopfschmucks die klar definierten Formen. Der Elefantenkopf der Deckeldose verfügt über zwei Stoßzähne und ist durch schön stilisierte, zu einem Bildmuster in der Vermittlung erhobene Ohren besonders betont.
Die einem Kanon, dies heißt als die einem eingeführten Standard gleiche Wiederholung erscheint der über das Elefantenhaupt geführte Rüssel, der sich in dieser Anmutung immer als Glückssymbol vermittelt. Das Tier ist ruhend dargestellt.

Die handwerkliche Qualität ist offensichtlich und weist die Deckeldose als eine gute alte Arbeit durch ihre Verbindung von kopierender Naturdarstellung in Verbindung von, im Sinne des Wortes, musterhafter Stilisierung aus.

Wahrscheinlich diente sie zur Aufbewahrung von Wertgegenständen, eventuell für die Unterbringung von Schmuck oder sie wurde möglicherweise auch zur Lagerung von Betelnüssen oder von Geschmacksstoffen wie aber auch von Kalk im Zusammenhang des Betelnusskonsums* verwandt. Zudem wurden kambodschanische Silberdosen für die Aufbewahrung von Gewürznelken eingesetzt.
Diese Dosen wurden auch immer wieder zu Hochzeiten oder zu anderen Festlichkeiten verschenkt. Zudem spielten sie zuweilen im sakralen Kult eine Rolle und fanden eine Verwendung auf dem familiären Hausaltar.

Bis etwa zur Mitte des letzten Jahrhunderts waren es Silbermünzen oder Chiang-Sycee-Silberbarren, sogenanntes Sattelgeld (siehe dazu die Nr. mkp.P 2005-1203 und mkp.P 2005-1296), die das Grundmaterial für diese Behältnisse lieferten. Später wurde Silber auch aus dem europäischen Ausland, aus China und aus den USA nach Kambodscha eingeführt, aus dem die Behältnisse hergestellt wurden.

Frühe Dosen mit Tierdarstellungen aus Kambodscha stammen aus dem 19. Jh. und sind möglicherweise beeinflusst durch die Rezeption keramischer Gefäße der Khmer - den Vorfahren der heutigen Kambodschaner - aus dem 11. Jh.
Ab dem letzten Viertel des 19. Jh. ist durch den Einfluss der Franzosen ** auch europäisches Formenvokabular bei der Silberschmiedekunst, jedoch mit traditionellem Dekor vermischt, vermehrt festzustellen. Besonders zwischen den beiden Weltkriegen wurden Deckeldosen in Tierform hergestellt, wobei Elefanten und Löwen-Hunde die beliebtesten Motive waren. Deckeldosen des 20. Jh. sind aufwendiger und vor allem kleinteiliger dekoriert als jene schlichten des vorhergehenden Jahrhunderts.

Alte kambodschanische Dosen gehören durch ihren Formenreichtum zweifellos zu den schönsten und auf das aufwendigste gearbeiteten Silberwaren ganz Südost-Asiens. Besonders durch ihre originellen, an der Natur orientierten Darstellungen sind sie berühmt und begehrt. Und dies so sehr, dass sie vielfach nach alten Vorlagen heute nachgearbeitet werden. Durch ihre Qualität, auch ausgedrückt in ihrem Variationsreichtum, stellen sie neben den Waren chinesischer Handwerker wohl die Spitze der Silberschmiedekunst dieser Region dar.

*
Die Samen der Betelnuss-Früchte der in fast allen tropischen Gebieten in Asien vorkommenden Betelnusspalme (Areca catechu) werden überwiegend von Männern konsumiert.
Die für diesen Zweck zerkleinerten Betelnusssamen werden mit auf Blättern aufgebrachtem, gelöschtem Kalk sowie mit Geschmackszusatzstoffen - zum Beispiel mit Pfefferminze oder mit Kau-Tabak vermischt - und über Stunden im Munde gehalten. Der dabei entstehende Speichel ist Rot gefärbt und wird regelmäßig an allen Orten ausgespuckt.
Der Betelnusskonsum hat durch den Wirkstoff Arecolin eine leicht anregende Wirkung, zudem mildert er ein etwaiges Hungergefühl. Der Genuss ist aber vor allem wegen des drohenden Mundschleimhaut- und Zahnverfalls bedenklich und daher potentiell stark gesundheitsschädlich. Nach langem Gebrauch verfärben sich als sichtbares Ergebnis die Zähne tief-schwarz. Dennoch ist der Betelnuss-Gebrauch fast überall in Asien, besonders in ländlichen Gebieten, noch immer sehr populär.

**
Vor allem waren es die Franzosen, die im Königreich Kambodscha von 1863 bis 1954 die Politik bestimmten, es faktisch regierten und in diesem Zusammenhang den voll ausgeprägten, reichen wie eigenständigen Formenkanon asiatisch-kambodschanischer Kultur noch einmal durch europäischen Geschmack und dessen völlig andersartige Bildmittel ergänzten.
W. Alberg

ClassificationsAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Alltags- und Gebrauchsgegenstand
Entstehungsort
SchlagwortSilber
SchlagwortTiere
SchlagwortElefant
SchlagwortGlückssymbol
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
Bibliography TextK. I. Matics: Cambodian Silver Animals - A Long Tradition of Artistic Heritage, Bangkok/Thailand 2002
Institution Kunstpalast
ProvenanceSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004
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