Objekte von: schauspielhannover
1943 brannte die damalige Spielstätte des Theaters in Hannover aus. Nach dem Krieg zog das Schauspiel in den traditionsreichen Ballhof. Dieses Haus, das 1619 als herzöglicher Spiel- und Festsaal entstand, war zwar für große Schauspielaufführungen zu klein und technisch nicht ausreichend ausgestattet, eignete sich aber vorzüglich für Kammerspiele. Große Schauspiele mußten im Opernhaus aufgeführt werden. Bereits 1958 gab es Rufe nach einem neuen Schauspielhaus. Erst Jahre später faßte der Rat der Stadt den Entschluß, ein Haus mit 900 Plätzen zu errichten. Architektenwettbewerbe wurden ausgeschrieben, die Baukosten waren geklärt und schließlich sollte im Herbst 1969 die Eröffnungspremiere stattfinden. Dieses Vorhaben scheiterte an der schlechten finanziellen Situation.
Schließlich kam eine vom Land Niedersachsen und der Stadt eingesetzte Theaterkommission zu dem Entschluss, dass eine große Sprechbühne dringend erforderlich sei. Die Finanzierung für den Bau übernahm das Land Niedersachsen, mit kräftiger Unterstützung der Nds. Fußballtoto/Zahlenlotto GmbH. Die Gesellschaft der Freunde des hannoverschen Schauspielhauses (GFS) veranstaltete eine Schauspiellotterie, um das Projekt voranzutreiben. Für das Grundstück fand man eine Baulücke in unmittelbarer Nähe zum Opernhaus, dessen Werkstätten gemeinsam genutzt werden. Im März 1990 konnte endlich mit den Bauarbeiten nach Entwürfen der Architektengruppe Paillard, Leemann und Partner aus Zürich begonnen werden.
Das neue Schauspielhaus wurde am 7. September 1992 eingeweiht. Das Haus ist ein Stahlbetonbau mit Verkleidung aus weißen Aluminiumplatten. Die lange Fassade ist belebt durch den Vorsprung von Treppen und Zuschauerraum, mit markanter Höhenstaffelung zum Bühnenturm. Der Zuschauerraum hat 630 Plätze (Parkett und Rang); die Bühne ist 12 m breit und 15 m tief und hat eine Unterbühne mit 4 Podien (12 x 3 m), Hinter- und Seitenbühne. In den Neubau wurde ein historisches, unter Denkmalschutz stehendes Gebäude einbezogen, die Cumberlandsche Galerie. Übriggeblieben ist eigentlich nur ein wunderschönes Treppenhaus mit der blätternden Patina vergangener Jahrhunderte, das mittlerweile auch als Bühne genutzt wird. Der Ballhof eins, eine flexible Raumbühne mit ca. 300 Plätzen, und der Ballhof zwei, eine variable Studiobühne mit bis zu 130 Plätzen, dienen als weitere Spielstätten.
Eine Besonderheit stellt das Theatermuseum im Schauspielhaus dar, das einzige seiner Art in Deutschland.
Von 1993 bis Sommer 2000 war Professor Ulrich Khuon Intendant des
Schauspiels und setzte mit seinem Ruf nach jungen Autoren und neuen Stücken
einen wichtigen inhaltlichen Schwerpunkt für seine Theaterarbeit in Hannover. Uraufführungen von Autoren wie Dea Loher, Katharina Gericke, Moritz Rinke, Friedrich Karl Waechter und seit 1995 das jährlich stattfindende Festival "Autorentheatertage" machten das schauspielhannover auch überregional bekannt.
Mit Beginn der Spielzeit 2000/2001 übernahm Wilfried Schulz die Intendanz
des schauspielhannover. Schulz trat mit einem Team
neuer Autoren und Regisseure, Schauspieler und Bühnenbildner, Musiker und
Dramaturgen, Techniker und Organisatoren des Theaters an, um ein
spannungsreiches Programm zu erarbeiten.
Das schauspielhannover koproduziert u.a. mit den renommierten Salzburger
Festspielen, dem steirischen herbst, Graz, den Ruhrfestspielen
Recklinghausen, der Staatsoper Stuttgart, der Bayerischen Staatsoper, dem
Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und dem Festival Theaterformen. Es
gastiert bei internationalen Festivals (Bitef Belgrad, Festival des
deutschsprachigen Theaters Prag, MESS Festival in Sarajewo,
Autorentheatertage Hamburg, Mülheimer Theatertage, Heidelberger Stückemarkt,
Salzburger Festspiele, Zürcher Theaterspektakel, Kinder- und
Jugendtheatertreffen Berlin) und nimmt eine Vielzahl von Einladungen des
Goetheinstitutes wahr, z.B. nach Bogota, Luxemburg, Chicago und Warschau.
Das schauspielhannover ist Mitveranstalter des internationalen Festival
Theaterformen. Das Festival findet jährlich alternierend in Hannover und
Braunschweig statt.
Quelle und weitere Informationen: www.staatstheater-hannover.de/schauspielneuindex.html [Stand: 2007-07]