ObjektnummerP 2005-1215
Silberdeckeldose
ObjektbezeichnungDose
Künstler*in
Unbekannt
Datierungwohl Ende 19. bis Anfang 20. Jahrhundert
Material/TechnikSilber, graviert und punziert
MaßeH 8,5, B 10,5, T 8,5cm, Gewicht: 261 Gramm
BeschreibungDiese acht- und zugleich rechteckige Silberdeckeldose stellt auf vieren seiner insgesamt acht Wandungsfelder, wie auch auf dem gewölbten, dreistufig angelegten Deckel im Hochrelief Szenen aus dem Vorleben des historischen Gautama Buddha dar, die in den sogenannten Jatakas aufgezeichnet und hier bebildert sind. Zudem werden in den Feldern Illustrationen des Ramayana, eines indischen Textes aus der Zeitenwende abgebildet, der umgedichtet und als Ramakian bekannt, zu Ende des 18. Jh. belebt als thailändisches Nationalepos eine neue Bedeutung bekam. Die vier Eck-Kartuschen des Dosenkörpers zeigen Arabesken. Die einzelnen Darstellungsfelder - wohl Tanzszenen - wie auch die Eck-Kartuschen sind durch eine erhaben gearbeitete, an Architektureinfassungen erinnernde Rahmung begrenzt. Zudem sind die Wandungsbereiche wie der Deckel durch verschiedenartige Reliefbänder - etwa im Perlstabmuster - detailreich dekoriert.
Überhaupt ist die geradezu skulpturale Formulierung der stark getriebenen, und vollreliefartigen Darstellung auffällig wie auch die sorgfältige, handwerklich feine und in ihren Gestaltmitteln besonders qualitätvolle Ausführung, zu der auch die präzis angelegte wie in ihrem Ausdruck äußerst klar vermittelte Darstellungsweise einzelner Szenen der her abgebildeten literarischen Metaphern gehört.
Der Dosenboden ist glatt gearbeitet und hat einen nur leicht ausgestellten, mit unterschiedlich erhaben gearbeiteter Rillung versehenen Fuß.
Möglicherweise wurde diese Dose zur Aufbewahrung kleinerer Schmuckstücke benutzt. Andererseits wurde sie sicherlich ihrer schönen Gestalt wegen hergestellt.
Da weder die Tradition der Silberschmiedearbeiten noch die für Asien typische Wiederholung alter Gebrauchsmuster in Birma/heute Myanmar bisher verloren gegangen sind, lässt sich nicht immer eindeutig sagen, wann solche kunsthandwerklichen Stücke zeitlich einzuordnen sind.
Bei diesem dürfte es sich aber wegen seiner feinen, aufwendig dekorierten und äußerst gut gestalteten Silberschmiedearbeit um ein altes Stück handeln. Doch ähnliche Dosen werden mittlerweile - aber in der Regel wesentlich weniger qualitätvoll - immer wieder kopiert.
Der heute wichtigste Platz für zeitgenössische burmesische Silberschmiedekunst ist zweifellos Sagaing, ein kleiner Ort bei Mandalay, auf dessen Ausfahrtsstraße sich eine größere Anzahl von Silberschmieden finden lässt. Weitere Silberschmiedewerkstätten sind am Inle-See im östlichen Myanmar, im dortigen Shan-Land angesiedelt. Dort wird aber vor allem touristische Ware hergestellt.
W. Alberg
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Alltags- und Gebrauchsgegenstand
Entstehungsort
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
In Sammlung(en)
Institution
Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004