ObjektnummerP 2005-1214
Silberdeckeldose
ObjektbezeichnungDose
Künstler*in
Unbekannt
Datierungwohl Ende 19. bis Anfang 20. Jahrhundert
Material/TechnikSilber, getrieben, graviert und punziert
MaßeH 6,5, B 7, T 10 cm, Gewicht: 230 Gramm
BeschreibungDiese rechteckige, mit abgerundeten Kanten versehene Deckeldose ist am gesamten Körper, mit Ausnahme ihres Bodens, äußerst reich dekoriert. Einerseits ist sie durch eine durchbrochene Rankenwerkdarstellung, die umlaufend die Dosenwandung strukturiert, andererseits auf dem Deckel durch die Abbildung eines schachbrettartig angelegten und erhaben gearbeiteten Blütenknospen-musters gestaltet. Zudem ist der Dosendeckel mit verschiedenartigen Relief-bändern versehen, während die Dosenwandung mit einem doppelt formulierten, wellenartigem Relief markiert ist, das die Rankenwerkdarstellung unterteilt.Der Dosenboden ist glatt gearbeitet, mit einer Blüte in einer rechteckigen Reserve versehen und hat einen ausgestellten, mit einer mehrfachen Rillung versehenen, konisch zulaufenden Fuß.
Möglicherweise wurde diese Dose zur Aufbewahrung kleinerer Schmuckstücke benutzt. Andererseits wurde sie sicherlich ihrer schönen Gestalt wegen hergestellt.
Da weder die Tradition der Silberschmiedearbeiten noch die für Asien typische Wiederholung alter Gebrauchsmuster in Birma/heute Myanmar bisher verloren gegangen sind, lässt sich nicht immer eindeutig sagen, wann solche kunsthandwerklichen Stücke zeitlich einzuordnen sind.
Bei diesem dürfte es sich aber wegen der feinen, aufwendig dekorierten und gut gestalteten Silberschmiedearbeit um ein altes Stück handeln. Doch ähnliche Dosen werden mittelweile - aber in der Regel wesentlich weniger qualitätvoll - häufig kopiert.
Da im Grenzgebiet zwischen dem vormaligen Burma und Siam ein reger Austausch von Menschen, Waren und naturgemäß auch Ideen stattfand und auch heute zwischen Myanmar und Thailand stattfindet, ist nicht mit letzter Sicherheit zu sagen, ob es sich hier um eine rein burmesische Arbeit handelt oder um eine nordthailändische. Ebenso ist es durchaus möglich, dass ein burmesischer Silberschmied im alten Siam angesiedelt war und damals diese Deckeldose im Gebiet des heutigen Nordthailands gearbeitet hat.
Dies ist in etwa so wie es für chinesisch stämmige Handwerker in nahezu ganz Asien zutrifft, wo Waren aus der Hand chinesischer Silberschmiede sowohl in Thailand, in Kambodscha oder etwa auch in Laos häufig zu finden sind. Diese Silbergegenstände sind daher auch Zeitzeugen einer massenhaften Emigration von Chinesen in diese Länder, wie es auch ganz besonders für das alte Siam im 19. Jh. zutraf, welches durch die chinesische Kultur nicht wenig belebt wurde. Zeuge dafür ist noch heute der bei Touristen besonders beliebte Stadtteil Bangkoks: Chinatown.
Zwar wurde Thailand niemals kolonialisiert - im Gegensatz zu Burma/Myanmar, wo die Übrigbleibsel der britischen Zeit in diesem Land noch überall sichtbar sind -, doch musste es auf seinem Boden neue Ideen und damit auch ganz andere Lebensformen zulassen. Dieses Gedankengut war nicht nur das des Westens sondern es waren - wie gesagt - auch Anschauungen und Lebensweisen anderer Kulturen aus dem Osten.
Der heute wichtigste Platz für zeitgenössische burmesische Silberschmiedekunst ist zweifellos Sagaing, ein kleiner Ort bei Mandalay, auf dessen Ausfahrtsstraße sich eine größere Anzahl von Silberschmieden finden lässt. Weitere Silberschmiedewerkstätten sind am Inle-See im östlichen Myanmar, im dortigen Shan-Land, angesiedelt. Dort wird aber vor allem touristische Ware hergestellt.
W. Alberg
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Alltags- und Gebrauchsgegenstand
Entstehungsort
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
In Sammlung(en)
Institution
Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004
ca. 1850–1900