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Haupt einer Hindu-Gottheit, 11. Jahrhundert
Haupt einer Hindu-Gottheit
Haupt einer Hindu-Gottheit
Kunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
ObjektnummerP 2005-1136

Haupt einer Hindu-Gottheit

ObjektbezeichnungHaupt
Datierung11. Jahrhundert
Material/TechnikSandstein, poliert
MaßeH 28, B 15,5, T 16,6 cm
BeschreibungWie auch von (indischen) Buddha-Bildern bekannt, sind deren üblicherweise drei Halsfalten, Trivali, ein bei hinduistischen Götterdarstellungen ebenfalls verwendetes Glückszeichen. Dieses ist auch an dem hier gezeigten Haupt einer Hindu-Gottheit zu sehen.
Problematisch bei der Beschreibung der Khmer-Skulptur ist die Entscheidung, welchen Hindu-Gott oder welche -göttin oder gar welchen mit dem Nimbus eines himmlischen Wesens versehenen Herrscher oder welche Königin sie darstellen könnten. Denn nur selten ist es möglich, Figurenköpfe etwa einem bestimmen Gott zuzueignen. Für eine Zuschreibung ist oft nicht einmal die kunstvolle Haargestalt hilfreich. Denn selbst die detailreich, mit geradezu komplizierten Haarbändern und Diademen geschmückten Häupter können sowohl eine männliche Gestalt und Gottheit wie eine weibliche abbilden.

Die bedeutendsten Sakralwerke der Khmer sind ihre Tempelberge. Daher werden die Perioden ihrer Kunst auch nach wichtigen Tempeln benannt.
Die berühmtesten sind jene von Angkor Wat. Der höfische Charakter der Khmer-Kunst unterscheidet sich von dem anderer Kulturleistungen Asiens. Denn die Khmer-Kunst war ein religiös unterfüttertes Regierungsprogramm und eine Kulturvorstellung, das Tempelbauten wie skulpturale Werke auch mit dem Khmer-Gottkönigtum verband. So können ihre hinduistischen Werke Sinnbilder von Herrschern darstellen. Unter Jayavarman VII. (1181 bis nach 1206 o.1220?) nahmen sie die Anmutung eines buddhistischen Heiligen an. Den Khmer-Königen wurden zudem Sakralstätten für die Verehrung nach ihrem Tode gebaut. Mit Ausnahme der Buddha-Darstellung sind ihre Kultbilder meist stehend, in starrem Gestus und mit nacktem Oberkörper vermittelt. Diese schematisierte Unbeweglichkeit wird besonders durch eine auf konsequente Vorderansicht ausgerichtete Darstellung angestoßen. Die Skulpturen waren farbig gefasst, oft auch vergoldet und hatten daher eine andere Vermittlung als heutzutage. Durch betonte Lippen bilden sie das berühmte Lächeln Angkors.

Der Hinduismus blieb im Wesentlichen auf Indien beschränkt. Allein auf Südostasien, die Kunst der Khmer und auf den indonesischen Inselarchipel, dort im Besonderen nach Bali und nach Ostjava, strahlte er aus. Mit dem hinduistischen Glauben und seiner Praxis ist durchaus auch Genuss in der Lebensgestaltung verbunden, gepaart mit grundsätzlicher, freilich nicht immer angewandter Toleranz gegenüber anderen Glaubensvorstellungen.

Auch den Hinduismus prägt - wie den Buddhismus oder den Jainismus - der Glaube an die Lehre des Karmas, nämlich das von ihm vertretene Prinzip von Ursache und Wirkung. Zudem vereinen die gennanten Religionen das Wissen um eine Wiedergeburt sowie der Glaube an die Möglichkeit, aus ihrem Kreislauf durch Erlösung auszutreten und den Zustand des Nirwanas zu erreichen.

Das heißt, diese drei Religionen - Buddhismus, Hinduismus und Jainismus - haben neben dem schon angesprochenen Ziel der Erlösung und der erwünschten Erleuchtung, den von ihnen allen ebenso gewünschten Verzicht auf eine Wiedergeburt gemeinsam.
Und dies ganz im Gegensatz etwa zum Christentum. Denn dessen Leistung ist ja geradezu durch das Versprechen und die Hoffnung auf ein neues Leben geprägt. Seine Heilsbotschaft hält damit ein Angebot bereit, die des Menschen immanente Angst vor dem Tode zu überwinden, zumindest diese zu lindern.

Die ersten überkommenen Aufzeichnungen des Hinduismus, die Veden, Sanskrit, Wissen, Rigveda, Samaveda, Yajurveda sowie Atharveda aus der sogenannten frühvedischen Zeit, etwa ab 1500 v. Chr. sind die Grundlage indischer Philosophie überhaupt. Aus dieser Gedankenwelt entwickelte sich wohl im 5. Jh. v. Chr. der in der heutigen Form gelebte Hinduismus. Das erste Jahrtausend v. Chr. ist auch jener Zeitraum, in dem weitere seiner wichtigen Abfassungen, die Puranas und die Upanishaden, entstanden.
Die Blütezeit des Hinduismus wird ab Ende des 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung angesetzt und im indischen Mutterland durch das Fortschreiten des Islam teilweise wieder zurückgedrängt. Der Hinduismus unterscheidet in seinen schriftlichen Quellen zwischen offenbarten Texten, Shruti, Sanskrit, das Gehörte sowie den nicht offenbarten Smriti. Zu den namentlich geläufigeren gehört die Bhagavad-Gita, spirituelles Lehrgedicht aus 700 Versen in 18 Kapiteln.

Zu den Eigenarten des Hinduismus gehört auch eine übliche intensive Bindung an einen geistlichen Lehrer beziehungsweise Guru. Zu den Hauptgöttern seines überaus vielgestaltigen Pantheons gehören Brahma, Shiva und Vishnu.

Ist in Indien oder anderen Ortes der hinduistische Tempel ein beredtes Zeugnis des unabdingbar verknüpften und einander bedingenden Zusammenspiels architektonisch-skulpturaler Inszenierung, in dem die Welt der Götter der Sphäre des Menschen begegnet, sie heiligt und tausende Figuren in unzähligen Bändern innerhalb eines skulpturalen wie architektonischen Gesamtplans neben und übereinander platziert, dabei optisch wie faktisch miteinander verbunden sind, ist die hinduistische Figur der Khmer-Kultur eher ein als Einzelgestalt angelegtes Ereignis, welches im Zusammenhang eines Altars - besonders bei kleinen Bronzen - oft in einer Dreierkombination erscheint.

W. Alberg
Klassifikation3D Kunst - Skulptur
Entstehungsort
KlassifizierungKopf
SchlagwortSandstein
SchlagwortBaphuon-Stil
SchlagwortReligion
SchlagwortGottheit
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
AusstellungsgeschichteDüsseldorf 2006
Mythos, Erleuchtung, Ebenbild. Skulpturen des Buddhismus und Hinduismus - Sammlung Werdelmann, Tonhalle, Grünes Gewölbe, Ehrenhof 1, Düsseldorf
In Sammlung(en)
Institution Kunstpalast
ProvenienzSchenkung von Prof. Dr. Dr. h. c. Bruno Werdelmann, Ratingen, 25.10.2004
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