ObjektnummerKA.SB29
Denkmal U Thant
ObjektbezeichnungPlastik
Bildhauer*in
Fritz Schwegler
(DE, 1935 - 2014)
Eigentümer*in
Landeshauptstadt Düsseldorf
Besitzer*in
Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf
Datierung1969
Material/TechnikStahl
BeschreibungFritz Schwegler (*1935) ist als Künstler ebenso vielseitig wie wortgewandt. Er zeichnet, schreibt, dichtet, singt und musiziert, arbeitet als Bildhauer und Grafiker. Nach einer Schreinerausbildung und folgenden Wanderjahren als Geselle (mit Meisterabschluss) studierte er Bildhauerei in Stuttgart und London. Er lehrte an der Kunstakademie Düsseldorf und war zweimaliger Teilnehmer der documenta.Mittels Texten und farbigen Zeichnungen notiert der Künstler Ansätze für Bild- und Formfindungen. Texte und Bilder sind aufeinander bezogen, ergänzen sich, laden sich gegenseitig auf oder führen sich ad absurdum. Diese so genannten "Urnotizen" entstehen seit 1962, sie sind durchnummeriert, mit einer "EN" (EinfallsNummer) vor der Nummerierung versehen und in Ordnern gesammelt. Die Sammlung bildet einen unerschöpflichen Fundus für die Publikation seiner Künstlerbücher, für kleine und große Plastiken, für Grafiken. Musterbüchern gleich verzeichnen sie das geheime und höchst poetische Eigenleben der kleinen Dinge und wandelbaren Worte. Die Wortfindungen des Künstlers erwecken den Anschein, als ob Sprache einem plastischen, modellierenden Prozess unterzogen wird. Es finden sich Begriffe wie "Wandelfänger" und "Notwandlungsstücke", wie "Abulvenz" und "Effischiade", es gibt die "Landblumenkörnchen mit Zitrone" oder den "Schlangenaufwickler".
Aus dieser Sicht heraus ist der "U Thant" sicherlich ein mögliches Wesen im Kosmos der Bild- und Wortfindungen des Künstlers. Der Titel vermag die Sichtweise auf die bislang als konkret wahrgenommen Stahlskulptur am Grabbeplatz zu lenken - auch in die Irre zu führen. Die hoch aufragende U-Form mit einer mittig eingeklemmten, nahezu runden Scheibe, vermag bereits ohne den Titel ein Stirnrunzeln zu erzeugen. Wider die Gesetze der Schwerkraft scheint die Scheibenform nach oben zu drängen, sitzt zwischen den aufragenden Schenkeln des Us fest. Durch den Titel beschleicht den Betrachter die naheliegende Vermutung, dass es sich um eine Wesenheit aus Fritz Schweglers ausufernder Dingenzyklopädie handelt: Ein "U Thant", aha, ein U-artiges Wesen nahe einem Mutanten also, vielleicht mit einer vagen Anlehnung an die Firmensymbolik der Dortmunder Unions-Brauerei? Vielleicht?
Solche Bezüge sind in Kenntnis der Arbeitsweise des Künstlers sicherlich schnell hergestellt und auch durchaus mitzudenken. Anlass oder Auslöser für den Titel und die Skulptur war jedoch ein anderer.
Die Skulptur geht auf eine frühe "EinfallsNummer" aus dem Jahre 1962 zurück. Später entstand danach ein Modell und 1969 die Ausführung in Stahl.
Eine kurze Recherche zu dem Namen und dem Jahr 1962, als die Idee notiert wurde, führt zu weiteren Stirn runzelnden Erkenntnissen: Der birmanisch Politiker Sithu U Thant (1909-1974) wurde 1962 für eine volle Amtsperiode als dritter Generalsekretär der Vereinten Nationen bestätigt. Der Amtsantritt des Politikers und sein Name waren in dieser Zeit ein gängiges Thema der Medien. Schwegler bezieht sich in der Benennung der Skulptur also auf eine historische Persönlichkeit. Sicherlich hat ihn der für unsere Ohren merkwürdige Klang des Namens inspiriert, der in der Tat auf eine ganz andere Wesenheit deuten könnte. Fotografien des Politikers zeigen einen durchweg lächelnden Menschen mit einer ausgeprägt vor gewölbten Unterlippe. Diesem physiognomischen Charakterzug trägt die halbmondförmige Hohlform über dem Bogen des Us Rechnung, die auf eben diesen lächelnden Mund verweist.
Die historische Reminiszenz bietet eine weitere Bedeutungsebene der Skulptur an. Das Plastisch-Konkrete wird von einem poetisch-narrativem Wortspiel überhöht und letztlich auf ein realpolitisches Geschehen zurückgeführt. Die Rezeptionsebenen sind miteinander verwoben und geben der Form auf dem Grabbeplatz ihre eigene Dynamik.
Michael Voets
Klassifikation3D Kunst - Plastik
Öffentlicher Standort
Straßenverzeichnis Düsseldorf
- Grabbeplatz, 2 (Galerie Mayer)
- 40213
- Altstadt
© UrheberVG Bild-Kunst, Bonn
Copyright Digitalisat© Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf
Institution
Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf
Abteilung
KA Kunst im öffentlichen Raum
Kunst im öffentlichen Raum
D:kult online präsentiert die Kunst im öffentlichen Raum der Landeshauptstadt Düsseldorf! Dieses digitale Verzeichnis hat zum Ziel, alle Kunstwerke, Brunnen und Denkmäler aufzuführen, die sich über das gesamte Düsseldorfer Stadtgebiet verteilen. Noch ist diese Übersicht nicht vollständig, sie wächst stetig indem sie fortwährend ergänzt, erweitert und aktualisiert wird. Nicht in jedem Fall konnten Angaben zu Werken bzw. Werkstandorten aus den dafür genutzten Quellen verifiziert oder aktualisiert werden. Gerne nehmen wir Korrekturen und Aktualisierungen vor und freuen uns über Hinweise unter: dkult.info@duesseldorf.de.15./16. Jahrhundert
14./15. Jahrhundert
um 1400
ca. 15. Jahrhundert
14./15. Jahrhundert
ca. 1850–1900