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Objekte von: Porzellanmanufaktur Frankenthal

Künstler*inneninfo
Porzellanmanufaktur Frankenthal1755-1799

Die Frankenthaler Porzellanmanufaktur geht auf die von Karl Franz Hannong gegründeten Fayencemanufakturen in Straßburg und Hagenau zurück. 1751 gelingt dem Sohn Paul Hannong die Herstellung von Hartporzellan nach Meißener Art. Trotz heftigen Protests Paul Hannongs wird 1753 ein königliches Monopol für die Herstellung von Porzellan in Frankreich an die vom Königshaus protegierte Manufaktur in Sévres vergeben, obwohl diese nur Weichporzellan herstellen kann. Hannong wendet sich daraufhin an den Kurfürsten Carl-Theodor von der Pfalz, der ihm diverse Privilegien für die Porzellanherstellung in seinem Herrschaftsbereich zugesteht und eine alte Dragonerkaserne in der Stadt Frankenthal als Produktionsort zur Verfügung stellt. Bereits 1755 kann dort die Herstellung von Porzellan unter der Leitung von Karl Hannong, einem Sohn Paul Hannongs, beginnen.

Nach dem unerwarteten Tod Karl Hannongs übernimmt dessen jüngerer Bruder Joseph Adam 1757 die Leitung der Manufaktur und kauft 1759 die Anteile seines Vaters. In dieser Zeit werden auch die Brüder Karl Gottlieb Johann Friedrich Lück als Modelleure engagiert, deren Werke auch heute noch zu den eindrucksvollsten der Manufaktur zählen.

Im Jahr 1762 verkauft Hannong aufgrund von Geldproblemen und Erbschaftsstreitigkeiten in der Familie die Manufaktur, die jetzt vom kurpfälzischen Staat betrieben wird. Als technischer Direktor wird zunächst Adam Bergdoll, ein Former aus der Manufaktur Höchst, engagiert. Da dieser aber aufgrund fehlender praktischer Erfahrung sehr viel wertlose Ausschussware produziert wird ihm ab 1770 der technisch versiertere Arkanist Simon Feylner zur Seite gestellt. Da die beiden aber mehr gegen-, als miteinander arbeiten, wird Bergdoll 1775 entlassen. Feylner verbessert die Technik der Manufaktur und entwickelt neue Aufglasurfarben. Von 1762-1766 konnte die Manufaktur außerdem die Dienste des Modellmeisters Franz-Conrad Linck in Anspruch nehmen, der danach Hofbildhauer in Mannheim wurde, aber mit der ausdrücklichen Verpflichtung, auch weiterhin Modelle für die Manufaktur in Frankenthal zu liefern.

Unter der Ägide Feylners wird 1779 der Modellmeister Johann Peter Melchior angestellt, der einen stilistischen Wandel vom Rokoko zum Frühklassizismus einleitet.

Die letzten Jahre der Manufaktur sind durch die Koalitionskriege geprägt. 1794 wird die Manufaktur von französischen Truppen beschlagnahmt und an den Kaufmann Johann Nepomuk van Recum verpachtet, der mit der Hilfe des früheren technischen Direktors Adam Bergdoll auch die Produktion wiederaufnimmt. Bereits im nächsten Jahr verlassen die Franzosen die Stadt wieder, und Simon Feylner wird wieder als Direktor eingesetzt.

Im Jahr 1797 fällt das linke Rheinufer durch den Frieden von Campo Formio an Frankreich. Die kurfürstliche Verwaltung schafft deswegen den größten Teil der Manufaktur, insbesondere die Formen, nach Mannheim. Van Recum wird erneut als Pächter eingesetzt, stellt die Produktion aber 1799 ein und verbringt das restliche Inventar der Manufaktur in seine Steingutfabrik in Grünstein.

Den endgültigen Schlussstrich unter die Geschichte der Frankenthaler Porzellanmanufaktur setzt die Entscheidung von Carl Theodors Nachfolger, Kurfürst Maximilian Joseph, die Manufaktur nicht neu zu errichten, sondern stattdessen Personal und Modellformen an die Porzellanmanufaktur in Nymphenburg zu vermitteln.

Trotz ihrer kurzen Lebenszeit von nicht einmal 50 Jahren gehört die Frankenthaler Prozellanmanufaktur zu den wichtigsten und bekanntesten Deutschlands. Dies liegt vor allem an der besonders hohen Qualität ihrer Produkte. Die Beschäftigung hochtalentierter Modelleure wie Karl Gottlieb Lück, Franz Conrad Linck oder Johann Peter Melchior gab den Figuren der Manufaktur einen unverwechselbaren Stil. Im Zusammenspiel mit den nicht weniger talentierten Malern entstanden Figuren und Geschirr, die auch über die Grenzen der Kurpfalz hinaus Bekanntheit erlangten. Dies zeigt sich nicht zuletzt dadurch, dass die nach Nymphenburg verbrachten Formen noch bis ins 20. Jahrhundert verwendet wurden.

Text: Christian Dickmeiss

Quellen:

Stiftung Schloss und Park Benrath (Hg.): Höfische Kostbarkeiten aus der Frankenthaler Porzellan-Manufaktur in der Sammlung von Schloss Benrath, Wettin 2010.

Beaucamp-Markowsky, Barbara: Frankenthaler Porzellan, Bd. 1: Die Plastik, München 2008.

Beaucamp-Markowsky, Barbara: Frankenthaler Porzellan, Bd. 3: Das Geschirr, München 2014.

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