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Wilhelm Lehmbruck

Andere Namen
  • Wilhelm Lehmbruck
1881 - 1919
GeschlechtMännlich
BerufBildhauer
BerufGraphiker
BerufMaler
BerufRadierer
Biographie Junges Rheinland

  • Wilhelm Lehmbruck wird am 4. Januar 1881 in Meiderich (1905 zu Duisburg eingemeindet) geboren. Sein Vater betreibt eine kleine Landwirtschaft und arbeitet als Taglöhner im Bergbau. Lehmbruck wächst mit fünf Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf und besucht die Volksschule in Meiderich. Bereits dort wird sein künstlerisches Talent erkannt und gefördert. Auf Empfehlung seines Zeichenlehrers besucht er anschließend zwischen 1894 und 1899 die Düsseldorfer Kunstgewerbeschule und verdient sich in dieser Zeit seinen Lebensunterhalt mit Buchillustrationen und Dekorationsmalereien. 1901 beginnt Lehmbruck ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie, wo er Meisterschüler des Bildhauers Karl Janssen wird. Wann immer es seine finanzielle Situation erlaubt, unternimmt Lehmbruck Studienreisen: 1902 in den Harz, 1903 eine Rhein-Moselfahrt mit Studienkollegen und im September 1904 eine Reise nach Holland und Belgien. Mehrere Verkäufe und Aufträge, zum Teil über die Akademie vermittelt, ermöglichen Lehmbruck von Mai bis Juni 1905 eine erste Italienreise, die ihn über München nach Mailand, Genua, Pisa, Florenz, Rom, Neapel und Capri führt. Diese Reise bewertet Lehmbruck rückblickend als besonders wichtig für seine künstlerische Entwicklung. Nach Abschluss seines Studiums ist er ab 1906 als freischaffender Bildhauer tätig. Wichtige Einnahmequellen sind in dieser Zeit vor allem Porträtaufträge und Grabplastiken. Auch die ersten Sammler werden nun auf Lehmbruck aufmerksam. Er wird Mitglied im Verein der Düsseldorfer Künstler und der Société nationale des beaux-arts in Paris, an deren jährlichen Ausstellung im Grand Palais er ab 1907 teilnimmt.

    1908 heiratet Lehmbruck Anita Kaufmann, mit der er im Jahr darauf Sohn Gustav Wilhelm bekommt. Mit der Unterstützung des Düsseldorfer Kunstsammlers Carl Nolden verlegt er 1910 seinen Wohnsitz nach Paris, wo er Kontakt zur französischen Avantgarde sucht und noch im Herbst desselben Jahres erstmals am Salon d’Automne teilnimmt. 1912 reist Lehmbruck erneut nach Italien. Im Sommer des Jahres stellt er auf Einladung von Karl Ernst Osthaus im Folkwang Museum in Hagen aus. Im Herbst 1912 nimmt Lehmbruck an der Sonderbund-Ausstellung in Köln teil. 1913 wird sein zweiter Sohn Manfred in Paris geboren. Ein Jahr später hat Lehmbruck in der Galerie Paul Levesque in Paris seine erste Einzelausstellung. Als er Ende Juli 1914 während der Werkbund-Ausstellung die Kriegseuphorie der Kölner Bevölkerung erlebt, fährt er umgehend nach Paris zurück, um mit seiner Frau und den beiden Kindern Frankreich zu verlassen.

    Lehmbruck zieht daraufhin mit seiner Familie für kurze Zeit nach Köln, siedelt aber wenig später nach Berlin über, wo er sich ein Atelier in Berlin-Friedenau, unweit der Bronzegießerei Noack, einrichtet. Er wird nicht zum Frontdienst eingezogen, sondern nur als Sanitäter im Hilfslazarett Berlin-Friedenau verpflichtet, und kann seine künstlerische Arbeit daher auch während des Krieges fortsetzen. Mitte Januar 1916 erhält Lehmbruck eine Zulassung als Kriegsmaler in Straßburg, wird anschließend jedoch aufgrund einer amtlich bescheinigten Schwerhörigkeit dauerhaft vom Kriegsdienst befreit. Ab Dezember 1916 lebt und arbeitet er in Zürich, wo 1917 sein dritter Sohn Guido geboren wird. In Zürich findet Lehmbruck rasch Zugang zur „deutschen Kolonie", die weitgehend aus Emigranten besteht. Er lernt Literaten wie Leonhard Frank, Ludwig Rubiner und Fritz von Unruh kennen. Über den Schriftsteller und Dichter Albert Ehrenstein begegnet Lehmbruck 1917 der damals noch jungen Schauspielerin Elisabeth Bergner, deren Theateraufführungen er in der Folge häufig besucht. Die unerwiderte Liebe zu der Schauspielerin stürzt ihn in eine tiefe Depression. Anfang 1919 kehrt Lehmbruck wegen eines Porträtauftrags noch einmal zurück nach Berlin, wo er sich am 25. März das Leben nimmt. Die Ernennung zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, die ihm an die Zürcher Adresse mitgeteilt wurde, erreicht ihn nicht mehr.

    Posthum wird Lehmbruck 1919 zum Mitglied der Düsseldorfer Künstlervereinigung Das Junge Rheinland ernannt, die bei ihrer ersten Ausstellung im Juni und Juli 1919 15 Werke des Bildhauers zeigt. Im Sommer 1920 ist Lehmbruck erneut mit insgesamt 66 Werken auf der „Großen Kunstausstellung Düsseldorf" in den Räumen des Jungen Rheinland präsent. Die Vereinigung würdigt ihn auf diese Weise als prägenden Bildhauer seiner Zeit.

    Ausstellungen (DJR)

    DJR 1919, Städtische Kunsthalle Düsseldorf, 22. Juni bis 20. Juli 1919 (Kat.-Nr. 282-292; unter der Nr. 292 sind fünf Radierungen zusammengefasst)

    DJR auf der Großen Kunstausstellung Düsseldorf, Städtischer Kunstpalast, 15. Mai bis 3. Oktober 1920 (Kat.-Nr. 766-799 (Pastelle und Radierungen) und 1544-1576 (Skulpturen))

    Literatur

    Lange, Christiane (Hg.), Wilhelm Lehmbruck, Ausst.-Kat. Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart 2018.

    Mück, Hans-Dieter, Wilhelm Lehmbruck 1881–1919: Leben, Werk, Zeit. Eine Rekonstruktion nach Dokumenten, Wiesbaden 2014.

    Schubert, Dietrich, Wilhelm Lehmbruck. Catalogue raisonné der Skulpturen (1898–1919), Worms 2001.
SterbeortBerlin
GeburtsortDuisburg
GND-Nummer118571117
AKL-Nummer00117149