Objekte von: Jo Fabian
Fabian studierte Schauspiel in Rostock. Danach ging er in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre als Schauspieler an die Theater in Gera und Meiningen. Schon bald entwickelt er (s)eine eigene Sichtweise auf das Theater. Neben Lyrik und Prosa verfasst Jo Fabian in dieser Zeit erste eigene Stücke, von denen einige (Nora, Nebel und Wartesaal) unter seiner Regie im Landestheater Meiningen zur Uraufführung kommen. Die Aufnahme in den Schriftsteller-Verband der DDR wird ihm allerdings verwehrt und die Staatssicherheit interessiert sich über Jahre für den unorthodoxen jungen Regisseur. Ab 1987 arbeitet er freiberuflich, zunächst mit dem Studententheater "Louis Fürnberg" der Karl-Marx-Universität in Leipzig, wo er "Baal" und "Prometheus. exemple in motion" inszeniert. 1989 inszeniert er am und für das Bauhaus Dessau Example Nr. P und studiert parallel u.a. die architektonischen und bühnenbildnerischen Arbeiten von Oskar Schlemmer, Ludwig Mies van der Rohe und Adolpho Appia. Mit Schauspielern der Bauhaus-Inszenierung gründet er 1989 die freie Projektgruppe example dept., die sich in Berlin niederlässt.
Im Theater unterm Dach im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg, welches für seine experimentelle Forschungsarbeit sehr geeignet ist, entsteht ab 1992 mit example dept. die unverwechselbare Handschrift des von ihm so bezeichneten Theaters der bewegten Architektur, das alle Genres und Medien der Bühne miteinander verschmilzt. Jo Fabian führt Regie, entwirft Bühnenbild und Lichtdesign, dreht Videofilme, komponiert und zeichnet. Die Strukturen des Nô-Theaters sind in seinen Inszenierungen ebenso zu erkennen wie Einflüsse der bildenden Kunst, vor allem die des Surrealisten René Magritte oder der geometrischen Raumperspektiven von M. C. Escher. Immer wieder spielt auch die ironische Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte und Gegenwart eine große Rolle.
Parallel zur freien Theaterarbeit mit seiner Berliner Gruppe example dept. inszeniert Jo Fabian kontinuierlich auch an Stadt- und Staatstheatern, z.B. am Landestheater Dessau, wo seine beiden Inszenierungen Hamletmaschine und Parsifal uraufgeführt werden, sowie am Tanztheater Cottbus, wo er erstmals mit Tänzern klassischer Herkunft arbeitet, mit denen er u.a. die Ozeantrilogie und Baal.Tanz.Tod (eine Tanztheaterversion des Brechtschen Baal) entwickelt.
Mitte der 90er Jahre entstehen mehrere Inszenierungen, die vor allem durch das philosophisch-naturwissenschaftliche Gedankengut von Odo Marquardt, Werner Heisenberg, Stephen Hawking und Siegfried J. Schmidt beeinflusst werden. Im Anschluss daran widmet Fabian sich verstärkt Einzeluntersuchungen der verschiedenen Theater-Sparten Musik ("Die Krähe"), Schauspiel ("Perlimplin") und Tanz (die ersten Arbeiten mit dem Alphasystem Blown Away/1999 und Lighthouse/2000), um diese zukünftig in neuer Form wieder vereinen zu können. Die Videoarbeiten, die ursprünglich nur für die jeweiligen Inszenierungen entwickelt wurden, erhalten zunehmend eigenständigen Charakter.
Ein Grenzgang zum Bereich der Bildenden Kunst kann man das im Sommer 2001 produzierte Ausstellungsstück Tristan und Isolde. nicht berühren (2001) bezeichnen, das unter der erneuten Verwendung des Alphasystems eine Interaktion zwischen dem Publikum und den Darstellern in einer Vitrine mittels einer Computertastatur ermöglicht. Die Inszenierungen Steinberg. born to be wild (2000) und Die Idioten. das stück (2002) dagegen sind am ehesten wieder dem textzentrierten politischen Theater zuzurechnen. Parallel zur Premiere von Die Idioten.das stück geben Department und Jo Fabian die Idioten-Texte als aufwändig gestaltetes Buch im einer limitierten Auflage heraus.
Eine erneute gesellschaftskritische Bestandsaufnahme erfolgt im Jahr 2003 mit der Doppelproduktion von Whisky & Flags. Rekonstruktion 2003 (eine Wiederaufnahme des Kult-Stückes in der Original-Besetzung von 1994) und Tenyearsafter. ein theatralisches konzert. Für ein großes Projekt aus Anlass des 100. Geburtstages von Salvador Dalí im Mai 2004 hat er sich der Erforschung des von ihm so genannten Spektralsurrealismus gewidmet und hat am Staatstheater Kassel dazu ein zweiteiliges Dali-Projekt inszeniert. 2005/2006 entstehen 3 weitere Arbeiten mit dem Alphasystem, die dem Zuschauer mit Hilfe eines Interfaces, welches die Module Tanz, Licht, Musik und Video steuert, die Möglichkeit geben, das Geschehen maßgeblich selbst zu beeinflussen. Durch die Koproduktion mit der cie. Toula Limnaios arbeitet erstmals eine andere Choreographin mit dem Alphasystem von Fabian.
Jo Fabian arbeitet an einer zwölfteiligen Reihe von Arbeiten zum Thema Spektralsurrealismus, welche er teilweise in Theatern, aber auch in Schaufenstern in ganz Europa zeigen will. Die Arbeiten werden unter dem Titel ApplePipe.Line zusammengefasst.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Jo_Fabian [Stand: Dezember 2011]