Guy Cassiers
- Guy Cassiers
geboren 1960
GeschlechtMännlich
In den 1980er Jahren brachte Guy Cassiers seine ersten Theaterproduktionen in Antwerpen zur Aufführung. In Gent wurde er 1987 Künstlerischer Leiter des Jugendtheaters Oud Huis Stekelbees (OHS). Nach fünf Jahren am OHS arbeitete Guy Cassiers als freier Regisseur, unter anderem am Kaaitheater in Brüssel, am tg STAN in Antwerpen und am Toneelschuur im niederländischen Haarlem.
Mit "Angels in America" von Tony Kushner, seiner ersten Produktion am Ro Theater in Rotterdam, gewann er 1996 den Gouden Gids-Publikumspreis und den Proscenium-Preis der Niederländischen Gesellschaft für Theater- und Konzerthäuser. Ein Jahr später wurde ihm der flämische Kritikerpreis Thersites verliehen.
1997 inszenierte Guy Cassiers am Ro Theater "Onder het Melkwoud" (Unter dem Milchwald) von Dylan Thomas, woraufhin er zum Künstlerischen Leiter des Theaters ernannt wurde. In den Jahren von 1998 bis 2006 entwickelte Cassiers eine multimediale performative Ausdrucksform für die große Bühne.
Guy Cassiers interessierte sich zunehmend für die Möglichkeit, Videoprojektionen und Musik auf der Bühne einzusetzen. Er war einer der wenigen, der eine neue mediale Bühnensprache finden wollte, ohne vor dem Thema Technik zurückzuschrecken. Höhepunkt dieser Suche war zweifellos der vierteilige Proust-Zyklus zwischen 2002 und 2004, der ihm den Amsterdam Prize for the Arts und den Werkpreis spielzeit'europa der Berliner Festspiele einbrachte.
Begeistert arbeitet Guy Cassiers daran, bekannte Romane für die Bühne zu adaptieren, wie u. a. 1996 Marguerite Duras' "Hiroshima Mon Amour", 1999 Tolstois "Anna Karenina" und 2004 "Bezonken rood" (Versunkenes Rot) von Jeroen Brouwers. Seine Abschiedsproduktion am Ro Theater im Frühjahr 2006 war eine Adaption von J. Bernlefs Roman "Hersenschimmen" (Hirngespinste). Am Toneelhuis realisierte er "Onegin" nach Puschkins gleichnamigen Versepos.
Seine erste Produktion als Künstlerischer Leiter des Toneelhuis in der Spielzeit 2006/07 war "Mefisto for ever", eine Bearbeitung von Klaus Manns Roman "Mephisto" von Tom Lanoye und erster Teil von Cassiers' "Triptiek van de macht" (Triptychon der Macht), das die komplexen Beziehungen zwischen Kunst, Politik und Macht beleuchtet. "Mefisto for ever" erzahlt von der diabolischen Verführung durch die Macht, Teil 2 "Wolfskers" (Tollkirsche) von der Vergiftung durch Macht und Teil 3 "Atropa. De wraak van de vrede" (Atropa. Rache des Friedens) behandelt im Rahmen der griechischen Tragödien die Qualen der Macht. Das "Triptiek van de macht" war sehr erfolgreich und ging auf Tournee.
Zusammen mit Benjamin Verdonck, Sidi Larbi Cherkaoui, Lotte van den Berg, Olympique Dramatique, Wayn Traub, De Filmfabriek und Künstlern des Toneelhuis rief Guy Cassiers ein kollektives Projekt im Bourla Theater in Antwerpen ins Leben: eine ironische Reise durch die Vergangenheit, basierend auf Julian Barnes' "Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln", die die Grenzen von Realität und Phantasie herausfordert und versinnbildlicht, wie nah Kunst und Katastrophe einander oft sind. Mit Olympique Dramatique inszenierte er außerdem "De geruchten" (Die Gerüchte) nach Hugo Claus.
In der Spielzeit 2008/09 brachte er zwei Opern zur Aufführung. Außerdem inszenierte er in der Spielzeit 2009/10 "Onder de vulkaan" nach Malcom Lowrys Roman "Under the Volcano" und das mehrsprachige Projekt "Swchwrm" nach der Vorlage von Toon Tellegen.
Bis 2013 wird Guy Cassiers am Toneelhuis die Inszenierung von Robert Musils Roman "Der Mann ohne Eigenschaften" in drei Teilen vorbereiten. Seit seinen vier Produktionen nach Proust zieht er es vor, in Produktions-Zyklen zu arbeiten, da ihm diese Arbeitsweise erlaubt, eine Thematik tiefgehender und konsequenter zu untersuchen, aber auch, um intensiver mit dem Publikum zu kommunizieren.
Quelle: http://www.staatsoper-berlin.de/ [Stand: Juni 2012]
GeburtsortAntwerpen
(vor) 1664 - (vor) 1730
Nationalität: BE
BE, 1561 - 1631