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Objekte von: Gertrud Fussenegger

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Gertrud Fussenegger1912 - 2009

Gertrud Fussenegger wurde geboren am 8. Mai 1912 in Pilsen/Böhmen (Österreich-Ungarn), sie starb am 19. März 2009 in Linz.

Fussenegger wurde als Tochter eines aus Vorarlberg stammenden Offiziers geboren und wuchs in Neu-Sandec (Galizien), Dornbirn/Vorarlberg und ab 1921 in Telfs/Tirol auf, ehe sie wieder nach Pilsen zurückging, wo sie das Realgymnasium besuchte und 1930 ihre Matura ablegte. Danach studierte sie Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie in Innsbruck und in München; 1934 wurde sie zum Dr. phil. promoviert. Bereits im Mai 1933 trat sie der österreichischen NSDAP bei und propagierte in ihrer Lyrik den "Anschluss" Österreichs an Nazi-Deutschland. Im November 1935 ging sie nach Deutschland. 1937 heiratete sie den Bildhauer Elmar Dietz (1947 geschieden). Nach dem Beitritt Österreichs zum Deutschen Reich trat sie erneut der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 6.229.747). Während ihre "Mohrenlegende" (1937) den Nationalsozialisten missfiel und als "katholisches Machwerk" verboten wurde, passte sie sich ansonsten der herrschenden Kulturdoktrin, veröffentlichte in wichtigen NSDAP-Organen und trug etwa zum nationalsozialistischen Jubelband "Heimkehr ins Reich" (1939) bei. Sie verherrlichte Adolf Hitler und das Deutschtum, etwa in ihren "Böhmischen Verzauberungen". Ein Besuch des alten jüdischen Friedhofs von Prag regte sie noch in der Endphase des "Dritten Reichs" zu offen anti-semitischen Bekenntnissen an (vgl. Aus Reiseaufzeichnungen. In: Das Innere Reich. 10. Jahrgang, 1943/44, S. 65/68). Von München übersiedelte sie 1943 wegen der Bombardierungen mit ihren Kindern nach Hall in Tirol. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einige ihrer Bücher in der Sowjetischen Besatzungszone auf die "Liste der auszusondernden Literatur" gesetzt. Auch in Wien standen 1946 mehrere Werke auf der "Liste der gesperrten Autoren und Bücher". 1950 heiratete sie in zweiter Ehe den Bildhauer Alois Dorn. Fussenegger hatte vier Kinder aus erster Ehe, eines aus der zweiten Ehe. Ab 1961 lebte sie in Leonding bei Linz.

Fussenegger war Mitglied des Österreichischen P.E.N. Clubs, der Humboldt-Gesellschaft, der Sudetendeutschen Akademie und Ehrenmitglied des österreichischen Schriftstellerverbandes. In den Jahren 1977-1979, 1984 und 1985 war sie Jury-Mitglied beim Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt. Trotz ihrer fragwürdigen Vergangenheit und der Tatsache, dass sie sich nie mit der eigenen Verantwortung auseinandersetzte (vgl. Brief an Manes Sperber), wurden ihr zahlreiche literarische Ehrungen zu Teil. Die Verleihung des mit 25.000 DM dotierten Jean-Paul-Preises des Freistaates Bayern indes geriet 1993 zum Skandal, der Zentralrat der Juden in Deutschland legte beim bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair Protest ein. Erzählerin, Lyrikerin, Essayistin, Hörspielautorin.

Auszeichnungen und Ehrungen

1951 Adalbert-Stifter-Preis

1956 Förderpreis des Oldenburgischen Staatstheaters

1962 Hauptpreis für Ostdeutsches Schrifttum

1963 Adalbert-Stifter-Preis

1969 Johann-Peter-Hebel-Preis

1972 Andreas-Gryphius-Preis

1972 Hauptpreis des Sudetendeutschen Kulturbundes

1972 Großer Kulturpreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft

1972 Verleihung des Professorentitels h.c.

1979 Mozart-Preis der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.

1979 Humboldt-Plakette

1981 Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst

1983 Konrad-Adenauer-Preis (von ihr abgelehnt)

1984 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse

1992 Donauland-Sachbuchpreis

1993 Weilheimer Literaturpreis

1993 Jean-Paul-Preis

1999 Kulturmedaille des Landes Oberösterreich

2003 Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich

2004 Ehrenzeichen des Landes Tirol

2007 Komturkreuz mit Stern des päpstlichen Silvesterordens von Papst Benedikt XVI.

Werke (Auswahl)

1929 wie gleichst du dem Wasser. Novellen

1936 Geschlecht im Advent. Roman aus deutscher Frühzeit

1937 Mohrenlegende

1939 Der Brautraub. Erzählungen

1940 Die Leute auf Falbeson

1943 Eggebrecht. Erzählungen

1944 Böhmische Verzauberungen

1948 Die Brüder von Lasawa. Roman

1951 Das Haus der dunklen Krüge. Roman

1953 Geschlecht im Advent. Roman

1954 In Deine Hand gegeben. Roman

1955 Iris und Muschelmund

1957 Das verschüttete Antlitz. Roman

1960 Zeit des Raben, Zeit der Taube. Roman

1961 Der Tabakgarten. Sechs Geschichten und ein Motto

1963 Die Reise nach Amalfi. Hörspiel

1968 Die Pulvermühle. Kriminalroman

1972 Bibelgeschichten

1974 Widerstand gegen Wetterhähne. Lyrische Kürzel und andere Texte

1976 Eines langen Stromes Reise - Die Donau. Linie, Räume, Knotenpunkte

1977 Der große Obelisk

1979 Ein Spiegelbild mit Feuersäule. Ein Lebensbericht. Autobiographie

1980 Maria Theresia

1981 Kaiser, König, Kellerhals. Heitere Erzählungen

1982 Pilatus. Szenenfolge um den Prozess Jesu (UA 1979)

1983 Sie waren Zeitgenossen. Roman

1984 Uns hebt die Welle. Liebe, Sex und Literatur. Ein Essay

1986 Gegenruf. Gesammelte Gedichte

1991 Herrscherinnen. Frauen, die Geschichte machten

1995 Jirschi oder die Flucht ins Pianino

1996 Ein Spiel ums andere. Erzählungen

1999 Shakespeares Töchter. Drei Novellen

2001 Bourdanins Kinder. Roman

Literatur

DLL 5; Killy 4; Das 20. Jahrhundert, Bd. 10; Wikipedia; Christiane E. Winkler: Die Erzählkunst Gertrud Fusseneggers (Diss.), Wien 1972; Kurt Adel: Wolkensäule und Feuersäule. Zu Gertrud Fusseneggers dichterischem Wer. In: Vierteljahresschrift des Adalbert-Stifter-Instituts des Landes Oberösterreich 29 (1980), S. 176-210; Klaus Amann: Die Dichter und die Politik. Essays zur österreichischen Literatur nach 1918. Edition Falter/Deuticke, Wien 1992; Brief an Manes Sperber, in dem Fussenegger sich mit der "Schuldfrage" beschäftigt (http://www.onb.ac.at/sichtungen/print/stancic-m-2a-print.html).

Autor: Enno Stahl, Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf

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