Objekte von: Arrigo Boito
Arrigo Boito verfasste bereits mit neun Jahren erste Kompositionen, u.a. eine Polka auf La donna è mobile aus Verdis Rigoletto. 1853 studierte er am Mailänder Konservatorium Geige, Klavier und Komposition. Dort schloss er 1855 Freundschaft mit dem Mitschüler Franco Faccio (Komponist und Dirigent u.a. der Uraufführung des Otello, 1840 - 1891). Nach Beendigung des Studiums begab er sich nach Paris, wo er mit Gioachino Rossini und Giuseppe Verdi zusammentraf. Hier schrieb er 1862 die Verse der Hymne der Nationen, die von Giuseppe Verdi aus Anlass der Weltausstellung in London vertont wurden. Auf der Rückreise nach Mailand besuchte er Polen, Deutschland und England.
Zurück in Mailand (November 1862) gehörte er für die nächsten fünf Jahre der revolutionären Intellektuellen-Bewegung Scapigliatura an, verfasste vor allem (oft scharfe) Kritiken und Gedichte. Für Faccio schrieb er das Libretto zu Amleto (nach William Shakespeares Hamlet, Uraufführung 30. Mai 1865 in Genua). 1866 nahm er als Freiwilliger mit Faccio an den Freiheitskriegen gegen Österreich teil. Am 5. März 1868 erschien seine erste Oper "Mefistofele" (nach Goethes Faust. Eine Tragödie.) an der Mailänder Scala und fiel durch (u.a. weil der im Dirigieren unerfahrene Boito die musikalische Leitung selbst übernehmen musste). Daraufhin revidierte Boito das Werk und verkürzte es drastisch. Die neue Version wurde 1876 am Teatro Comunale di Bologna aufgeführt und war sofort ein Erfolg. Mefistofele ist die einzige Oper Boitos, die sich mit zunehmender Aufführungsfrequenz und Beliebtheit bis heute im Opernrepertoire gehalten hat.
1869 übersetzte er Richard Wagners Rienzi ins Italienische. Am 19. November 1871 besuchte er mit Faccio in Bologna den Lohengrin, die erste Aufführung einer Wagner-Oper in Italien.
1874 verfasste er für Amilcare Ponchielli (1834-1886) das Libretto zu La Gioconda, die unter Leitung von Faccio am 8. April 1876 an der Scala uraufgeführt wurde.
In den folgenden Jahren widmete Boito sich hauptsächlich der Dichtkunst und Übersetzungen. 1876 übersetzte er Wagners Tristan und Isolde (italienische Erstaufführung 2. Juni 1888 in Bologna) und die Wesendonck-Lieder. Ebenfalls von Boito stammt die Übertragung des Freischütz von Carl Maria von Weber. Im Sommer 1879 skizzierte er für Verdi das Textbuch für Otello, dessen ersten Entwurf der Komponist am 18. November 1879 erhielt. 1880/81 arbeiteten beide dann an der Neufassung von Simon Boccanegra. 1889 begann Boito die Arbeit am Textbuch zu Verdis letzter Oper Falstaff. Am 9. Februar 1893 feierte er mit der Uraufführung des Falstaff den letzten großen Triumph seines Lebens.
Bis zu Verdis Tod (27. Januar 1901) war er mit dem Komponisten freundschaftlich verbunden, besuchte ihn mehrmals im Jahr und vermittelte die Uraufführung von dessen letztem Werk, den Quattro Pezzi Sacri in Paris (7. April 1898). 1895 setzte er sich zusammen mit Giulio Ricordi und anderen für die Verbesserung der Autorenrechte ein. 1911/12 wurde Boito Mitinitiator des Scala-Museums. Am 17. März 1912 wurde er zum Senator ernannt und stimmte am 20. Mai 1915 für den Eintritt Italiens an der Seite der Alliierten in den Ersten Weltkrieg.
Sein ewig in Entstehung befindliches Werk, den Nerone (begonnen 1862!), vollendete er nie, er wurde nach einer Bearbeitung von Antonio Smareglia, Vittorio Tommasini und Arturo Toscanini erst am 1. Mai 1924 unter Toscaninis Leitung an der Scala uraufgeführt.
Als Schriftsteller benutzte Boito zeitweise ein Anagramm seines Namens als Pseudonym: Tobia Gorrio.
Quelle und weiterführende Informationen: http://www.de.wikipedia.org (Stand: Nov. 2009)