ObjektnummerP 13277
Schmuckkästchen
ObjektbezeichnungKasten
DatierungSpätes 16.– frühes 17. Jahrhundert
Material/TechnikBuche; Wismutmalerei
EpocheRenaissance
Maße15,5 (H) x 36 (B) x 22 (T) cm
BeschreibungDieses Kästchen aus Buchenholz in rechteckigem Querschnitt besitzt einen flachen Klappdeckel und eine herausziehbare Front, die den Zugriff auf drei Schubladen unter einem oberen Kompartiment mit kleineren, teilweise wiederum klappbaren Fächern erlaubt. Der zur Verzierung genutzten Wismutmalerei liegt eine gute Zeichnung, wenn auch wenig künstlerische Finesse, zugrunde. An allen Seiten fassen umlaufende Bänder aus Lorbeerblattkelchen, die an den Ecken und den Mittelachsen um Blütenmotive ergänzt wurden, zentrale Bildfelder ein. Die herausnehmbare Front des Kästchens zeigt eine Paar, dessen Kleidung auf eine Herkunft aus dem Adel oder dem gehobenen Bürgertum hindeutet sowie zwei Hirsche, die diese flankieren. Der Mann hält einen Becher in Händen. Die Halskrausen des Paares legen zudem eine Datierung des Kästchens nicht vor dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts nahe. Den Grund des Bildfeldes überziehen Blatt- und Blütenranken, die auch bei allen anderen Feldern zu finden sind. Auf dem Äußeren des Klappdeckels weisen, über einer Vase in der vertikalen Mittelachse angeordnet und von vier großformatigen Blüten gerahmt, ein Herz sowie zwei ineinandergreifende Hände auf die Funktionen des Kästchens als Brautgeschenk hin. Diese beiden Motive, die sich beim vorliegenden Stück an der Innenseite des Deckels wiederholen, gehören zum üblichen Repertoire innerhalb der auf Wismut ausgeführten Kästchen. Das Handmotiv als Symbol der Treue und ehelichen Vereinigung lässt sich bereits deutlich früher in der Malerei nachweisen und wurde auch in Form des sogenannten "Flinderl" Schmuckstücken und Anhängern zugrunde gelegt.Während das Kästchen im geschlossenen Zustand mit einem Paar, das sich in der ornamental angedeuteten freien Natur und damit abseits sozialer Kontrolle zusammenfindet, auf die weltlichen Aspekte der Liebe verweist, führt das Kasteninnere der Adressatin eine moralische Botschaft vor Augen. Die Innenseite des Deckels ermahnt mit einer Darstellung der Verkündigung an Maria an die Gottesmutter als Vorbild für Jungfräulichkeit und Bescheidenheit.
Eine nahezu identische Gestaltung und Anordnung des vegetabilen Dekors, vor allem auf der Deckelaußenseite, findet sich bei einem Wismutkabinett aus der Hanns Schell Collection, Graz (Inv.-Nr. 4719, vgl. Martina Pall, Versperrbare Kostbarkeiten. Kästchen und Kabinette aus aller Welt, Graz 2006, Kat.-Nr. 36). Vergleichbare Stücke aus dem badischen Raum im Züricher Landesmuseums (z. B. Inv.-Nr. LM 15552, vgl. Ausst.-Kat. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hg.), Die Renaissance im deutschen Südwesten zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg, Heidelberger Schloss, 21. Juni - 19. Oktober 1986, Band 2, Nr. P 32).
Daniel Görres
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Behältnisse
SchlagwortEngel
SchlagwortTiere
SchlagwortBuche
SchlagwortRechteck
Schlagwort11F die Jungfrau Maria
SchlagwortHochzeitskästchen
SchlagwortWismutmalerei
SchlagwortNeues Testament
SchlagwortBlattranke (Ornament)
SchlagwortBlumenornament
Copyright DigitalisatKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2017
Literatur/Quellenfür Referenzwerk vgl. Martina Pall, Versperrbare Kostbarkeiten. Kästchen und Kabinette aus aller Welt, Graz 2006, Kat.-Nr. 36In Sammlung(en)
Institution
Kunstpalast
ProvenienzStammt aus der Sammlung F. Wirth in Stuttgart
Angekauft von E. Wolther, Baden-Baden
Ehemals Kunstgewerbemuseum Düsseldorf (1882-1927)
Angekauft von E. Wolther, Baden-Baden
Ehemals Kunstgewerbemuseum Düsseldorf (1882-1927)
15. Jahrhundert
16. Jahrhundert
Anfang 16. Jahrhundert
um 1480
17. Jahrhundert
2. Hälfte 15. Jahrhundert