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Hanabusa Itcho (Künstler*in), Rollbild mit Darstellung der Murasaki Shikibu, 17./18. Jahrhundert
Rollbild mit Darstellung der Murasaki Shikibu
Rollbild mit Darstellung der Murasaki Shikibu
Kunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011

Rollbild mit Darstellung der Murasaki Shikibu

TitelScroll painting depicting the Murasaki Shikibu
ObjektbezeichnungMalerei
Künstler*in (1652 - 1724)
Dargestellt (Ende 10. bis Anfang 11. Jh. (Lebensdaten sind umstritten))
Datierung17./18. Jahrhundert
Material/TechnikTuschmalerei auf Seide, mit Brokat auf Papier montiert
MaßeH 195 cm Außen, H 95 cm Innen
B 50 cm Außen, B 39 cm Innen
BeschreibungDas Bildnis zeigt die berühmte japanische Schriftstellerin Murasaki Shikibu (Ende 10. bis Anfang 11. Jh., ihre Lebensdaten sind umstritten) mit üppig, ausgestelltem, geradezu raumgreifend formuliertem und damit ungemein stilisiertem, kostbarem Gewand (Kimono) vor einem niedrigen Tisch sitzend, auf dem sich ihre Malutensilien wie Tuschstein, Pinsel und eine Papierrolle befinden.
In der rechten Hand hält sie ein Schreibgerät, welches naturgemäß auf ihre Tätigkeit weist, die sie neben ihren Aufgaben als Hofdame am Kaiserhof in Kyoto wahrnahm.

Durch ihre Niederschrift des sogenannten Genji Monogatari, Geschichten des Prinzen Genji, gilt sie als die erste japanische Romanautorin; zudem wird ihre Niederschrift als der erste psychologisierende Roman der japanischen Literaturgeschichte betrachtet.

Bei dieser Bild-Darstellung handelt es sich um ein Kakemono: ein japanisches Rollbild, welches entweder an eine Wand gehängt oder in einem traditionellen Tokonoma, in einer Raumnische, oberhalb des dortigen Blumengestecks (Ikebana), platziert wird.
Wurde es nicht in einer solchen Raumnische zur Anschauung gebracht und allein auf dem Fußboden ausgerollt betrachtet, wird es Makimono genannt.

Geschaffen worden sein soll diese Tuschmalerei durch Hanabusa Itcho (1652 bis 1724), ein japanischer Kalligraph und Maler, der auch als Haiku-Dichter, eine spezifisch japanische Gedichtform, hervorgetreten ist.

Diese Seidenmalerei wurde auf Papier geklebt und - wie in Japan bis heute noch üblich - mit Brokatstoff dekorativ umrandet; es handelt sich bei diesem Stück auch um eine offensichtlich alte Fixierung. Diese ist leicht am ein wenig ausgebleichten Zustand des Brokatstoffes zu erkennen.
Am unteren Ende der Seiden-Brokat-Papierrolle befindet sich ein kostbarer, links und rechts über die Bildfläche und seine Brokateinfassung hinausgehender und daher sichtbarer Elfenbeinstab. Durch sein Gewicht lässt er das Kunstwerk gerade und vor allem glatt ausgerollt an einer Wand hängen.

Merkwürdig erscheint die zwar mittig angelegte Bildszene, die hier jedoch im rechten Teil der Abbildung wie angeschnitten erscheint; eine Darstellungsweise, wie sie aus dem japanischen Farbholzschnitt bekannt ist und seit dem 19. Jh. auch für die westliche Kunst stilbildend wurde, doch in diesem Beispiel einer Tuschmalerei als völlig ungewöhnlich erscheint.

Diese Rollbilder sind eine Form der traditionellen japanischen Malerei, die in ihren Anfängen sehr stark von der chinesischen beeinflusst wurde.
Das europäische Tafelbild, auf Holz oder auf Leinwand war bis zum Einbruch der Moderne in Japan unbekannt. Allein solche Tuschmalerei auf Papier und Seide, Darstellungen auf Architekturteilen - wie Schiebetüren etwa - oder auf Stellschirmen machten die Malerei für die japanische gesellschaftliche Elite und für Sakralstätten, Schreine oder buddhistische Tempel aus.
Popularisiert wurde diese Kunst der Abbildung erst durch den in großen Auflagen hergestellten japanischen Farbholzschnitt, dessen moderne Form heute das sogenannte Manga ist; eine Form des Comics, jedoch mit japanischen Darstellungsmustern und Stilelementen.

Diese Malerei entspricht der der Kano-Schule: diese ist eine zwischen dem 16. bis in das 19. Jh. angewandte Kunstpraxis, die eng verbunden mit den Shogun-Herrschern (dem Samurai-Kriegeradel) war und im Wesentlichen alle offiziellen Aufträge, ob für Schlösser, andere Wohnsitze der Führungselite oder für schintoistische sowie für buddhistische Tempel ausführte. Für viele Jahrhunderte hatten die Shogune, trotz Aufrechterhaltung des japanischen Kaisertums, faktisch die Macht inne und regierten das Land. Erst im Jahr 1867 fand eine anhaltende Restaurierung des japanischen Kaisertums statt und das Shogunat wurde auf Befehl des Tenno (japanischer Kaiser) aufgelöst, wodurch die Kriegerkaste der Samurai und ihr Adel die Macht verloren.

Der aus der chinesischen Tuschmalerei wie aus japanischen Elementen (grafische Konstruktion und Betonung der Liniatur) gebildete Stil der Kano-Schule konnte sich durch ihr stark reglementiertes Ausbildungssystem für so lange Zeit halten. Aus ihr ist eine große Vielzahl von Künstlern hervorgegangen.

W. Alberg

KlassifikationMalerei
EntstehungsortAsien, Japan
Entstehungsort
  • Nihon
KlassifizierungMalerei
SchlagwortSeide
CopyrightKunstpalast, Düsseldorf, Foto: LVR-Zentrum für Medien und Bildung, Stefan Arendt, 2011
ObjektnummerP 2005-1073
In Sammlung(en)
Institution Kunstpalast
Provenienz[...]; 25.10.2004 erworben durch Schenkung von Prof. Dr. Dr. hc. Bruno Werdelmann (1920 – 2010), Ratingen