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PLAYTIME

Sonstiger TitelPlaytime - Tatis herrliche Zeiten
Sonstiger TitelPlay Time
Titel DeutschTatis herrliche Zeiten
Datierung1967
BeschreibungEine Touristengruppe landet in Orly in Paris. Der Flughafen sieht aus wie alle Flughäfen. Rolltreppen, Glas, Beton, adrette Stewardessen, eilige Menschen, verwirrende Inschriften. Der Reiseleiter zählt ab: Die Gruppe ist vollzählig. Im Hintergrund geht ein Mann federnden Schritts durch die Halle und sucht irgendetwas. Er ist groß, trägt ein Hütchen auf dem Kopf und eine Pfeife im Mund. Während er in der Menge verschwindet, besteigen die Touristen den Bus und fahren ab. Wir treffen den Mann mit dem federnden Schritt am Eingang eines riesigen Büro- und Ausstellungsgebäudes wieder. Der kleine alte Pförtner dort bedient eine große, moderne Schalttafel und teilt einer krächzenden Stimme mit, Monsieur Hulot wolle einen ganz bestimmten Herren sprechen. Die Stimme krächzt erneut die Schalttafel blinkt: Hulot darf hinein. Hulot im Labyrinth des Funktionellen: Rolltreppauf und rolltreppab, in Aufzügen, Korridoren und versehentlich betretenen Konferenzräumen sucht er den ganz bestimmten Herrn. Manchmal sieht er ihn sogar; in der Ferne zwischen Bürokabinen oder hinter dicken Glasscheiben. Schließlich landet Monsieur Hulot in einer großen Ausstellung moderner Geräte. Alles ist da, von der lautlos zuknallenden Tür über den mit Scheinwerfern versehenen Besen bis zum Abfalleimer im griechischen Säulenstil. Auch die Touristengruppe ist jetzt wieder da. Denn so eine Ausstellung gehört schließlich zu einem richtigen Parisbesuch. Für den nahenden Abend ist ein Tisch in einem Restaurant reserviert, das heute eröffnet wird. Dort legen Maurer und Fliesenleger inzwischen letzte Hand an das feudale Etablissement. Kaum sind sie draußen und die Ober rennen, kommen die ersten Gäste. Es wird ein todschicker Abend. Die Speisen sind flambiert, die Gäste vornehm und die Kellner gestreßt. Denn weil alles so neu ist, funktioniert nur sehr wenig. Die Touristengruppe trifft ein und wenig später, durch eine Reihe von Zufällen geleitet, auch Hulot. obwohl er eigentlich ganz woanders hinwollte. Man amüsiert sich. Vor allem dann, als Monsieur Hulot versehentlich einen Teil der Dekoration von der Decke holt und ein lautstarker Amerikaner in einer Ecke seinen eigenen Barbetrieb aufmacht. Ein hübsches Mädchen aus der Touristen gruppe spielt Klavier, Monsieur Hulot bringt ihr Wein. Am nächsten Morgen fährt die Touristengruppe wieder ab. Sie glaubt, sie habe Paris gesehen. Monsieur Hulot will dem hübschen Mädchen ein kleines Geschenk überreichen. Aber er kommt nicht schnell genug durch die automatische Sperre des großen, modernen Supermarkts.
aus: Presseheft Jugendfilm
(Quelle: Filmmuseum Düsseldorf)

"Jacques Tatis aufwendig in Szene gesetzte Satire auf die Hektik und Vermassung des modernen Menschen in der Großstadt, auf seinen Kampf mit den Auswüchsen einer bis zur Gesichtslosigkeit normierten Zivilisation und den Tücken des Objektes. Wie ein roter Faden leitet Tatis Kunstfigur 'Monsieur Hulot' durch das generalstabmäßig gestylte Haus seiner Schwester und ein gläsernes Büro- und Ausstellungsgebäude, das von amerikanischen Touristen besichtigt wird, bis es in einem kaum fertiggestellten Nobelrestaurant zu einer unerwartet fröhlichen Feier kommt. Ein von melancholischer Herzlichkeit geprägtes Welttheater, organisiert wie ein filmisches Ballett, das keiner Geschichte bedarf, sondern nur Bewegungen und Begegnungen als Initialzündung braucht. Ein bisweilen etwas betulicher, stets aber intelligent unterhaltender Spaß von hohem ästhetischen Reiz."
(fd, Band T - U, S. 5520 f.)

"Hauptdarsteller des Films ist eine Stadt: hypermodern, verwirrend komplex und unmenschlich. Für Monsieur Hulot (...) ist sie ein Labyrinth, in dem er sich verirrt und das er mit seiner Neugier und Menschlichkeit durcheinanderbringt. Eigens für 'Play Time' konstruierte Tati ein ultramodernes Paris mit Häusern, die sich bewegen ließen und immer neue Kameraperspektiven ermöglichten. 'Tativille' nannte er diese riesige Trabantenstadt mit Fassaden aus Glas und Spiegeln, die das Leben wie in einem Schaufenster zeigten. Die beliebte Hauptfigur Hulot war hier nicht mehr als ein Statist unter Statisten.Tati wollte ernst sein - und blieb unverstanden. Das gigantische Projekt, an dem er sechs Jahre lang gearbeitet hatte und in dem sein gesamtes Privatvermögen steckte, wurde ein kommerzielles Desaster. Sein Schöpfer, der die Postmoderne vorweggenommen hatte, war seiner Zeit zu weit voraus. Erst 35 Jahre später sollte der Film als visionäres Meisterwerk gefeiert werden. Die Wiederaufführung von 'Play Time' durch den Tati-Erben und französischen Theatermann Jérome Deschamps in einer von Francois Ede restaurierten Fassung war das Ereignis des Festivals in Cannes und ein Höhepunkt des französischen Kinoherbstes 2002. ARTE zeigt den Film als deutsche Erstausstrahlung und in einer Sprachfassung, die noch Tati selbst für das internationale Publikum hergestellt hatte."
(arte TV Magazin, Januar 2003, S. 22)
KlassifikationTon/bewegtes Bild - Werk
Produktionsland
  • France
Produktionsland
  • Italien
FilmgenreSatire
ObjektnummerFM.Film.19075
Abteilung FM Filme