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Bild nicht vorhanden für Walter Bockmayer (Regie), CARMEN, 1972

CARMEN

Regie (1948 - 2014)
Musik (1948 - 2014)
Datierung1972
BeschreibungSchwellenangst vor dem Musentempel, Theater als elitäres Bildungsgut, die Oper im Sterben - aus diesen Mißständen haben zwei Garderobiers der Kölner Bühnen, Walter Bockmayer und Rolf Bührmann, ihre eigene Konsequenz gezogen. Sie verfilmten Bizets "Carmen" auf zeitgemäße und zumindest für Kölner, allgemein verständliche Art. Ihr Werk wird, als Gratiszugabe zum Bier, in Kölner Kneipen vorgeführt. Carmen dreht nicht länger Zigaretten im fernen Sevilla, sie ist spanische Gastarbeiterin bei den Gebrüdern Stollwerk. Don José tut Dienst als Streifenpolizist (zu gut Kölsch: de Strief) im berüchtigten Severinsviertel, und der Torero Escamillo avanciert zum Stürmerstar beim 1.FC Köln. Daß Josés Mord an Carmen nun vor der Köln-Müngersdorfer Radrennbahn stattfindet, mag dem Operngänger etwas spanisch vorkommen, der Fußballfan weiß aber Bescheid. Das ist ja die Hauptsache. Doch nicht nur Milieuanpassung, die viel geforderten "neuen Frage- stellungen" an etablierte Kunstwerke erledigt Regisseur Bockmayer gleich mit. Zum Beispiel: woran stirbt Don Josés Mutter? Jeder sieht sie im Eifelstädchen Schleiden an ihren offenen Beinen verbluten. Wie kam es zu der Messerstecherei in der Fabrik? Rolf Bührmanns Kamera hat es im Waschraum bei Stollwerk mitangesehen. Ganz neue Perspektiven tun sich auf: Vielleicht nächstens "La Traviata" im Massagesalon Violetta oder der Sängerwettstreit der "Tannhäuser" als grand Prix der Eurovision? Oder ein "Rosenkavalier" bei dem man das Mittagessen zwischen der Marschallin und dem alten Onkel Greifenklau einmal wirklich sehen kann. An Bockmayer und Bührmann knüpfen sich große Hoffnungen. Doch ernst ist es den beiden nur mit dem Ulk. Über die Manierismen der Filmemacher, über Operntheatralik, über Librettistendeutsch und Balletthispanik machen sie sich lustig. Und über die geheiligten Kölner karnevalistischen Kulturinstitutionen des "Wolkenschieber-Balletts" und der "Caecilla Wolkenburg". Demnächst soll das Ballettinteresse der Kölner geweckt werden: Bock- mayer und Bührmann drehen "Giselle". Vor nächtlichen Besuchen auf dem Friedhof Melaten wird vorerst gewarnt. aus: DIE WELT, 23.2.1973
(Quelle: Filmmuseum Düsseldorf)
KlassifikationTon/bewegtes Bild - Werk
Produktionsland
  • Deutschland
Filmgenre<Spielfilm>
SchlagwortParodie
ObjektnummerFM.Film.3920
Abteilung FM Filme