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Objekttyp Inszenierung
Der Tod und das Mädchen/Pulcinella
Objekttyp Inszenierung
Objekttyp Inszenierung

Der Tod und das Mädchen/Pulcinella

TitelDer Tod und das Mädchen/Pulcinella
Choreograph*in (1927-1983)
Choreograph*in (geboren 1949)
Musik (AUT, 1797 - 1828)
Musik (RUS, 1882 - 1971)
Theater (gegründet 1956)
Bühnenbild (geboren 1951)
Kostüm (geboren 1951)
Kostüm (1943 - 2012)
Datierung24.01.1997 (1996/1997)
BeschreibungBallettabend mit einer Choreographie von Erich Walter nach Musik von Franz Schubert, sowie "Pulcinella" von Igor Strawinsky, choreographiert von Nils Christe.

DER TOD UND DAS MÄDCHEN
Erich Walters Choreographie wurde auf sparsamer, nur mit Licht gestalteter Bühne in Szene gesetzt: dort agierten vier Paare, herausgehoben nur ein 'Mädchen' und der erst am Ende des ersten Quartettsatzes auftretende 'Tod'.

Eine 'Handlung' darzulegen ist nicht beabsichtigt, die formale Ordnung gibt weitgehend die Musik vor - das Streichquartett von Schubert, in dessen 2. Satz das 'Todesthema' aus dem Lied 'Der Tod und das Mädchen' variiert wird. Dieser Satz wird zum großen Pas de Deux von 'Tod' und 'Mädchen' - Assoziationen an den spätmittelalterlichen Totentanz drängen sich auf, wenn im dritten und vierten Satz die anderen Paare einen Reigen bilden, und sie werden durch die Kostüme der Tänzer (Pet Halmen) noch leicht unterstrichen.

Es ist meines Erachtens bemerkenswert, aber für die Ballett-Aufführungen der Deutschen Oper selbstverständlich, daß ausschließlich zu live gespielter Musik getanzt wird. Zudem hörten wir eine ausgezeichnete Interpretation des vielgehörten Schubert-Quartettes (Siegfried Rivinius, Odette Couch-Burger, Karla Rivinius, Friedemann Pardall), die zwischen süßlichem Gesäusel und grober Saitenzerrung mit immer genau dem richtigen Strich dargeboten wurde.

Der tänzerisch tadellose und akrobatisch sichere Jörg Simon verkörperte einen leicht machohaften 'Tod', der fast an Shakespeares Petruccio aus 'Der Widerspenstigen Zähmung' erinnerte - vielleicht wegen seines olivfarbenen Kostüms. Allerdings paßte auch die teils kokette, teils verzweifelte Unentschlossenheit des 'Mädchens' - getanzt von Alicia Olleta mit überzeugendem Schauspiel und Leichtigkeit vorgaukelnder Konzentration - in dieses Schema.

Nicht nur synchron in ihren Bewegungen, wenn es darauf ankam, sondern auf gleich hohem tänzerischen wie schauspielerischen Niveau auch die anderen Paare (Fiona Fielding, Katia Pagano, Martine Smorto, Olivier Deguine, Stefan Friedenreich, Jörg Mannes)!

PULCINELLA
Die Pause brauchte man schon, um der Ergriffenheit ein wenig nachzugeben und sich wieder auf ein gänzlich anderes Genre einzustellen; denn im zweiten Teil des Abends erwartete uns ein Feuerwerk an waghalsigen Akrobatenstücken mit 'Stunt'-Charakter eingepackt in die harmlose, clown-komische Geschichte um 'Pulcinella', eine Figur aus den Untiefen der Commedia dell'Arte, der italienischen Form des Kasperle-Theaters - vielleicht ein bißchen älter als dieses...

Nahezu alles an der Commedia entspricht tausendmal wiederholten Schemata: es gibt immer lustige und lächerliche Liebhaber, kokette, plumpkomische oder spröde Mädchen, den wichtigen Dottore, den hintergangenen alten Ehemann und dergleichen mehr; doch immer wieder macht es Spaß die ewig gleichen Verwicklungen zu beobachten.

Für 'Pulcinella' arrangierte und bearbeitete Igor Strawinsky 1919 Teile aus klassizistischen Kompositionen Pergolesis; in diesem Stück geht es um den buckligen und langnasigen Pulcinella, der nichtsdestotrotz als Liebling der Frauen einige Verwirrung stiftet. Die Musik unterstützt den parodistischen Zug des Ganzen, wie haben wir in der 'Klageszene' mit den Seufzern des Orchesters mitgelitten... - sehr engagiert: die Duisburger Sinfoniker unter der Leitung von Ira Levin.

So brach nach der vollendeten Ästhetik der Bewegung und Tiefe der Musik im ersten Teil mit 'Pulcinella' die Zeit der Pantomime, des Unernstes und rasanten Verwechselungsspiels an; Nils Christe hat das Konzept des Uraufführungschoreographen durch einige Figuren und Handlungsvarianten wirkungsvoll erweitert: Wundervoll, wie die verschiedenen Charaktere sich durch ihre Bewegungen unterschieden. Toll, die schauspielerische Leistung von 'Pulcinella' Catalin Tiganasu und 'Pimpinella' Eleonora Gori, deren erschrecktes Staunen ob der Menge an gleichaussehenden Pulcinellas jedesmal auf Neue überzeugte und uns zum Lachen brachte.

Eine Inszenierung und Darbietung, deren Liebe zum Detail mir begeisterungswürdig scheint: sogar die Sterne auf blauem Bühnenhintergrund waren wie die Figuren schematisch angeordnet.

Quelle: http://www.omm.de



KlassifikationInszenierung
Spielstätte
  • Opernhaus Düsseldorf
  • Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf
KlassifizierungOper
KlassifizierungNeuinszenierung
ObjektnummerTMIN_1996-1997 Duisburg12