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Objekttyp Inszenierung
Kult
Objekttyp Inszenierung
Objekttyp Inszenierung

Kult

Autor*in (geboren 1969)
Theater (gegründet 1951)
Regie (geboren 1969)
Datierung19.12.1996 (1996/1997)
BeschreibungIn Falk Richters Kult sind diese Einheiten zum Beispiel verschiedene Szenen einer Fernsehsoap. Die einzelnen Treatments sind aus ihrem ursprünglichen Serienzusammenhang gerissen, stehen für sich und werden von serienfremden Personen nachgestellt. Der ursprüngliche Inhalt der Szenen innerhalb des dafür vorgesehenen Systems, der Serie, ist nicht mehr gegeben. Hinzu kommen Szenen, in denen die Protagonistin aus ihrem Leben erzählt, ihre Arbeit als Fernsehmoderatorin vorstellt. Auch diese Aktionsebene wird gebrochen. Die Frau beschreibt nicht mehr ihre Arbeit, sie tut sie plötzlich. Aus der beschreibenden Position kommt sie in eine agierende. Die Publikumsaufladung hat sich dadurch geändert, ein neuer Raum wurde konstituiert. Aus der virtuellen privaten Situation nach der Showkarriere gerät man in den zeitlich davorliegenden Raum, in die eigentliche Show. Diese ist jedoch wiederum kein geschäftliches Feld, sondern der Ort, an dem die Frau ihr Privatleben, ihre alltäglichen Erlebnisse beschreibt. In diese positionierte Welt der monologisch geführten Talkshow bricht im zweiten Teil des Stückes die Figur des Mannes ein. Die Frau steht nun nicht mehr im ersten Konstruktionsfeld der Fernsehshow, sie ist jetzt Bestandteil einer Reihe, einer Versuchsanordnung dialogisch geführter Liebesszenen im weiteren Sinne. Dabei kommunizieren die beiden Figuren auf verschiedenen Ebenen miteinander: in wirklich aus ihrer Beziehung und Situation kommenden Szenen, in Beschreibungen der Soap und ihrer Figurenperspektiven und in verschiedenen Dialogszenen direkt aus der Soap ohne das diese einzelnen Teile voneinander abgetrennt wären. Die Übergänge sind fließend und umkehrbar. Im dritten Teil agieren beide wieder innerhalb des offenen Rahmens der Fernsehshow. Natürlich sind solche Figuren, wie SIE und ER konstruierbar. Natürlich können sie in einem privaten Verhältnis zueinander stehen, zugleich als Schauspieler und Drehbuchautor arbeiten und eine eigene Show haben. All dies ist in genau dieser Kombination durchaus möglich, aber eben auch ganz anders. All das ist eine Möglichkeit der Kombination von Elementen, ist eine von all diesen möglichen, konstruierbaren Welten, die in der Summe, im Ergebnis ihrer Konstruktion zu keinerlei Aussage mehr gelangen kann, die lediglich ein Sammelsurium von Zitaten, von vorhandenen Realitätssplittern ist und keinerlei Zwangsläufigkeit unterliegt. Mit herkömmlichen Beschreibungsmustern ist diesen Stücken nicht beizukommen. Es fällt schwer, einen Handlungsbogen zu benennen, einen Ort auszumachen. Figuren sind nicht charakterisierbar, zerfallen in viele Einzelfiguren. Inhaltliche Aussage und Struktur des Textes sind bei Richter eins geworden. Die einzelnen Szenen stehen gegeneinander. Die in ihnen getroffenen Beschreibungen und Festlegungen werden sofort, in der nächsten Szene konterkariert und damit zerstört. Gewissheiten gibt es am Ende keine mehr, die Szenen heben sich gegenseitig auf, bringen immer wieder neue Gewissheiten von eben so beschränkter Gültigkeit hervor.
Quelle: http://www.falkrichter.com [Stand: Oktober 2009]
KlassifikationInszenierung
Spielstätte
  • Kleines Haus
  • Düsseldorfer Schauspielhaus
KlassifizierungSprechtheater
KlassifizierungNeuinszenierung
ObjektnummerTMIN_1996-1997 Düsseldorf15