Skip to main content
BEN.B 161 - Diana-Pendule, auf dem Kamin des westlichen Gesellschaftsraums von Schloss Benrath
Prunkpendule "Triumphzug der Diana"
BEN.B 161 - Diana-Pendule, auf dem Kamin des westlichen Gesellschaftsraums von Schloss Benrath
BEN.B 161 - Diana-Pendule, auf dem Kamin des westlichen Gesellschaftsraums von Schloss Benrath
Foto: Hardo Bruhns

Prunkpendule "Triumphzug der Diana"

ObjektbezeichnungPendule-Uhr
Datierungum 1820
Material/TechnikBronze, feuervergoldet; grau-grüner Marmor; Glas
Maße(H x B x T): 70,7 × 77,5 × 18,5 cm
Durchmesser (Zifferblatt): 14,4 cm
BeschreibungUnter dem Begriff Prunkpendulen werden besonders aufwendig dekorierte Pendeluhren verstanden, die seit dem späten 17. Jahrhundert Verbreitung fanden. Die dekorativen Grundformen entsprachen dem jeweiligen Stil der Zeit. Der Typus erwies sich als erfolgreich, so dass immer größere Gehäuse Einsatz fanden, die in regelrechten Monumentalpendulen mündeten. Nicht ganz zufällig besitzen besonders monumentale Pendulen in der Empire-Kunst des ersten französischen Kaiserreichs ihre Hochphase. Gestalterisch boten sie die Möglichkeit, mythologische Figuren in Szene zu setzen, wie das im Falle der Prunkpendule aus der Zeit um 1820 mit dem Triumphzug der Diana geschieht.

Jagdgöttin Diana, eine Tochter von Göttervater Zeus und seiner Geliebten Leto, ist die Zwillingsschwester von Apoll, dem Sonnengott. In der griechischen Mythologie gehören Diana bzw. Artemis und ihr Bruder Apoll zu den zwölf Göttern, die auf dem Olymp residieren. Diana schwor ihrem Vater ewige Jungfräulichkeit und bat im Gegenzug um die Möglichkeit auf Jagd ziehen zu dürfen. Damit wurde Diana zu einer mythologischen Referenzfigur für Fürstinnen, besonders für solche, die leidenschaftlich der Jagd nachgingen.

Der französische Bronzier Pierre-Philippe Thomire (1751 – 1843) war einer der bedeutendsten Produzenten vergoldeter Kunstwerke aus Bronze. Als Schüler von Jean-Antoine Houdon (1741 – 1828) erhielt er eine erstklassige Ausbildung, bevor er 1776 seine eigene Werkstatt begründete. Die Französische Revolution 1789 brachte massive Umsatzeinbußen für Hofkünstler mit sich; erst unter Kaiser Napoleon I. erholte sich der Markt wieder. Zu diesem Zeitpunkt erreicht Thomire mit seiner Werkstatt, die ab 1819 mit Thomire, Duterme et Cie. signierte, den Höhepunkt seiner künstlerischen Karriere. Thomire zog sich 1823 aus seiner Firma zurück und starb 1843.

Die große Prunkuhr im Benrather Schloss setzt den allegorischen Triumphzug einer antiken Göttin ins Bild, für die in der europäischen Malerei zahlreiche Vorbilder existieren. Der querrechteckige, auf Klauen ruhende Marmorsockel besitzt mittig ein Relief mit der Darstellung zweier Jagdhunde, die einen Eber erlegt haben. Umlaufend ist der Marmorsockel mit Attributen der Jagd verziert. Der aus feuervergoldeter Bronze bestehende Jagd- bzw. Triumphwagen auf vier Rädern ist zugleich das Gehäuse für das große Uhrwerk, das mittig platziert das Zentrum bildet und von einer Tuchdraperie umrahmt wird. Auf dem Wagen sitzt Diana auf einem antikisierenden Faltstuhl, in der rechten Hand die Zügel für zwei majestätisch schreitende Hirsche haltend, deren Rücken mit Schabracken bedeckt sind. Physiognomie und Gewandung sind der berühmten Diana von Versailles entlehnt, einer antiken Marmorstatue, die heute im Pariser Louvre aufbewahrt wird.

In der linken Hand hält Diana ihren Bogen. An ihrer Seite ist ein um ihre Aufmerksamkeit bemühter Jagdhund dargestellt, der sich auf ihren Oberschenkel stützt. Zu ihren Füßen liegen eine erlegte Ente und ein Hase. Auf ihrem Rücken trägt Diana einen mit Pfeilen gefüllten Köcher. Hinter dem Wagen geht eine Gefährtin der Göttin mit einer Saufeder in ihrer Linken und begleitet von einem Jagdhund. Dieser sogenannte »Pendule au char«-Typus (Pendule mit Wagendarstellung) war im Empire sehr beliebt. Von Thomire gibt es einige andere Darstellungen, unter anderem der »char de Cérès« (Ceres als Göttin der Ernte auf einem von Löwen gezogenen Wagen) sowie Phaeton auf dem Sonnenwagen, hier von zwei Pferden gezogen.

Das große französische Pendulenwerk besitzt eine Laufdauer von 14 Tagen pro Aufzug. Es ist mit einer sogenannten Scherenhemmung ausgestattet, die die Anbringung einer zentralen Sekundenanzeige gestattet und die Uhr zu einem Präzisionsgerät macht. Bedingt durch die Pendellänge werden diese in Halbsekundenschritten angezeigt, die Teilung des Zifferblattes ist entsprechend fein ausgeführt. Die Minutenpunkte auf dem gewölbten Zifferblatt sind als aufgebrachte Goldapplikationen ausgeführt, die Signatur oberhalb von sechs Uhr lediglich: »a Paris«. Zwei fein gearbeitete Empire-Zeiger aus Bronze zeigen Stunde und Minute, der Sekundenzeiger besteht aus gebläutem Stahlblech. Das Uhrwerk schlägt halbstündlich auf eine große Bronzeglocke und wird mittels einer Schlussscheibe gesteuert. Die Ganggenauigkeit der Uhr lässt sich über einen kleinen Vierkant über der »12« des Zifferblattes mit einem Schlüssel regulieren: durch Verdrehen dieser Welle verkürzt oder verlängert sich das an einem Seidenfaden aufgehängte Pendel, welches für die Zeitmessung verantwortlich ist.

Abgesehen von kleinen Beschädigungen am Marmor sowie wenigen Fehlteilen und Ergänzungen an den Bronzemontierungen befindet sich die Uhr in einem guten Erhaltungszustand. Der Bogen in Dianas linker Hand wurde im August 1959 gestohlen. Er konnte jedoch durch eine Düsseldorfer Gürtlerei im Dezember 1961 rekonstruiert werden.

Diese große und bedeutende Prunkuhr passt mit ihrem allegorischen Bezug hervorragend in das Corps de logis von Schloss Benrath. Das für Jagdaufenthalte konzipierte Benrather Schloss war als Witwensitz für Kurfürstin Elisabeth gedacht. Im Kuppelsaal befindet sich ein Stuckrelief mit dem Porträt Elisabeth Augustes als Diana mit einer Mondsichel im Haar.

Bearbeiter: Christian Schnurbus
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Technisches Kulturgut
Entstehungsort
  • Paris
  • Ville de Paris, Département de
  • Île-de-France
  • France
© UrheberCC BY-SA Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International
CopyrightFoto: Hardo Bruhns
Literatur/QuellenNiclausse, Juliette: Thomire. Fondeur-ciseleur. 1751-1843. Sa vie, son œuvre, Paris 1947;
Niehüser, Elke: Die französische Bronzeuhr. Eine Typologie der figürlichen Darstellungen. Von Göttern, Helden, Edlen Wilden. Mit einer Übersicht von 1365 nachweisbaren Bronzependulen, zusammengetragen von Clemens von Halem, München 1997;
Zacher, Inge; Schnurbus, Christian: Die Diana-Uhr im Benrather Schloss. Vereinigung Freunde Schloss und Park Benrath, Düsseldorf 2018.
PublikationenMarkowitz, Irene: Die Sammlung in Schloß Benrath (Bildheft 2, Stadtgeschichtliches Museum Düsseldorf, Schloss Benrath), Düsseldorf 1980, Nr. 37;
Kurfürstliche Zeitmesser. Uhren aus der Sammlung von Schloss BEnrath, herausgegeben von Stefan Schweizer, mit Texten von Christian Schnurbus, Düsseldorf 2020, S. 40 ff.
ObjektnummerBEN.B 161
ProvenienzBernheimer, München
Stempel/Zeichenà PARIS Position: auf dem Zifferblatt
Objekttyp Inszenierung
John Neumeier
20.032004 (2003/2004)
Programmheft zu "Iphigenie auf Tauris" von Johann Wolfgang von Goethe. Düsseldorf, 26.9. 2014 ( ...
Johann Wolfgang von Goethe
26.09.2014 (2014/2015)
Die Klage der Malerei
Federico Zuccari
vor 1579
BEN.B 1999/6 - Ruhende Diana
Johann Wilhelm Lanz
1759/1762
Jakob Michael Reinhold Lenz
15.10.1994 (1994/1995)
Objekttyp Inszenierung
Jacques Offenbach
02.12.1999 (1999/2000)
Die Verwandlung des Actaeon
Jean Mignon
16. Jahrhundert
Heinrich von Kleist
04.11.1989 (1989/1990)
Giovanni Battista Beinaschi
um 1665–1675
Diana in einem Triumphwagen
Unbekannt
17. Jahrhundert