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BEN.B 1998/6 - Pendule
Pendule "Pièce à la Romaine quarré colonne vaze"
BEN.B 1998/6 - Pendule
BEN.B 1998/6 - Pendule
Foto: Stefan Ahrendt (LVR - ZMB)

Pendule "Pièce à la Romaine quarré colonne vaze"

ObjektbezeichnungPendule-Uhr
Uhrmacher*in (1720-1789)
Künstler*in (1711-1789)
Datierungum 1770
Material/TechnikMarmor, Bronze, feuervergoldet, Glas
Maße(H x B x T): 34 × 21 × 7 cm
BeschreibungDer Entwurf dieser kleinen Kabinettuhr wird im »Livre de desseins« dem berühmten Bronzier Robert Osmond zugeschrieben. Er trägt den Titel »Pièce à la Romaine quarré colonne Vaze« und wurde für einen Betrag von 140 Livres angeboten.

Auf einem ovalen Marmorsockel erhebt sich der auf vier Füßen stehende kubische Gehäusekörper der Uhr. Das Gehäuse trägt mittig das Emaillezifferblatt, eingefasst von kannelierten Halbsäulen, deren Echinusabschluss je ein Pinienzapfen bekrönt. Oben wie unten füllt dekoratives Blattwerk die Zwickel. Auf der Gehäuseverdachung sitzt eine antikische Henkelvase. Im Verzeichnis seiner Arbeiten »Description de plusieurs ouvrages d’horlogerie« von 1766 wird das Modell Nr. 11 als »Pendule dans un pilastre cannelé terminé par un joli vase« für 450 Livres angeboten. Der beliebte Entwurf existiert in mehreren unterschiedlichen Ausführungen. So ist neben der vorliegenden Ausführung in feuervergoldeter Bronze auch eine Version bekannt, bei der Sockel, Halbsäulen und Architrav aus Marmor bestehen.

Das makellose, gewölbte Emailzifferblatt besitzt römische Stundenzahlen, Strichminuterie sowie arabische Fünf-Minuten-Markierungen. Diese Gestaltung ist bei Zifferblättern aus dieser Zeit häufig anzutreffen. Zwei kunstvoll verzierte, vergoldete Bronzezeiger zeigen Stunde und Minute an. Mit Hilfe eines kleinen Schlüssels kann eine kleine Welle über der »12« verdreht werden, an der die Pendelaufhängung befestigt ist. Der auf der Welle aufgedrehte Seidenfaden kann so von der Vorderseite verkürzt oder verlängert werden, um die Uhr zu regulieren. Mittig ist auf dem Zifferblatt die Signatur des Uhrmachers Lepaute Hger DU ROI angebracht.

Die Signatur weist die Uhr als Werk des berühmten Pariser Hofuhrmachers Jean-André Lepaute (1720 – 1789) aus. Er stammt ursprünglich aus Lothringen und kam 1740 in die Uhrmacherlehre nach Paris. Später gründete er hier eine Firma für die Herstellung von Uhren, insbesondere von Turmuhren. So fertigte Lepaute die Turmuhren für das Palais du Luxembourg und über dem Haupteingang der École militaire in Paris an. 1747 kam sein Bruder Jean Baptiste nach Paris, um in der Firma mitzuarbeiten. 1751 ernannte ihn König Ludwig XV. zum königlichen Hofuhrmacher. Lepaute war berühmt für seine technischen Innovationen. So verbesserte er unter anderem die Scherenhemmung und übertrug diese auf Wand- und Tischuhren (Vgl. B 161, Pendule mit Scherenhemmung nach Lepaute). 1774 übergab er die Werkstatt seinen Neffen Pierre-Basile und Pierre Henry Lepaute, die gemeinsam die Uhrmachertradition der Familie weiterführten. Das äußerst fein ausgeführte Pariser Pendulenwerk besitzt Halb- und Vollstundenschlag auf eine Bronzeglocke und wird über eine Schlussscheibe gesteuert.

Die Gangdauer beträgt nach dem Aufziehen mit dem Schlüssel über die vorderen Aufzugslöcher 14 Tage. Das Uhrwerk besitzt eine rückführende Hakenhemmung, das feine Pendel ist an einem Seidenfaden aufgehängt. Das Zifferblatt und das Uhrwerk werden mit einem in einer Bronzelünette eingefassten Uhrglas geschützt. Diese Uhr bereichert die Sammlung von Schloss Benrath um das Werk eines berühmten Pariser Hofuhrmachers, eingebaut in das Gehäuse eines berühmten Bronzegießers, Robert Osmond, dem sich auch eine Prunkpendule in der Sammlung von Schloss Benrath verdankt (B 1976/8).

Bearbeiter: Christian Schnurbus
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Technisches Kulturgut
Herstellungsort
  • Paris
  • Ville de Paris, Département de
  • Île-de-France
  • France
© UrheberCC BY-SA Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International
CopyrightFoto: Stefan Ahrendt (LVR - ZMB)
Literatur/QuellenTardy – Dictionnaire des horlogers français. Documentation réunie par Tardy. Avec l’apport des travaux de Paul Brateau et de Robert Ardignac, Bd. 2, Paris 1972, S. 378 f.;
Zacher, Inge: Schloss Benrath. Landsitz des Kurfürsten Carl Theodor in Düsseldorf, hrsg. v. Verein Freunde Schloss Benrath e. V., Köln 1999, S. 69;
Zacher, Inge; Krekler, Reinhard: Stiftung Roland Weber für Schloss Benrath. Erwerbungen 1998–2002, Düsseldorf 2004, S. 22 f.
PublikationenDumont1999, S. 69

Kurfürstliche Zeitmesser. Uhren aus der Sammlung von Schloss BEnrath, herausgegeben von Stefan Schweizer, mit Texten von Christian Schnurbus, Düsseldorf 2020, S. 62 ff.
ObjektnummerBEN.B 1998/6
Eigentümer/DanksagungErworben mit Mitteln der "Stiftung Roland Weber für Schloss Benrath".
Stempel/ZeichenLepaute Hger de Roi Position: auf dem Zifferblatt
BEN.B 1976/8 - Prunkpendule "Grand vaze avec tête de lion", Frontansicht
Robert Osmond
Uhrwerk um 1758; Gehäuse um 1765/70
BEN.B 2020/1 - Tischuhr
Wilhelm "Guilleaume" Cornille
um 1770
BEN.B - 1972/19 - Pendule "Der Kuss Amors"
Lopin
um 1775-1785
BEN.B 161 - Diana-Pendule, auf dem Kamin des westlichen Gesellschaftsraums von Schloss Benrath
Pierre Philippe Thomire
um 1820
BEN.B 1999/5 - Carteluhr
Charles-François Barbier le Jeune
um 1770
BEN.GKM-PO-2001/3 - Porzellanpendule mit Blumendekor
Königlich Sächsische Porzellan-Manufaktur <Meißen>
nach 1750
Nordgiebel des Benrather Schlosses mit Uhrengruppe
Johann Jacob Möllinger
um 1770
BEN.B 2006/3 - Pendule "Au Jardinier"
Unbekannt
1820er Jahre
BEN.B 1971/3 - Chinoiserie-Pendule
Julien Joly
um 1750
BEN.B 173 - Konsolpendule
Pierre Caquerelle
nach 1760