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BEN.B 1980/8.1 - Detailansicht des Zifferblatts
Astronomische Bodenstanduhr
BEN.B 1980/8.1 - Detailansicht des Zifferblatts
BEN.B 1980/8.1 - Detailansicht des Zifferblatts
Foto: Christian Schnurbus

Astronomische Bodenstanduhr

ObjektbezeichnungBodenstanduhr
Uhrmacher*in
Datierungum 1715
Material/TechnikHolz (Nussbaum, Nussbaumwurzel, Tanne, Eiche)
Holz (Palisander, Ahorn), Intarsien
Messing
Glass
Stahl
Maße(H x B x T): 233 × 55 × 27 cm
Höhe (Sockel): 65 cm
BeschreibungDiese außergewöhnliche Bodenstanduhr besitzt über ihrem aufwendigen barocken Gehäuse ein Uhrwerk, das neben der eigentlichen Zeitangabe auch astronomische Indikationen aufweist.

Das hohe Uhrgehäuse aus Tannen- und Eichenholz ist mit Nussbaumwurzelholz belegt. Der sich leicht verjüngende Unterbau steht auf vier Kugelfüßen. Auf diesem Sockel erhebt sich ein unten bauchiger Korpus mit einer reich intarsierten Tür, dieden Blick auf die dahinter liegenden Gewichte und das Pendel freigibt. Auf diesem Mittelkorpus ist der Uhrenkopf aufgesetzt, der mittig eine quadratische Glastür besitzt und den Blick auf das reich dekorierte Zifferblatt ermöglicht. Zwei weitere, links und rechts angebrachte Glastüren geben den Blick auf das Innenleben der Uhr frei. Die Ecken des Kopfes werden von vier Voluten eingefasst, das Gehäuse nach oben hin mit einer Bogenverdachung abgeschlossen. Die symmetrischen Einlegearbeiten sind partienweise versilbert oder vergoldet ausgeführt.

Das große Zifferblatt besteht aus einem quadratischen Trägerblech, das den aufgelegten versilberten Zahlenreif mit großen römischen Stundenzahlen trägt. Die vier Ecken um den Ziffernring herum sind mit aufwendigem, reich dekoriertem Messingblech verkleidet. Innerhalb des Ziffernringes sind diverse Zeiger und Öffnungen mit verschiedenen Funktionen angebracht: Neben den beiden großen Stahlzeigern für Stunde und Minute aus der Mitte finden sich hier diverse astronomische Indikationen. Unterhalb der »12« ist in einem bogenförmigen Fenster eine Mondphase angebracht. Ein oberhalb der Mondphase befindliches kleines Fenster weist das Mondalter aus. Zwei links und rechts von der Mondphase angeordnete Hilfszifferblätter besitzen im linken Bereich die Funktion der Regulierung der Ganggenauigkeit, das rechte Hilfszifferblatt ist für die Funktion des Schlagwerkes zuständig und mit ALLES – ORDINARI¬– NIX (Großes Schlagwerk, normales Schlagwerk, Schlagwerk aus) beschriftet. Unterhalb dieser beiden Hilfszifferblätter sind erneut zwei kleine Fenster angebracht. Das linke Fenster zeigt das Datum, das rechte gibt den Monat und die Tierkreiszeichen an. Zwei ornamentierte Öffnungen unterhalb der Zifferblattmitte geben einen Blick auf die Signatur des Uhrmachermeisters frei, im linken Fenster den Vornamen TOMAS, im rechten Fenster den Nachnamen PANDTRÄ. Die beiden Öffnungen erfüllten zugleich die Funktion eines sogenannten Scheinpendels, abwechselnd konnte in den Fenstern der sonst verborgene Schwung des Pendels und somit das Funktionieren der Uhr sichtbar gemacht werden, ohne die Pendeltüre öffnen zu müssen. Die zwei im unteren Bereich des Zifferblattes angebrachten Hilfszifferblätter haben keine Verbindung zum Uhrwerk und dienen vermutlich nur der Symmetrie. Bei 4, 6 und 8 Uhr sind Aufzugslöcher angebracht, die für das Geh- und die beiden Schlagwerke des Uhrwerks erforderlich sind.

Das große, aus Eisenplatinen bestehende Werk steht erhöht auf Eisenfüßen, um¬ das Werk mittig hinter dem großen Zifferblatt zu platzieren. Es wird von kunstvoll gedrehten Messingpfeilern zusammengehalten. Neben dem eigentlichen Gehwerk für die Zeitangabe besitzt das Werk zwei Schlagwerke. Stundenund Viertelstunden werden auf zwei über dem Werk liegende Bronzeglocken angeschlagen. Die Kadratur für den Uhrschlag ist komplett auf der Vorderseitedes Uhrwerkes montiert: auf der rechten Seite ist der Stundenschlag zu sehen, auf der linken Seite der Viertelstundenschlag. Der auf dem Zifferblatt montierte kleine Hebel lässt hier zwei Variationen für den Uhrschlag zu: ALLES bezeichnet hier eine sogenannte Grande Sonnerie, ein großes Schlagwerk. Hier wird nach jeder Viertelstunde die vergangene Stunde geschlagen. Insbesondere in den Nachtstunden war diese Schlagfolge sehr vorteilhaft. Die Position ORDINARI bezeichnet einen »normalen« Viertelstundenschlag in folgender Reihenfolge: Viertelstündlich wird mit zusätzlichen Schlägendie tonhellere Glocke angeschlagen, bei der vollen Stunde nach den erfolgten vier Viertelschlägen die Anzahl der Stunden auf eine tontiefere Glocke. In der Position NIX ist das gesamte Schlagwerk blockiert und still.

Das Gehwerk verfügt nach einem wohl im 19. Jahrhundert erfolgten Umbau über eine ruhende Grahamhemmung. Hier wurde die Ganggenauigkeit der Uhr gegenüber der ursprünglich wohl vorhandenen Hakenhemmung gesteigert. Im Zuge des Umbaues ist die Verbindung zum Scheinpendel auf der Vorderseite des Uhrwerkes verloren gegangen. Als zusätzliche Besonderheit hat das Uhrwerk einen von der linken Seitentüre zugänglichen Hebel, der das Uhrwerk mit Antriebskraft versorgt, währenddessen es von der Zifferblattseite aufgezogen wird. Hierbei wird ein Zurückbleiben der Zeitanzeige infolge von fehlender Kraftvermittlung ausgeschlossen.

Bearbeiter: Christian Schnurbus
KlassifikationAngewandte Kunst / Kunstgewerbe - Technisches Kulturgut
© UrheberCC BY-SA Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International
CopyrightFoto: Christian Schnurbus
PublikationenKurfürstliche Zeitmesser. Uhren aus der Sammlung von Schloss BEnrath, herausgegeben von Stefan Schweizer, mit Texten von Christian Schnurbus, Düsseldorf 2020, S. 98 f.
ObjektnummerBEN.B 1980/8.1
ProvenienzSammlung Prof. Claus-Meyer
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