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Vormärz und Revolution am Rhein
1848 am Rhein - Literatur, Kunst und Politik in Vormärz und Revolution
Vormärz und Revolution am Rhein
Vormärz und Revolution am Rhein

1848 am Rhein - Literatur, Kunst und Politik in Vormärz und Revolution

Die Zeit vor der 1848er-Märzrevolution ist wie keine andere Epoche der deutschen Kulturgeschichte durch eine politische Mobilisierung der Schriftsteller und Künstler gekennzeichnet. Literatur und Kunst wurden zu politischen Kampforganen, "Partei! Partei! Wer wollte sie nicht nehmen!" (Georg Herwegh). Nicht mehr das ästhetische Moment herrschte vor, sondern die Tendenz. Als Medium dienten neue propagandistische Verbreitungsformen: Flugblätter, Lieder, Karikaturen, aber auch das gerade im Entstehen begriffene Feuilleton (seit 1837 in den "Kölnischen Zeitung"). Die Autoren des so genannten "Jungen Deutschland", Heinrich Heine, Karl Gutzkow, Heinrich Laube u.a., entwickelten eine leserfreundliche und dennoch politisch-pointierte Literatur- und Zeitungssprache, die sich mit der strengen Zensur der preußischen Obrigkeit anlegte.

Das Rheinland mit seinen liberalen und frühsozialistischen Blättern und Buchpublikationen war ein Zentrum der politisch-literarischen und publizistischen Auseinandersetzungen. Um die "Barmer Zeitung", die "Rheinische Zeitung", den "Gesellschaftsspiegel" versammelten sich die profiliertesten Literaten der damaligen Zeit. Besonders Autoren aus dem Wuppertal, die die beginnende Industrialisierung hautnah erlebten, Hermann Püttmann, Friedrich Engels, Ferdinand Freiligrath, Adolf Schults oder Georg Weerth waren bestrebt, mit ihren Gedichten und Buchprojekten den politischen Kampf zu munitionieren. Ebenfalls aus dem Wuppertal, und an der Düsseldorfer Akademie ausgebildet, stammte der Maler Richard Seel, der die wohl profiliertesten Karikaturen jener Zeit entwarf, bis heute ist er insbesondere als Erfinder des "deutschen Michels" berühmt.

Einen Höhepunkt in der literarisch-politischen Publizistik stellt die "Neue Rheinische Zeitung" (Köln) unter der Chef-Redaktion von Karl Marx (1848/49) dar, zur Redaktion gehörten u.a. Friedrich Engels, Ferdinand Freiligrath, Georg Weerth und Ernst Dronke. Ebenfalls im Jahr 1848 gab Mathilde Franziska Anneke mit der "Frauen-Zeitung" die erste feministisch orientierte Zeitung Deutschlands heraus, wenn auch nur für kurze Zeit. Zur gleichen Zeit erschien mit den "Düsseldorfer Monatsheften" eine künstlerisch ambitionierte Satirezeitschrift, an der maßgebliche Künstler der Zeit, u.a. aus dem Umkreis der Düsseldorfer Malerschule, mitwirkten.

Die virtuelle Ausstellung im Rahmen des Datenbankprojekts "Rheinkultur" präsentiert ästhetische, archivarische und biographische Materialien, welche versuchen, das gesamte literarisch-politische Feld im Rheinland der 1830er und 1840er Jahre anschaulich zu machen.

Die Ausstellung ist folgendermaßen gegliedert:

1) historische Ereignisse - anhand von Dokumenten und Ereignisblättern wird der Verlauf und das Scheitern der revolutionären Bewegung nachvollzogen

2) Revolutionäre Schriften: Bücher, Zeitschriften und Gedichte

3) Karikaturen: zahlreiche, pointierte Darstellungen von überzeitlichem Witz

4) Düsseldorf - hier bilden die Ereignisse um Ferdinand Freiligraths Gedicht "Die Todten an die Lebenden" und den spektakulären Prozess eine Schwerpunkt

5) Zensur: am Beispiel von Heinrich Heines "Französischen Zuständen" wird gezeigt, wie das Zensursystem in Praxis funktionierte.

Neben Stücken aus der eigenen Sammlung präsentiert das Heinrich-Heine-Institut - mit Dank für die freundliche Genehmigung sowie die Anfertigung und Überlassung der Digitalisate - Bilder und Objekte aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, dem Historischen Zentrum Wuppertal, dem Landesarchiv NRW, der Lippischen Landesbibliothek Detmold, dem Stadtarchiv Düsseldorf, der Staatsbibliothek Bamberg, der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf sowie einer Privatsammlung.